1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Der unsichtbare Feind

Theater Der unsichtbare Feind

„George Kaplan“ von Frédéric Sonntag feiert Premiere am Schauspielhaus Magdeburg.

Von Gisela Begrich 05.02.2017, 23:01

Magdeburg l Der französische Autor thematisiert das Verhältnis von Realität und Fiktion in ihrer Wechselwirkung und gegenseitigen Beeinflussung. Im Zeitalter der Fake News wahrlich von hoher Brisanz.Was die Aufführung, die sich in drei Modulen präsentiert, eigentlich will, was das Ganze bezweckt und welchen Nutzen die Rezipienten daraus ziehen sollen, darüber kann man genausoviel und aneinander vorbei diskutieren, wie es die drei Damen und zwei Herren, mit den alle Unterschiede eliminierenden Clownsmasken ( Ausstattung Heike Mondschein), im ersten Teil tun: Leute, die was ganz Verrücktes und Aufsehenerregendes schaffen wollen, wenn sie auch unterschiedlichster Meinung sind, was es wirklich werden soll: das, die oder der George Kaplan.

Szenenwechsel: In der nächsten Abteilung sind die fünf Darsteller, nun ohne Clownsmaske, Personen eines Kreativ-Teams und entwerfen, unter anderem, verschiedene Szenarien für Staatsstreich und Umsturz. Sind die Personen die gleichen oder ganz andere? Im letzten Aufzug dann präsentieren sich die Akteure im selben Kostüm, aber mit großen schwarzen Brillen.

Befinden sie sich in honorigen Positionen? Sitzen sie in einem unsichtbaren Gremium, welches man in Verschwörungstheorien gerne als eine Zentrale deutet, wo hinter verschlossenen Türen die Geschicke der Welt gelenkt werden?

Immer stellt sich die Frage, wer ist dieser Georg Kaplan, aber auch die, wer sind tatsächlich jene, die sich dieses Phantoms bedienen möchten.

Die karge Spielfläche ist mit vier drehbaren Stellwänden bestückt, mehrere Monitore signalisieren eine heutige oder sogar zukünftige Welt. Das vermittelt eine diffuse und nebulöse Atmosphäre.

Die fünf Akteure Raphael Kübler, Marie Ulbricht, Timo Hastenpflug, Pia-Micaela Barucke, Maike Schroeter sind ganz auf sich und ihr Spiel gestellt, außer einer Kamera und Mikrofonen keine Requisiten. Sie präsentieren einen Abend, der diszipliniert in hohem Tempo ohne Pause abläuft.

Die Figuren, vom Autor nur als A, B, C, D und E bezeichnet, bieten wenig Chancen zur individuellen Rollengestaltung.

Es geht nicht eigentlich um die Personen, sondern um die Vorgänge. Darsteller und Regie nutzen die Vorgänge, wo immer es sich anbietet, zur komödiantischen Ausgestaltung der Situation. Das trifft besonders auf den ersten Teil zu, wo die Masken es geradezu herausfordern, auf Elemente aus dem Repertoire von Clowns zuzugreifen, um das Chaos der Gruppe amüsant zu zelebrieren. Im zweiten Modul setzt das Team der Macher stärker auf Auseinandersetzung. Politische Schlagzeilen erhalten Gewicht und erzeugen gewiss Signalwirkung bei einem informierten Publikum.

In der dritten Abteilung bekommen die Monitore und eine Kamera Bedeutung. Anfänglich erscheinen die Personen nur per Bildschirm. Jedoch verfremdet die Art des Bildschnitts die diskutierten Gefahren ins Heitere. Vergnügen löst es auch aus, als, das ist die Schlusspointe, die erdachte Figur Georg Kaplan per Kamera unter den Zuschauern ermittelt wird. Die Materialisierung der Fiktion George Kaplan als Fakt der Wirklichkeit wird als theatralischer Hype serviert. Wie unter einem Brennglas zeigt sich hier der Gestus der Inszenierung: Spaß statt Beklemmung, Bedrohung, Angst. Wir lachen uns die Gefahren dieser Welt weg.