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Steine umgelegt „Das ist Grabschändung“

Bei einer Ortsbegehung auf den Friedhöfen von Möser hat man festgestellt, dass etwa 20 Steine umgelegt worden sind.

Von Thomas Rauwald 19.03.2016, 06:00

Möser l Bernd Dolgner aus Burg steht vorm Familiengrab auf dem Körbelitzer Friedhof. Seine Großeltern sind dort beerdigt worden und auch seine Mutter. Tränen stehen in seinen Augen. Der Grabstein ist nach hinten umgelegt worden. Wie bei fünf anderen Gräbern auf diesem Friedhof auch. „Das ist Grabschändung“, entfährt es ihm.

Von Familienangehörigen, die Körbelitz wohnen, ist der Burger informiert worden. Er fotografiert die Grabstelle. „Am Montag gehe ich zur Polizei und mache eine Anzeige.“

Von der Aktion ist Bernd Dolgner persönlich nicht infomiert worden. Er ist schockiert und kann nicht verstehen, dass man so verfahren muss. „Wenn die Verwaltung Gebühren haben will, kennt sie meine Adresse ja auch.“ „Wenn er Bescheid gewusst und man ihm eine angemessene Frist zur Reparatur des schief stehenden Grabsteins gegeben hätte“, fügt er an, „dann wäre eine solch pietätlose Hauruck-Aktion nicht nötig gewesen.“

Am Mittwoch sind die Friedhöfe der Gemeinde turnusgemäß durch Mitarbeiter des Bauhofes und des zuständigen Bereichs inspiziert worden, sagte gestern auf Volksstimme-Anfrage Bürgermeister Bernd Köppen. Und weiter: Die Gemeinde müsse aus versicherungstechnischen Gründen solche Begehungen machen. Darüber werde auch ein Protokoll geführt. Werden Steine festgestellt, von denen eine unmittelbare Gefahr ausgeht, seien sie unverzüglich umzulegen. Dann werden die Angehörigen schriftlich infomiert und erhalten eine Frist gesetzt, in der die Grabanlage wieder zu sichern ist.

Der Körbelitzer Ortsbürgermeister Eckhard Brandt kann sich auch eine andere Verfahrensweise vorstellen. Auch er ist persönlich betroffen, spricht aber für alle Angehörigen jener sechs Gräber, auf denen die Steine umgelegt worden sind. „Das gehört sich so nicht. Das ist eine pietätlose Störung der Totenruhe.“ Erst müssten die Angehörigen informiert werden, und zwar persönlich, nicht nur über die Zeitung oder über Amtsblätter. Er sei noch am überlegen, ob er eine Anzeige erstatten wird. Zunächst habe er aber unverzüglich die Polizei von der Aktion in Kenntnis gesetzt. Brand will erst einmal die Position der Polizei abwarten und auch mit der Verwaltung im Gespräch bleiben.

Auch der Ortsbürgermeister von Schermen, Marko Simon, hatte sich am Donnerstag einen Eindruck von der Situation auf dem örtlichen Friedhof verschafft. Fünf Grabsteine sind dort umgelegt worden. Andere tragen Aufkleber, dass sie gefährdet seien. Simon selbst habe das nachgeprüft und meint, dass man schon recht kräftig sein müsste, um diese Steine ins Wanken zu bringen. Ein Friedhofsbesucher war geschockt, berichtet Simon, fand für ein solches Handeln kein Verständnis.

Erst am vergangenen Wochenende ist im Mitteilungsblatt der Gemeinde die geplante Aktion angekündigt worden. Nur wenige Tage später ist sie bereits vollzogen. Die Bürger, die die Ankündigung gelesen haben, hatten kaum eine Chance, selbst vorab die Gräber zu kontrollieren und tätig zu werden.

Diesen Mangel sieht auch Gemeindebürgermeister Köppen ein. Im nächsten Jahr werde man das langfristig ankündigen und auch zusätzlich Aushänge machen. Dann können die Bürger langfristig reagieren.