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Fernsehen Luthers Lichtgestalt

Der ARD-Fernsehfilm "Katharina Luther" porträtiert die Frau des Reformators als starken Charakter.

Von Bernhard Sprengel 20.02.2017, 23:01

Hamburg (dpa) l Das Kloster ist für Katharina Luther ein Gefängnis. Die Reformation bedeutet für sie Freiheit. Katharina (Karoline Schuch) kämpft gegen die alltäglichen und geistlichen Zwänge, denen sie als Klosterfrau unterworfen ist. Der historische Film „Katharina Luther“, an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen, erzählt die Geschichte einer Befreiung.

Die spätere Frau des Reformators Martin Luther ist in der Vergangenheit schon oft idealisiert und manchmal auch verteufelt worden. Katharina von Bora (1499-1552), wie sie bis zur Heirat hieß, war die erste Pfarrfrau der Geschichte und diente über Jahrhunderte als Rollenmodell. Allerdings sind nicht allzu viele Fakten aus ihrem Leben verbrieft. Das gibt den Filmemachern Freiraum für eigene Akzente.

Die Kontraste sind stark. In der Eingangsszene hüpft Katharina als kleines Mädchen vergnügt auf dem Pflaster herum. Dann wird sie von ihrem Vater ins Kloster gebracht. Die Türen schließen sich hinter ihr, alles Weinen und Wehren nützt ihr nichts. Jahre später bekommt sie als junge Nonne ein eingeschmuggeltes Exemplar von Luthers Schrift „Von der Freyheith eines Christenmenschen“ in die Hände. Sie flieht aus dem Kloster.

Katharinas Kurs ist klar: Sie will das finstere Mittelalter hinter sich lassen. Wie schlimm dieses Mittelalter für eine Frau ist, vermittelt ihre Ankunft in Wittenberg. Sie gerät in eine Art Kölner Silvesterszene, wird zusammen mit ihren Mitschwestern auf der Straße von Männern bedrängt und begrapscht. Schnelle Schnitte aus der Nahperspektive lassen das Geschehen besonders bedrohlich erscheinen. Doch dann taucht Martin Luther – gespielt von Devid Striesow – auf und rettet sie. „Legt Zeugnis ab von der Tapferkeit dieser Frauen!“, ruft er der Menge zu. „Wer von Rom verstoßen wird, findet hier eine Hand!“

Luthers Aufmerksamkeit erregt sie mit ihrem eigenen Kopf. Es geht um den Bauernkrieg. Luther betont: „Die Bauern haben Blut vergossen. Das ist unverzeihlich!“ Katharina fragt den Reformator daraufhin: „Sie werden doch von ihren Fürsten gezwungen, der Kirche zu folgen. Müssen sie sich da nicht zur Wehr setzen?“ Die Haltung zum Bauernkrieg bleibt das große Konfliktthema des Films.

Als Luther sieht, wie gefangene Bauern in einer Art Dungeon gequält werden, bricht er zusammen. Katharina richtet ihn wieder auf - und hat ihn damit so gut wie erobert. Nach der Heirat bringt sie Luthers heruntergekommene Bleibe, das Schwarze Kloster, wie eine Trümmerfrau in Ordnung.

Der Göttinger Luther-Biograf Thomas Kaufmann meint jedoch: „Mir ist nicht bekannt, dass Katharina hinsichtlich des Bauernaufstandes und des militärischen Einsatzes anders geurteilt hätte als ihr Mann.“

Luthers Judenhass, das wohl schwierigste Vermächtnis des Reformators, kommt im Film nur am Rande zur Sprache. Einmal klagt er, die Juden ließen sich nicht bekehren. Und später, nach dem Tod seiner geliebten Tochter Magdalena, ist er sich sicher: „Es waren die Juden, die jüdischen Ärzte! Die Juden hassen Christus!“ Aber anders als beim Thema Bauernkrieg wird bei ihr keine abweichende Haltung zu den Juden erkennbar. Wobei auch das unhistorisch wäre. Der im Film nicht thematisierte letzte Brief Luthers an seine Frau legt nämlich nahe, dass sie seinen Judenhass durchaus teilte. Kirchenhistoriker Kaufmann ist der Ansicht, „dass beide sich in obsessiver Judenfeindschaft einig waren“.