Müllsammler Traurige Tradition

Seit 22 Jahren sammeln die Gerwischer Müll im Schutzgebiet. Schön, dass viele helfen - oder zum Haare raufen, weil es notwendig ist?

Von Christian Jäger 12.04.2016, 16:00

Gerwisch l Auch in diesem Jahr rief die SPD-Ortsgruppe um Dirk Haake sowie Ortsbürgermeisterin Karla Michalski wieder dazu auf, die Natur im Landschaftsschutzgebiet um Gerwisch vom Müll zu befreien. 25 Helfer folgten dem Aufruf zur Aktion, die laut Haake längst schon zur „Institution“ geworden ist, „mit traurigem Hintergrund“. Doch das Positive überwiegt. „Man ist in der Natur, vollbringt eine gute Tat, führt interessante Gespräche und sammelt nebenbei Müll.“

Gelohnt hat sich der Frühlingsputz auf jeden Fall, auch wenn es schon schlimmere Jahre gab. „In diesem Jahr war insgesamt etwas weniger Müllaufkommen zu verzeichnen. So waren zum Beispiel ‚nur‘ vier Autoreifen in der Landschaft verteilt“, sagte Haake. „Dafür wurden neben dem üblichen Kleinmüll, wie Schnaps- und Bierflaschen oder Zigarettenpackungen, auch Teppiche, Schrankteile und mehrere große Säcke voll mit vollen Windeln entdeckt.“ Den Humor verlor Dirk Haake angesichts der ekligen Windeln nicht: „Es ist ein gutes Zeichen für die Bevölkerungsentwicklung von Gerwisch. Jetzt muss nur noch den Verantwortlichen vermittelt werden, wie Windeln ordnungsgemäß entsorgt werden.“

In diesem Jahre fanden die „Putzteufel“ aber auch einige tote Tiere des Schutzgebietes: Einen Marder, ein halbes Reh und in einem Sack verpackte, nicht verwertbare Reste eines Wildschweins, die schon einen strengen Verwesungsgeruch ausströmten.

Trotz ekliger Gerüche und Funde waren die 25 Helfer mit Herzblut und guter Laune bei der Sache, zumal das frühlingshafte Wetter mitspielte. Als wolle die Natur danke sagen. „Insgesamt war es (leider) wieder eine erfolgreiche Aktion. Die Teilnehmer hatten viel Spaß. Es gab anregende Gespräche und so ganz nebenbei viele interessante, historische und aktuelle Informationen über Gerwisch und Umgebung durch Ortsbürgermeisterin Karla Michalski.“

Um den Helfern etwas zurückzugeben, gab es nicht nur Deftiges vom Grill, sondern auch eine Verlosung. Gewonnen haben Christian Ulrich (Kinogutschein), Joachim Reichenbach (Einkaufsgutschein) und Karla Michalski (Tankgutschein). „Mit dem Tankgutschein kann unsere Ortsbürgermeisterin wieder ein paar Dorfrunden drehen, um in Gerwisch nach dem Rechten zu sehen“, flachste Haake.

In trauriger, mehr aber noch in freudiger Gewissheit werden sich die Helfer nächstes Jahr wieder sehen. Dirk Haake wünscht sich dafür mehr Kinder und Jugendliche. „Dann fällt es ihnen auch schwerer, etwas wegzuwerfen.“ Das Werben in Kitas und Grundschule trug nicht allzu viele Früchte. Bei Teppichen, Schränken oder Reifen sollten sich aber auch die Großen an die Nase fassen. Dass jemand aufräumt, sollte nicht dazu ermutigen, seinen Unrat im Wald zu entsorgen.