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Landwirtschaft Bauern steht das Wasser bis zum Hals

Bauernverbände haben am Mittwoch vor der Agrarministerkonferenz in Rostock-Warnemünde protestiert.

07.09.2016, 23:01

Rostock (dpa) l Mit einem Protest am Strand der Ostsee haben deutsche Bauern zum Auftakt der Agrarministertagung finanzielle Hilfen gefordert. „Die Landwirtschaft geht baden“, mahnten die Landwirte und forderten bis zum Hals im Wasser stehend: „Stoppt das Höfesterben!“ Hilfen der Politik für die krisengeschüttelte Landwirtschaft in Deutschland stehen im Zentrum des Herbsttreffens der Ressortchefs aus Bund und Ländern in Rostock-Warnemünde. Dabei geht es in erster Linie um die Krise in der Milchwirtschaft.

Seitdem die EU-Milchquote 2015 auslief, die die Liefermengen der Länder begrenzte, gibt es einen Milchüberschuss am Markt. Der Milchpreis ist so gering, dass er nicht mehr die Kosten der Bauern deckt. Die EU hat 2015 und 2016 zwei Hilfspakete für die Bauern über je 500 Millionen Euro beschlossen. Das erste ist verteilt.

150 Millionen Euro aus dem zweiten Paket sollen dazu dienen, die Milchmenge zu verringern. Über die Verteilung des deutschen Anteils an der restlichen Summe – 58 Millionen Euro – wird auf der Ministerkonferenz beraten. Die Bundesregierung verdoppelte den Betrag. Angesichts der Verluste der Milchbauern von vier bis fünf Milliarden Euro sei dies „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz, Mecklenburg-Vorpommerns Ressortchef Till Backhaus (SPD).

Die Protestaktion in der Ostsee war von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Aktion Agrar und der Kampagne Meine Landwirtschaft organisiert worden. Die Verbände forderten die Politik auf, kurzfristig die spürbare Reduzierung der Milchmenge zu unterstützen, damit die Preise sich erholen und das rasante Höfesterben gestoppt wird. In den vergangenen zehn Jahren hätten rund 40 000 Milchbetriebe aufgegeben.

Die Bauernverbände der ostdeutschen Länder fordern geregelte Vertragsbeziehungen zwischen Landwirten und Molkereien. In einem Offenen Brief an den Deutschen Raiffeisenverband und den Milchindustrieverband heißt es, die Molkereiwirtschaft sei aufgefordert, die Milchlieferbeziehungen zwischen Erzeugern und Verarbeitern in einer zeitgemäßen, verbindlichen und vertraglichen Form zu regeln. Diese Forderung sei bereits 2008 gestellt worden.

Ihre Umsetzung sei bisher unterblieben, stellen die Unterzeichner, die Präsidenten der fünf Bauernverbände, fest. „Wir sind der Auffassung, dass die deutschen Molkereien hier in der Bringepflicht sind“, heißt es. Sie wollen, dass die Interessenvertretungs- und Dachverbände der Molkereien bei ihren Mitgliedsunternehmen für die Umsetzung dieser Forderung aktiv und öffentlich einsetzen. Die Bauernverbände könnten nicht länger akzeptieren, dass allein die Erzeuger die Risiken der Milcherzeugung und -verarbeitung tragen.