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Stolpersteine Spur von Familie Heine endet nicht

Die Stolperstein-Aktion in Burg wird fortgesetzt. Am Sonnabend wurde am Markt der 13. Stein verlegt. 2017 ist die nächste Aktion geplant.

Von Andreas Mangiras 14.05.2016, 17:14

Burg l „Dienstag, 13.12. – Nun ist der Würfel gefallen. In einer halben Stunde geht der Transport nach Auschwitz.“ Nach ihrer Verhaftung im Oktober 1943 schrieb Marianne Heine dies an ihre Familie. Es war das Todesurteil für die Burger Apothekersfrau. Im Februar 1944 erhält Ehemann Richard heine in Burg Post aus Auschwitz, vom Lagerkommandanten. Seine Frau sei am 4. Januar im Krankenhaus verstorben, an einer Bauchfellentzündung. Anbei ist die Sterbeurkunde. Die Verwaltungsgebühr beträgt 0,60 Reichsmark.

„Mord, getarnt durch Bürokratie“, nennt es Joachim Gremmes am Sonnabendvormittag. Sechs Millionen Juden fielen dem nationalsozialistischen Vernichtswahn zum Opfer. Am Markt 29 haben sich zahlreiche Menschen versammelt. Sie wollen dabei sein, wenn der Kölner Künstler Gunter Demnig den 13. Burger Stolperstein verlegt.

Das Burger Stolperstein-Projekt, das im März 2013 startete, wird getragen vom Runden Tisch gegen Rechts getragen. Geschichte soll nicht in Vergesseiheit geraten.

„Indem wir in unserer Stadt durch die Stolpersteine an die gedemütigten, vertriebenen und ermordeten Juden erinnern, halten wir die Erinnerung wach, lehren unsere Kinder und Enkel, wachsam zu sein und einzustehen für das Leben“, betonte Gremmes, Pfarrer in Ruhestand.

„Wir erinnern an eine Zeit, in der viel Unrecht geschehen ist“, erklärte Landrat Steffen Burchhardt (SPD), der an der Zeremonie ebenso teilnahm wie Sonnhild Noack, die den im Urlaub befindlichen Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) vertrat. Burchhardt dankte Familienangehörigen von Marianne Heine, die wie Dagmar Roth aus Nordhorn und Janet Hollner aus Albany in den USA zur Zeremonie angereist waren. „Es ist eine große Ehre, dass sie heute hier sind. Wir setzen ein weiteres Signal. Es darf nicht verblassen und verharmlost werden.“

„Ich war sehr bewegt, als angefragt wurde, dass es diesen Stolperstein geben wird und wir dabei sein sollten“, sagte Dagmar Roth, die zusammen mit ihrem Bruder Werner, ihrm Mann Günter und ihren Söhnen Maximilian und Felix nach Burg gekommen war.

„Die Nazis wollten die Spuren auf immer verwischen und beseitigen. Es ist ihnen nicht gelungen, die Spur der Familie Heine endet nicht, die Enkel sind da und die Urenkel auch“, hob Joachim Gremmes hervor.

Als Paten des 13. Stolpersteins hatten sich Cornelia Frenkel und Annett Reisig engagiert. „Es ist wichtig, wenn man sieht, was sich in der Gesellschaft tut“, begründete Annett Reisig ihr Mittun angesichts von wachsender Fremdenfeindlichtkeit. Sie sei zweimal in Israel gewesen, habe Yad Vashem in Jerusalem besucht, die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt.

Unterstützt haben die Aktion auch Mirko Wittstock und Anja Neumann.

Gremmes hatte in der Zeremonie zusammen mit den Jugendlichen Paula und Charlotte aus Briefen und Texten zitiert, um das Geschehene einzuordnen. Es gab jüdische Gesänge und Gebete.

„Lassen Sie uns auf unseren Wegen, die wir nun gehen, über das Unrecht, das Menschen angetan wurde, ,stolpern‘“, sagte Gremmes, „damit wir wachsam und achtsam durch das Leben gehen.“