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Bilanz 72 Großtrappen im Fiener

Im Fiener Bruch bei Tucheim gibt es derzeit 72 Großtrappen. Allerdings ist ein intensiver Schutz weiter notwendig.

Von Bettina Schütze 17.04.2016, 13:00

Königsrode l „Die Anzahl flügger Jungvögel ist nicht bestandsfähig“, machte Marcus Borchert, Vorsitzender des Fördervereins Großtrappenschutz, auf einer Informationsveranstaltung mit Jägern und den Agrargenossenschaften Tucheim und Paplitz auf dem Königsroder Hof deutlich. Gemeinsam mit Geschäftsführer Henrik Watzke stellte er dabei auch den Jahresbericht 2015/16 vor.

Danach leben derzeit 72 Großtrappen im Fiener Bruch. Zu Beginn des Jahres 2015 waren es 61. Außerhalb der Schutzzäune „Bücknitz“ und „Paplitz“ wurden 17 Gelege-standorte registriert. Die Brut beginnt wegen des Klimawandels immer früher. Im Vorjahr war es der 15. April. In diesem Jahr wurde noch kein Gehege gefunden. Die Hoffnung ist aber groß, dass es wieder Gelege geben wird.

Der Schlupf von mindestens einem Küken konnte bei einem Gelege festgestellt werden. Marcus Borchert: „Obwohl dieses Küken nicht flügge wurde, ist schon der Schlupf ein gewisser Erfolg, denn ein geschlüpftes Küken wurde seit vielen Jahren im Fiener Bruch außerhalb der Schutzzäune nicht beobachtet.“

In den Schutzzäunen „Bücknitz“ wurden drei und in „Paplitz“ fünf Küken flügge. „Das ist seit Beginn des Schutzprojektes das beste Ergebnis“, freute sich Marcus Borchert. Der Schutzzaun „Paplitz“ ist mit Fotokameras ausgestattet. 20 Tiere sollen in diesem Jahr ausgewildert werden.

Von den Schutzzäunen profitieren auch andere Bodenbrüter. Im Fiener Bruch war im letzten Jahr beispielsweise ein Paar Sumpfohreulen erfolgreich. Durch Ausnahmen von Fotofallen konnten deren flügge Jungvögel nachgewiesen werden.

33 Brutplätze, davon 16 im Schutzzaun, wurden gezählt. Die Naturschutzzonen, alle drei in der Paplitzer Gemarkung, hatten im vergangenen Jahr nicht den gewünschten Erfolg.

Am 13. Juli 2015 wurden 20 Tiere ausgewildert. Im Jahr 2014 waren 9, 2013 20, 1012 15 und 2011 17. Durch eine Besenderung der Vögel konnten regelmäßige Wechsel zwischen den Einstandsgebieten Fiener Bruch, Havelländisches Luch und Belziger Landschaftswiesen nachgewiesen werden.

Die Zahl brutfähiger Hennen ist stetig steigend. Waren es im Jahr 2011 noch acht, so konnten zuletzt zirka 35 gezählt werden. 44 wilde Küken, davon acht im Fiener Bruch, wurden registriert. Insgesamt gehören derzeit 232 Großtrappen, 88 im Havelländischen Luch, 72 im Fiener Bruch und 72 in den Belziger Landschaftswiesen, der Population an. Zwei Beobachtungstürme, in der Gemarkung Paplitz und bei Tucheim, wurden errichtet.

Die Jäger haben sich auch im vergangenen Jahr wieder in die Verfolgung von Raubwild aktiv eingebracht. Marcus Borchert: „Ihr Engagement war wieder groß.“ Im Zeitraum 2015/16 kamen 455 Stück Raubwild zur Strecke. Im Zeitraum 2014/15 waren es 456. Dabei ist die Fuchsstrecke mit 145 Tieren stabil geblieben. Der Waschbär reiht sich mit 175, der Marderhund mit 66, der Steinmarder mit 27, der Dachs und der Mink mit 17, der Baummarder mit sieben Tieren und der Hermlin mit einem Tier in die Liste ein. Auf der Strecke Paplitz waren es insgesamt 85.

Das ELER-Projekt (Entwicklung des ländlichen Raumes) endete im September. ELER-Mittel für die Periode 2014 bis 2020 gibt es noch nicht, weil es noch keine Förderrichtlinien dafür gibt. Obwohl es noch eine dreimonatige Förderung durch das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt gab, ist eine Weiterführung durch das Land Sachsen-Anhalt nicht in Aussicht. Marcus Borchert: „Doch ohne eine Übernahme von Verantwortung durch das Land Sachsen-Anhalt wird das Aussterben der Art nicht verhindert werden können.“ Über einen Werkvertrag mit dem Land Sachsen-Anhalt ist das Monotoring noch bis zum Oktober abgesichert. Die Aufwandsentschädigungen für die Jäger für das dritte und vierte Quartal 2016 werden aus dem Vereinshaushalt getragen. Marcus Borchert: „Wie die Auswilderung finanziert wird, steht noch nicht fest. Wir befinden uns dazu in Gesprächen.“ Für die Netzschutzzonen gibt es eine Zusage der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Jerichower Land, dass diese 2016 finanziert werden.

In unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Fiener Bruch konnten durch eine Spende der Hagenbeck-Stiftung 1,6 Hektar Grünland erworben werden. „Durch entsprechende Auflagen im Pachtvertrag mit der Agrargenossenschaft Paplitz wird hier zukünftig eine Bewirtschaftung abgesichert, die sich positiv auf Großtrappen und andere Bodenbrüter auswirken wird“, so der Vorsitzende. Eine Machbarkeitsstudie zur Wiederansiedlung von Großtrappen im Zerbster Land wird durch eine Masterarbeit fachlich begleitet.