Analyse Eine notwendige Nähe

Für Unternehmen und Hochschulen in Sachsen-Anhalt ist es wichtig, dass Wirtschaft und Wissenschaft in einem Ministerium vereint bleiben.

23.03.2016, 23:01

Magdeburg l Es ist visionär gewesen, was dort vor fünf Jahren am Koalitionstisch entschieden worden ist: Sachsen-Anhalt sollte ein Land werden, in dem Unternehmen und Hochschulen gemeinsam neue Produkte und Verfahrenstechniken entwickeln und auf den Markt bringen. Das Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft sollte ein Ort werden, in dem im Hintergrund die Fäden gezogen und Partnerschaften zwischen dem Mittelstand und den universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen angebahnt werden. Nach der Landtagswahl 2011 ist die Integration von Wirtschaft und Wissenschaft eine Entscheidung mit Symbolwirkung gewesen. Fahrlässig wäre es, dieses Experiment nach fünf Jahren nun wieder zu beenden.

Denn die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt ist auf die Arbeit der Forscher angewiesen. Große Konzerne mit milliardenschweren Forschungsabteilungen gibt es nicht, vielen Mittelständlern fehlt für die Entwicklungsarbeit Zeit und Personal. Nur wenn der Mittelstand mit den wissenschaftlichen Zentren des Landes zusammenarbeitet, werden aus guten Ideen innovative Produkte mit Marktreife. Doch auch die Forscher gewinnen: Sie erhalten Impulse für ihre anwendungsorientierten Experimente und eröffnen sich alternative Finanzierungsquellen.

Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen-Anhalt ist die Nähe zwischen Wirtschaft und Hochschulen notwendig. Stichwort: Unternehmensgründungen. Statistiken sahen hier das Bundesland in den vergangenen Jahren stets auf dem letzten Platz. Ein Ministerium, das die Interessen von Unternehmen und Wissenschaft vereint, kann die Schnittstelle sein, um hochwertigen, technologieorientieren Startups den Weg in den Markt zu ebnen. Eine Arbeit, die zwei­fels­oh­ne noch nicht abgeschlossen ist.

Die gute Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen ist auch ein Faktor in der Ansiedlungspolitik. Haben Firmen die Wahl zwischen mehreren Standorten, wird die Verfügbarkeit von Fachkräften ein ausschlaggebendes Kriterium. In den vergangenen Jahren haben in Magdeburg Unternehmen wie IBM bewusst die Nähe zur Universität gesucht. Für die Hochschulen ist das ein Pfund: In ihrer Außendarstellung können sie mit Kooperationsmöglichkeiten für Praktika, Praxissemester oder Abschlussarbeiten in Firmen werben und so noch mehr Studierende nach Sachsen-Anhalt locken.