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Journalist Uwe Rada beendet mit einer neuen Fluss-Biografie seine Trilogie Die Elbe als Grenzfluss und Erinnerungsort

Von Grit Warnat 14.08.2013, 03:11

Über die Memel und die Oder hat Uwe Rada bereits Bücher geschrieben. Jetzt nimmt der Berliner Journalist den Leser mit auf eine Reise entlang der Elbe und beendet mit vielen Blicken in die Geschichte seine Fluss-Trilogie.

Magdeburg l Josef Novák, der Großonkel von Uwe Rada, hatte in Zeiten des Kalten Krieges den tschechischen Politiker Ladislav Karel Feierabend mit seinem Elbkahn nach Hamburg gebracht. Es ist eine Fluchtgeschichte aus seiner eigenen Familie, mit der der Autor in das Buch einsteigt - ein Prolog als persönliche Verbindung zum Strom. Und ein Ergebnis dreijähriger Recherche.

Mit dieser Vorgeschichte zeigt Rada bereits, dass sich die Elbe auch in Zeiten des Kalten Krieges nicht an Grenzen gehalten hat, die ihr auferlegt worden sind. Immer wieder findet sich der Grenzgedanke wieder: Von der Zeit Karls des Großen und der Sachsenkönige bis hin zur 94 Kilometer langen Staatsgrenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik. "Grenzschicksale an der Elbe gab es schon vor mehr als 2000 Jahren - ohne sie hätte die Elbe gar nicht zum Symbol der deutschen Teilung werden können", schreibt Rada.

Bei Schiller fließt die Elbe "als Ganzes von Loschwitz bis Hamburg", und doch haben Grenzen das Bild des Flusses geprägt. Adenauer hat einst gar die Vorhänge zugezogen, wenn er mit dem Zug die Elbe überquerte. Für ihn war der Fluss nicht nur politische, sondern auch kulturelle Grenze. "Asien steht an der Elbe", zitiert Rada aus einem Brief Adenauers aus dem Jahr 1946.

Faszinierender als diese Grenzgedanken sieht Rada aber das Verbindende wie das Rathaus in Hamburg, das aus Elbsandstein gebaut wurde. Und zwei Geisteshaltungen begegneten sich. Rada nennt sie Rausch und Nüchternheit und meint die barocke Sinnesfreude in Sachsen und das preußisch-nüchtern Hanseatische. In der Architektur weichen die sandsteinweichen Bauten in Sachsen auf dem Weg in den Norden dem Backstein. "Kein Feuerwerk der Sinne wird mehr abgefeuert, verkündet wird die Botschaft von Maß und Mitte." Zwischendrin das sich entziehende Dessau, das Bauhaus und Wörlitz mit dem Gartenreich. Rada: "Dieser Abschnitt fordert die Sinne."

Dresden, Meißen, Magdeburg, der Naturraum Biosphärenreservat Mittelelbe, Hamburg, immer wieder detailreiche Begegnungen mit Kultur, Geschichte und Menschen. Axel Kahrs gehört zu diesen Begegnungen, ein literarischer Chronist der Elbe, so nennt ihn Rada, weil er Gedrucktes über den Strom sammelt, darunter so manchen Text, der der Elbe das Image des Langweilers in der Welt unserer Flüsse bescheinigt.

Langweiler? Radas Flussbiografie hält dagegen. Sie strotzt vor Geschichte und Geschichten, ist lehrreich und lädt ein, den Fluss und seine Ufer zu erkunden.