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Jerichower Land Vom holprigen Straßenbau

Beim Straßenbau im Jerichower Land liegt einiges im Argen.

Von Falk Heidel 30.03.2016, 07:00

Redekin/Dornburg/Rosian l In Redekin beklagen sich die Menschen, dass Versprechungen nicht gehalten werden. Auf der anderen Seite droht ein Chaos zwischen Schopsdorf und Tucheim.

Zukunft und Mittelalter trennt auf der Karl-Liebknecht-Straße in Redekin eine Linie am Übergang von modernem Asphalt zum Jahrhunderte alten Kopfsteinpflaster an der Kirche. „Diese Straße sah schon so aus, als der alte Bismarck auf dem Weg zu den Deichen durch unser Dorf kam“, erzählt Anwohner Alfred Magnus.

Der Rentner kämpft seit Jahren um die Sanierung dieser Kreisstraße in Richtung Neuredekin. Er sagt: „Die Chaussee ist derart marode, dass unsere Häuser vom holpernden Lkw-Verkehr Risse bekommen und sich Pkw an den erhöhten Gullydeckeln den Unterboden zerstören.“ Nach jahrelangem Kampf gab es vor drei Jahren endlich die frohe Botschaft: Ein erster Abschnitt der Straße wird grundhaft ausgebaut.

Vor genau einem Jahr gab es den feierlichen Banddurchschnitt als Festakt für die Fertigstellung der ersten 200 Straßenmeter für 270 000 Euro. Alfred Magnus bekam eine Schere in die Hand, um für das Foto ein Stück rotes Band zu durchtrennen. Heute sagt er: „Seit diesem Tag hat sich hier kein Verantwortlicher mehr blicken lassen.“ Im Ohr hat er die damaligen Versprechungen des Landkreises: Noch im Jahr 2015 sollte mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden. Der dritte sei im Mehrjahresprogramm für 2018 eingeplant.

Aktuell kommt die ernüchternde Nachricht aus dem Bauausschuss des Kreistages. Dort sagte Landkreis-Vorstand Bernd Girke: „Vor 2018 wird es keine Fortsetzung der Bauarbeiten an dieser Straße geben.“

Die Gründe dafür liegen in der desaströsen finanziellen Ausstattung des Landkreises durch die CDU/SPD-Landesregierung in Magdeburg. Für Sanierung und Werterhaltung sämtlicher Kreis- und Kommunalstraßen im Jerichower Land gibt es lediglich 1,5 Millionen Euro Fördergeld. Doch dieses wenige Geld (inklusive Gegenfinanzierung aus dem Haushalt) darf der Landkreis nicht gemäß einer Prioritätenliste ausgeben. Finanzieren muss er zunächst sogenannte Kreuzungsvereinbarungen für Bauarbeiten an den Bundesstraßen.

Aktuell betrifft dies die B1-Bauarbeiten in Burg und Genthin. Landrat Steffen Burchhardt: „Danach bleibt nicht mehr viel Geld übrig. Die Landesregierung nimmt uns mit ihren Vorgaben den Ermessensspielraum.“ Und: „Es gibt kaum einen 100. Geburtstag auf dem Dorf, wo ich nicht auf die schlechten Straßen angesprochen werde.“

Ähnlich den Menschen in Redekin warten auch die Leute in Rosian auf den Beginn des zweiten Bauabschnitts an der Kreisstraße. Im Juni 2012 erfolgte in der Ortschaft die offizielle Einweihung des ersten Bauabschnittes der innerörtlichen Kreisstraße von Rosian.

Der damalige  Landrat Lothar Finzelberg erklärte an dem Tag vor zahlreichen Rosianern, dass sich an den ersten Bauabschnitt nun der zweite zügig anschließen könnte. Das hätten Vorgespräche zur Prioritätenliste der kreislichen Straßenbaumaßnahmen 2012 ergeben. Bis heute warten die Rosianer vergeblich darauf, dass der weitere Verlauf der Kreisstraße saniert wird. Allerdings kommt aktuell Bewegung in dieses Vorhaben. Landkreis-Vorstand Bernd Girke zufolge sind die Kosten für den zweiten Bauabschnitt im aktuellen Haushalt des Jerichower Landes verankert. Noch ist dieser Haushalt nicht vom Kreistag abgesegnet, weil das Papier noch nicht vorliegt.

Den Grund nannte Landkreis-Vorstand Bernhard Braun kürzlich im Kreisausschuss: „Viele Neubewertungen im Zuge der Eröffnungsbilanz führen zu Verzögerungen. Dies betrifft unter anderem die Kreisstraßen.“ Zuvor hatten Brauns Mitarbeiter einen anderen Berechnungsweg gewählt, der vom Landesverwaltungsamt beanstandet wurde. Nach jetzigem Stand soll der Haushalt im Sommer vorliegen.

Unabhängig davon kritisierte Kreistagsmitglied Frank Krehan (Freie Wähler) die Aufteilung der Baumaßnahmen im Jerichower Land: „Gebaut wird im Norden und der Mitte des Landkreises. Der Süden geht bis auf kleinere Ausnahmen leer aus. Ganz oben auf die Liste gehört aus seiner Sicht die Ortsdurchfahrt in Prödel. Konkret geht es um 650 Meter Straße mit einem Kostenvoranschlag in Höhe von 550 000 Euro. Handlungsbedarf sieht Krehan zudem bei der Ortsdurchfahrt Pöthen.

Mario Langer (Die Linke) sagte im Bauausschuss: „Mir tun die Leute in Dornburg leid. Sie müssen sich alle zwei Jahre ein neues Auto kaufen, weil die desolate Chaussee ihre Stoßdämpfer ruiniert.“

Auf der anderen Seite steuern wir in chaotische Zustände an den Stellen, wo demnächst gebaut wird. Zu Beispiel in Tucheim. Hier wird im April die Fahrbahndecke saniert, bevor der große Umleitungsverkehr ins Dorf kommt. Dies passiert mit Beginn der Bauarbeiten zwischen Magdeburgerforth und Brandenburger Landesgrenze. Schwierig wird es, weil parallel in Brandenburg die Landesstraße zwischen Autobahnabfahrt und Ziesar erneuert wird. Dauern sollen die Bauarbeiten rund um Schopsdorf bis Ende Oktober. Gleichzeitig sind die Straßen in Tucheim auch Umleitungen für die Bauarbeiten an der Burger Umgehungsstraße.

Für Alfred Magnus aus Redekin sind solche Probleme ganz weit weg. Er fordert umgehend Bauarbeiten an der Liebknecht-Straße in seinem Ort: „Ich möchte nur, dass die Versprechungen, die uns hier gemacht wurden, auch eingehalten werden.“