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Ausstellung beim MDR Skulpturen aus der Ziegelei

Kunst aus Ton hat in Hundisburg Tradition. Die Ergebnisse der Werkstatttage sind bis zum 2. Juni im Magdeburger MDR-Funkhaus zu sehen.

Von Klaus-Peter Voigt 02.05.2016, 23:01

Magdeburg l In der Atelierscheune der Ziegelei Hundisburg arbeiteten im Sommer 2014 sechs Künstler. Es war das 14. Symposium dieser Art. Für manchen brachte der Wechsel aus der gewohnten Umgebung neue Ideen, andere experimentierten im ungewohnten Metier und ließen sich dabei auch von Neugierigen über die Schulter schauen. Das Herangehen entspricht dem Ansatz des Keramiksymposium „Terra Arte“.

Vor 22 Jahren aus der Taufe gehoben hat es sich etabliert. Mehr als 70 Künstler nicht nur aus Deutschland sondern auch aus Belgien, Nikaragua oder Polen kamen seitdem in die Börde, konnten dort arbeiten, erhielten ein kleines Stipendium, nutzen die Möglichkeit zum Gedankenaustausch. Dass sich der Landkreis trotz knapper Haushaltslage nicht davon verabschiedet hat, scheint ein gutes Zeichen. 6000 Euro des Gesamtbudgets von 24 000 Euro muss er allein aufbringen. Zuschüsse gibt es vom Land, private Sponsoren bringen sich ein. Der Förderverein Technisches Denkmal Ziegelei Hundisburg wirkt als Co-Veranstalter. Nun im Funkhaus die öffentliche Präsentation der Arbeitsergebnisse. Eine interessante Mischung von Objekten ist nicht allein in den vier Wochen des Symposiums entstanden.

Der bearbeitete Ton musste trocknen, geduldig gebrannt und anschließend weiter bearbeitet werden. Das dauerte seine Zeit, lässt „Terra Arte“ zu einen Prozess der Entschleunigung sein. „Wir suchen nach spannenden Orten, um das dann auch zu zeigen“, sagt Kuratorin Christine Dorothea Hölzig. Man sei froh, den wieder in Sachsen-Anhalt gefunden zu haben. Danach nehmen die beteiligten Künstler ihre Arbeiten in ihren Besitz.

Im Bördekreis bleiben der Katalog und Fotos zurück. Bedauerlich, denn das Potenzial der vielfältigen Herangehensweisen, des Flairs der mitunter unkonventionellen Materialbearbeitung, verlangt förmlich nach einer dauerhaften Bewahrung im Umfeld der Ziegelei. Da scheint es überlegenswert, dass jeder Künstler ein Stück als Anerkennung für die guten Bedingungen dem Ausrichter der Wertstatttage überlässt.

Eine ganze Galerie von Möpsen hat Reinhard Thürmer aus Mecklenburg-Vorpommern geschaffen. Eigentlich dem Holz verschrieben ging der Bildhauer souverän mit dem weichen Material um. In Hundisburg setzte er eine lange schon geplante Hommage an die gezeichneten Figuren von Loriot um. Sabine Heller aus dem brandenburgischen Sieversdorf widmet sich der keramischen Plastik. Dabei steht das Figürliche im Vordergrund. Wie jedes Stück gelungen ist, wie die Farben durch die Hitze aussehen, hält sie für einen spannenden Prozess, der unsichtbar und durchaus überraschend erst im Brennofen bei 1000 Grad Celsius geschieht.

Zerbrechlich wirken die Plastiken von Roswitha Bühler aus Jerichow. Mit Fingerspitzengefühl fügte sie kleine Tonplatten zu Figuren zusammen, beweist, wie gut sie mit dem Material umgehen kann. Auch bei ihr geschieht die Abstraktion sehr behutsam, beschränkt sich auf die Verknappung der Konturen.

Die Dresdnerin Silke Wobst beschäftigt sich nach langer Zeit wieder einmal mit Ton. Vornehmlich aus Holz und Papier schafft sie im eigenen Atelier normalerweise Objekte und Installationen. „Es macht mir Spaß, einfach einmal Zeit für Experimente zu haben“, sagt sie. So entstehen Objekte, die an Gitter erinnern. Die Idee dafür kam ihr im Hundisburger Barockgarten mit seinen klaren Strukturen.

Das 15. Symposium „Terra Arte“ auf der Hundisburg beginnt am 31. Mai. Auch in diesem Jahr beteiligen sich daran sechs Künstler aus Deutschland und den USA.