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Gründer Felgner bläst zur Aufholjagd

600 000 Euro Starthilfe für Gründer hat Wirtschaftsminister Felgner verteilt. Er attestiert dem Gründungsgeschehen „Luft nach oben“.

30.06.2016, 23:01

Magdeburg l Der Ort ist mit Bedacht gewählt. Wirtschaftsminister Jörg Felgner (SPD) steht am Donnerstagnachmittag im Foyer der Experimentellen Fabrik in Magdeburg. In den Stockwerken darüber haben viele junge Forscher und Unternehmen ihre Büros, tüfteln an Ideen, bringen Produkte zur Marktreife. Förderbescheide über 600 000 Euro hat der Minister im Gepäck. Drei Gründerteams will das Land unterstützen. Es ist eine Starthilfe, die zünden muss.

„Sachsen-Anhalt hat bei Existenzgründungen Luft nach oben. Wir müssen uns strecken“, erklärt Felgner. Mit mehr als 80 Millionen Euro will das Land dem Gründungsgeschehen bis zum Ende der Förderperiode im Jahr 2020 auf die Beine helfen. Im Fokus stehen vor allem Wissenschaftler. „Die Hochschulen und Universitäten sind die Brutkästen für Gründer“, sagt Felgner. Zehn Anträge zur Gründerförderung würden derzeit noch bearbeitet. Neun davon haben Gründerteams aus Magdeburg gestellt. Einrichtungen wie das Transfer- und Gründerzentrum (TUGZ) der Universität Magdeburg sollen jungen Menschen mit guten Ideen den Weg in die Marktwirtschaft ebnen.

Christian Rinne hat mit zwei Kollegen ein neuartiges Verfahren entwickelt, um die Leistungsfähigkeit von Brennstoffzellen zu testen. Bislang müssen die Energieträger angebohrt werden. Die Messung dauert dann bis zu zwei Tage. „Unser Prozess dauert nur noch Minuten“, verspricht der 27-jährige Rinne. Zudem werde die Brennstoffzelle dabei nicht beschädigt. Mit 224 000 Euro unterstützt das Land diese Idee. EZM-IntelligencePlus wird sich nun teure Prüfstände leisten können. In den Büros, die von der Universität gestellt werden, will das junge Unternehmen aber zunächst weiter arbeiten.

Die Idee von Henry Schlag begann mit einem Verbrechen: Nach dem Diebstahl seines Fahrrades hätte der 29-Jährige den Drahtesel gerne irgendwie geortet. Das ging aber nicht. Heute macht Schlag Fahrräder und andere Produkte schlau. Zusammen mit zwei Mitstreitern hat er die Firma Longlatec gegründet. Die jungen Unternehmer haben ein Modul entwickelt, das sich in jedes beliebige Produkt integrieren lässt. „Wir liefern das Modul, die Software, zugehörige Sensorik und kümmern uns um die Übertragung der Daten“, erklärt Henry Schlag. 140 000 Euro Fördergeld decken die Entwicklung eines Prototyps. Zudem wollen die Magdeburger zu Messen reisen, um ihre Idee bekannt zu machen.

Mit 224 000 Euro unterstützt das Land auch ein Unternehmen, das metallische Pulver bereitstellt. „Pulvermetallurgie wird künftig viele konventionelle Fertigungsverfahren ersetzen, weil es Ressourcen schont und extrem komplexe geometrische Formen ermöglicht“, erklärt Johannes Schöllhorn, einer der Gründer von Powder Technologies. In ein paar Jahren soll aus dem jungen Startup ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Sachsen-Anhalt geworden sein.