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Ost-West-Gefälle Sammlerpaar hortet Tausende Schmuck- und Ostereier

Vom Ornament aus 12 000 Strohpartikeln bis zum Zebrafinkenei: Seit 45 Jahren sind Edith und Waldemar Breitkreutz von Ostereiern fasziniert - gefunden haben sie seither mehr als ein Museum.

Von Andreas Göbel, dpa 10.04.2017, 09:36

Gotha (dpa) - Behutsam nimmt Edith Breitkreutz ein großes rotes Straußenei aus dem Nest auf dem Kaffeetisch in ihrem Wohnzimmer. Bei genauem Hinsehen werden die filigranen Muster aus millimetergroßen Strohpartikeln sichtbar.

"Dieses Ornament besteht aus etwa 12 000 aufgeklebten Strohteilen, handgemacht von meinem Mann", sagt Breitkreutz, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Waldemar in den vergangenen 45 Jahren im thüringischen Gotha eine der größten Eiersammlungen Deutschlands zusammengetragen hat.

Rund 10 500 Schmuck- und Ostereier soll ihre Sammlung umfassen. Selbst das Ostereimuseum Sonnenbühl in Baden-Württemberg hat nach Auskunft von Leiterin Anna Barkefeld nur etwa 9000 Eier in seinen Depots. "Wir haben 85 Länder bereist und aus jedem mindestens ein Ei mitgebracht, auch Weihnachten ist ohne ein Osterei unter dem Baum kein richtiges Weihnachten", sagt Edith Breitkreutz.

Vom winzigen Zebrafinkenei mit eingearbeiteten Miniaturen über exotische Nandu-Eier mit vergoldeten Kreuzwegs-Szenen bis hin zum gigantischen Ei des ausgestorbenen Elefantenvogels ist jede Größe vertreten. Auch in Gestaltung und Materialwahl sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Filigrane Bernsteineier finden sich ebenso wie Nachbildungen der legendären Fabergé-Eier und Kunstwerke aus Holz, Porzellan, Metall oder Glas. Schon wegen der schieren Größe der Sammlung sind die meisten Stücke schon lange in einem Museumsdepot untergebracht, wo sie sicher verwahrt werden.

"Eigentlich war ich damals auf der Suche nach neuen Verzierungsmöglichkeiten für Ostereier, die ich mit den Kindern meiner Pioniergruppe machen konnte", erinnert sich Edith Breitkreutz an den ersten Kontakt mit dem Ei. "Wenn einen die Leidenschaft erst einmal gepackt hat, ist dieses Virus schwer wegzukriegen."

Eine Einschätzung, die viele Menschen teilen, die ebenfalls vom Ei-Fieber gepackt wurden - etwa die Künstlerin Ute Schmidt, die in ihrer Freizeit Eier verziert. Zwischen zwei Stunden und 14 Tagen sitzt sie an einem Modell - abhängig vom Detailreichtum. Sie sagt: "Künstlerisch ist das wirklich sehr anspruchsvoll, vor allem Gebäude sind auf der gerundeten Oberfläche sehr schwierig darzustellen."

Eierkunst im Hauptberuf betreibt Jana Wendt aus Lierschied nahe der Loreley. "Etwa zwei Drittel meiner Arbeit als freie Künstlerin besteht mittlerweile aus dem Bemalen von Eiern", sagt die gelernte Porzellanmalerin. "Die Form hat für mich einen besonderen Reiz, außerdem ist das Zerbrechliche dieses Werkstoffs sehr spannend." Zudem gebe es immer wieder Überraschungen - wenn etwa eine 96-jährige Dame ein Ei mit Lkw-Bild bestellt.

"Wir beobachten, dass das Interesse am Thema Ei ständig wächst", erklärt Barkefeld vom Ostereimuseum Sonnenbühl. Bis zu 9 500 Besucher kämen jedes Jahr in ihr Museum. Der Trend gehe derzeit weg von traditionellen hin zu modernen Motiven wie Comics.

Was anhalte, sei ein deutliches Ost-West-Gefälle, sagt Edith Breitkreutz: Während im Westen fast jede größere Stadt Ostereierbörsen veranstalte, setze sich das Phänomen im Osten nur zögerlich durch. Andere Menschen für die abwechslungsreiche Welt des Eis zu interessieren, gehört deshalb ebenfalls zur Mission der Familie Breitkreutz.

Dank ihrer riesigen Sammlung können sie auch Spezialausstellungen anbieten - etwa zu erotischen Eiern, Stücken aus Ozeanien oder im kommenden Jahr zum Todestag der russischen Zarenfamilie. Früchte hat die Passion schon getragen: "Wenn wir mal nicht mehr können, werden unsere Kinder und Enkel die Sammlung weiterführen. Die Pläne, das alles mal einem Museum zu übergeben, sind vom Tisch. Wir sind sehr glücklich, dass diese Leidenschaft in der Familie bleibt."