1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Eine Verfolgungsjagd in der Geisterbahn

Die Fernsehserie "Spuk unterm Riesenrad" erlebt als Open-Air-Theater ein Comeback Eine Verfolgungsjagd in der Geisterbahn

06.07.2012, 03:19

"Spuk unterm Riesenrad" ließ tausende Kinderherzen höher schlagen. Die erfolgreiche DDR-Kinderserie entführte die kleinen Zuschauer auf einen echten Rummel. Nun gibt es ein Spuk-Comeback.

Berlin (dpa) l An windigen Tagen dreht sich das rostige Riesenrad heute noch wie von Geisterhand. Dann ächzt der Stahl laut auf und es wird gruselig im Berliner Plänterwald. Einst war das mehr als 40 Meter hohe Rad Kulisse für eine beliebte DDR-Kinder-Fernsehserie, die später auch ins Kino kam: "Spuk unterm Riesenrad".

Nun kehrt ein Theaterstück unter dem gleichen Titel an den Ort des Geschehens zurück - und haucht einem verwunschenen Areal wieder Leben ein.

Der Rummelplatz im Plänterwald war am 4. Oktober 1969 als "VEB Kulturpark Berlin" eröffnet worden. Nach dem Mauerfall übernahm eine Schaustellerfamilie das Areal und eröffnete 1992 den Spreepark. 2002 ging dieser pleite. Seither liegt das Gelände brach und ist einer der verlassensten Orte Berlins.

Die zugewucherte Achterbahn, die umgestoßenen Dinosaurier-Figuren: Was früher Kinderattraktionen waren, zieht heute nur noch Hobby-Fotografen für bizarre Schnappschüsse an.

Heute feiert "Spuk unterm Riesenrad" Premiere als Sommertheater - Open Air und am Originalort der TV-Serie im Spreepark: "Das ist der Wahnsinn", freut sich Regisseurin Anne Diedering. "Der Schauplatz spricht für sich." Dorthin fahren in der Handlung die Geschwister Keks und Tammi, um ihre Großeltern zu besuchen. Die betreiben im Spreepark eine Geisterbahn und haben drei neue Figuren - Riese, Hexe und Rumpelstilzchen - als Attraktion erworben.

Als Keks und Tammi mit ihnen allein sind, erwachen die Figuren nach einem Missgeschick plötzlich zum Leben. Die Kinder wollen sie wieder einfangen. Aber Riese, Hexe und Rumpelstilzchen wollen keine Statisten in einer Geisterbahn sein. So beginnt eine spannende Verfolgungsjagd.

Für Produzentin Eva-Maria Brück-Neufeld war es nicht einfach, vom Bezirksamt Treptow-Köpenick die Genehmigung für das mehrwöchige Spektakel zu erhalten. Viele E-Mails und Telefonate seien notwendig gewesen, sagt sie. Herumtoben zwischen verfallenen Fahrgeschäften ist schließlich gefährlich.

Auf dem Gelände lasten Millionen Euro Schulden

Deshalb ist der Spreepark normalerweise geschlossen. Nur auf geführten Touren dürfen Besucher einen Blick auf das Gelände werfen, das zu DDR-Zeiten bis zu 1,7 Millionen Besucher pro Jahr anlockte.

Nach der Spreepark-Pleite hatte sich Chef und Rummelkönig Norbert Witte samt Karussells nach Peru abgesetzt. Zwei Jahre später wurde er in Berlin wegen Kokain-Schmuggels zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er hatte sich auf einen Deal eingelassen und 167 Kilogramm der Droge in den Mast des "fliegenden Teppichs" eingeschweißt.

Auf dem Gelände im Plänterwald lasten bis heute mehrere Millionen Euro Schulden. Deshalb passierte dort zuletzt fast gar nichts.

Vom 6. bis 29. Juli heißt es nun: Vorhang auf fürs Kindertheater, mitten im Grünen. Bis zu 240 kleine und große Gäste passen pro Vorstellung auf die überdachten Zuschauerränge, auch bei Regen wird gespielt. An Jahrmarktbuden ringsum gibt es Zuckerwatte und Softeis, in der Pause können die Kinder sich im Dosenwerfen probieren.

"Das wird ein richtiger kleiner Rummel", sagt Eva-Maria Brück-Neufeld bei einer der letzten Proben für die Schauspieler. Riese, Hexe und Rumpelstilzchen huschen schon durchs Gehölz. Über ihnen ächzt das rostige Riesenrad.

Vom 6. bis 29. Juli gibt es über 20 Vorstellungen, die letzten beiden auch für Gehörlose. Die Tickets kosten laut Veranstalter zwischen 9 und 24 Euro.