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Investitionsbank Auf dem Weg in die Zukunft

In Sachsen-Anhalt wird es bald weniger Geld von der EU zu verteilen geben. Das verändert auch das Geschäft der Investitionsbank.

02.05.2016, 23:01

Magdeburg l Die Hälfte des Gehaltes von Annika Weißkopf bezahlen gewissermaßen die Steuerzahler der Europäischen Union. Die 29-jährige Betriebswirtin ist als Innovationsassistentin bei der Glaserei Schwan in Magdeburg angestellt. Dem mittelständischen Handwerksbetrieb hilft die junge Frau dabei, Fachkräfte zu gewinnen, Strategien zu entwickeln und Trends zu entdecken, die den Glasbau von morgen bestimmen. „Der Gehaltszuschuss war nicht der entscheidende Grund, Frau Schwan einzustellen“, sagt Geschäftsführer Ingmar Schwan. „Aber er ist eine enorme Erleichterung in der Startphase.“

Die Glaserei Schwan ist ein typischer Handwerksbetrieb in Sachsen-Anhalt. Der Inhaber hat das Sagen, weniger als zehn Mitarbeiter arbeiten ein Auftragsbuch ab, das meistens gut gefüllt ist. Vielen Betrieben fehlt die Zeit, an Ideen zu tüfteln und Innovationen auf den Markt zu bringen. Dabei sollen die Innovationsassistenten helfen. 100 sind im Land seit dem Start des Programms im Mai 2015 angestellt worden. Rund 3,6 Millionen Euro Zuschüsse sind von der Investitionsbank an die mittelständischen Betriebe überwiesen worden, die Absolventen als Ideen-Helfer eingestellt haben.

Ein guter Start, sagt Manfred Maas, Chef des Instituts: „Der Innovationsassistent ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Absolventen hier im Land zu halten.“ Insgesamt sind im abgelaufenen Geschäftsjahr der Investitionsbank allerdings rund 200 Millionen Euro weniger Zuschüsse ausbezahlt worden als im Vorjahr.

Das hat unterschiedliche Gründe: Abgerufene Mittel aus der Hochwasserhilfe sind deutlich zurückgegangen. Nur noch knapp 66 Millionen Euro gewährte die Bank dafür im vergangenen Jahr. 2014 – im Jahr nach der Flut – waren es mehr als 150 Millionen Euro. In Zeiten von niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt würden Unternehmen, die wieder über mehr Eigenkapital verfügten, weniger auf die Förderinstrumente der Bank zurückgreifen, erklärt Maas. Ein weiterer Punkt sind geänderte Förderrichtlinien. Die Europäische Union hat im vergangenen Jahr der Förderung von Großunternehmen einen Riegel vorgeschoben: Einfache Erweiterungen von Großbetrieben werden nicht mehr staatlich subventioniert. Hintergrund: Sachsen-Anhalt gilt innerhalb der Europäischen Union nicht mehr als besonders förderbedürftig. „Das ist der Preis, den Brüssel nach 25 Jahren Aufbau Ost verlangt“, sagt Manfred Maas. Und das verändert das Geschäft der Investitionsbank.

„Der Umbau weiter zur Bank und weiter weg vom Fördermittelverteiler wird große Priorität haben“, so Hinrich Holm, Vorstandsmitglied der Nord/LB, zu der die Investitionsbank Sachsen-Anhalt gehört. Abzusehen ist, dass nach dem Ende der laufenden Strukturfondsperiode 2020 erneut weniger Geld aus Brüssel kommen wird. Das Institut setzt deswegen neben der Fördermittelvergabe schon seit mehreren Jahren auf Darlehen. „Wer ein Darlehen in Anspruch nimmt, muss das auch zurückzahlen. Das ist der Schritt in die Zukunft“, sagt Geschäftsführer Maas.

Bereits im vergangenen Jahr konnte die Investitionsbank durch Zinsen und Tilgungen einen Überschuss von mehr als acht Millionen Euro erzielen. Damit hat die Bank seit ihrer Gründung mehr als 60 Millionen Euro an Rücklagen erwirtschaftet. Das Geld soll die Basis bieten für ein künftiges Kreditgeschäft, das ohne Absicherung aus dem Landeshaushalt auskommen soll, so Maas. Das Geschäft mit Darlehen umfasst mittlerweile 18 Programme.

Für den neuen Finanzminister André Schröder (CDU)ist die Bilanzpressekonferenz der Investitionsbank am Montagvormittag einer der ersten Termine. Mit Blick auf den Überschuss sagt er: „Wenn ich das am Ende der kommenden Haushaltsjahre auch sagen könnte, wäre ich sehr zufrieden.“