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Milchpreise 84 Bauern in Sachsen-Anhalt haben aufgegeben

Die Milch im Supermarkt wird teurer - doch die Bauern zittern weiter. Für viele Milchviehhalter ist die Lage weiterhin existenzbedrohend.

14.12.2016, 14:10

Magdeburg (dpa) l Der Milchpreisverfall hat die Betriebe in Sachsen-Anhalt hart getroffen – und die Krise ist aus Sicht der Erzeuger noch nicht vorbei. Allein in diesem Jahr gaben im Land 18 Prozent aller Milchbauern im Land auf, sagte Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) am Mittwoch in Magdeburg. 84 Betriebe stellten die Milchproduktion demnach ein. Rund 360 Milchbauern gibt es noch. Ein Grund für die Aufgaben sei, dass viele Landwirte weitere Geschäftsfelder hätten; etwa den Ackerbau. Viele von ihnen gaben wegen des Milchpreisverfalls die Kuhhaltung auf.

Nach jüngsten Statistiken sank die Zahl der Kühe im Land bis Ende September dieses Jahres binnen Jahresfrist um knapp 9 Prozent. Bundesweit gaben zuletzt demnach rund fünf Prozent der Milchbauern auf. Hauptgrund sei der niedrige Milchpreis, sagte Karsten Hansen vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Der Verband rechnet damit, dass die Entwicklung anhält. Für viele Milchbauern sei die Situation nach wie vor existenzgefährdend.

Die Preissteigerung für Milchprodukte im Supermarkt komme noch nicht vollständig bei den Landwirten an, sagte BDM-Landeschef Peter Schuchmann am Mittwoch. Er warb bei Parlamentariern für den BDM-Vorschlag, die Preisentwicklung EU-weit genauer zu beobachten und bei starken Schwankungen stabilisierend mit Geld einzugreifen. Derzeit sei wegen der schwierigen und langfristigen Lieferbeziehungen mit den Molkereien kein stabiler kostendeckender Erzeugerpreis für Milch in Sicht.

Infografik: Milch wird immer billiger | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista, Referenz

Nach dem Wegfall der EU-weiten Milchquote waren die Preise wegen eines Überangebots in den Keller gerauscht. Zwischenzeitlich bekamen die Landwirte nur noch knapp 20 Cent für ein Kilogramm Milch. Inzwischen zahlen einige Molkereien schon wieder 30 bis 32 Cent. Kostendeckend sind nach BDM-Angaben Preise von mindestens 40 Cent. "Eigentlich bräuchten wir über einen gewissen Zeitraum 60 Cent, um die Außenstände, die der Preisverfall gerissen hat, wieder einzuholen." Das sei jedoch gänzlich unrealistisch.

In der Diskussion um eine Lösung der Milchkrise sagte Agrarministerin Dalbert: "Die Mengenreduzierung ist ein Thema, da kommen wir nicht dran vorbei." Derzeit beteiligen sich bundesweit rund 10.000 der etwa 71.300 Milchviehbetriebe an einer freiwilligen Reduzierung. Dafür bekommen sie mit Hilfe von EU-Mitteln 14 Cent für jedes nicht produzierte Kilogramm Milch. In Sachsen-Anhalt sind gut 110 Betriebe dabei. Das jüngste Anziehen der Milchpreise wird als Erfolg der Maßnahme bewertet.

Der CDU-Abgeordnete Bernhard Daldrup lehnte den BDM-Vorschlag für das Kriseninstrument ab. "Wir können nicht die Milchquote abschaffen, weil wir sie für falsch halten, und sie dann durch die Hintertür in komplizierterer Form wieder einführen", kritisierte er. Stattdessen müsste die Handelsbeziehung zwischen Milchbauern und Molkereien fairer gestaltet werden. Statt der nachträglichen Festlegung der Erzeugerpreise und sehr langen Bindefristen brauche es kürzere Zyklen und auf die Zukunft bezogene Preise, schlug Daldrup vor.