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Hypnose Den Menschen als Ganzes sehen

Wenn herkömmlichen Behandlung keine Linderung bringt, suchen Betroffene Alternativen - Kevin Dittel hat eine zum Beruf gemacht.

Von Andreas Puls 25.05.2016, 03:00

Letzlingen l Entspannt liegt Petra Bohl (36) auf einer Liege im Hypnose-Raum von Kevin Dittel in Letzlingen. Aber auch das Liegen lässt die junge Frau aus dem Landkreis Helmstedt ihre Verspannungen nicht vergessen, die sie seit einiger Zeit wieder plagen. „Ich leide unter chronischen Verspannungsschmerzen des Rückens seit meiner frühen Jugend. Kein Arzt, keine Physiotherapie haben mir helfen können. Aber vor einigen Jahren bin ich in Berlin zur Hypnose gegangen. Eine Sitzung genügte und der Schmerz war wie weggeblasen und zwar langfristig. Das war für mich ein persönlicher Wendepunkt. Seither schwöre ich auf Hypnose“, erzählt Petra Bohl gegenüber der Volksstimme. Interessiert hört sie einem Gespräch zu, das ihr Hypnotiseur Kevin Dittel gerade mit einem anderen Klienten führt. Nämlich mit Maximilian Daugs. Der 19-jährige ärgert sich über sein permanentes Fingernagel-Knabbern. Aber alle Versuche, dieses Nervositätsproblem erfolgreich in den Griff zu bekommen, sind auch bei ihm bislang gescheitert. Maximilian sind gewisse Zweifel anzusehen, ob ihm die Hypnose helfen wird. Aber Petra Bohl meint zu ihm mit fester Zuversicht: „Es wird helfen.“

Zwecks Hypnose wendet sich Kevin Dittel zuerst Petra Bohl zu. Er bittet sie, von der Liege aufzustehen, stellt sich zu ihr und fragt: „Petra, darf ich bei Ihnen eine Hypnose vornehmen. Erlauben Sie, dass ich Sie vorübergehend in einen Trance-Zustand versetzte?“ Ihre kurze Antwort: „Ja.“ Erst dann stellt sich Kevin Dittel seiner Klientin genau gegenüber, legt seine rechte Hand in ihren Nacken und die linke Hand auf die Stirn. Dann fordert er sie auf, seinem ausgestreckten Zeigefinger mit dem Blick zu folgen. Langsam bewegt Dittel seine Hand in einem Abstand von vielleicht 30 Zentimetern über ihren Augen langsam hin und her. Dann fordert der Hypnotiseur die Frau auf, die Augen zu schließen und führt sie wortreich in einen Zustand der tiefen Entspannung.

„Sie legen sich langsam wieder auf die Liege und fühlen sich genau so, als würden Sie an einem traumhaften Strand im angenehmen Schatten großer Palmen liegen. Sie genießen und genießen...“ Indem Dittel die Zahlenfolge von Zehn bis Null langsam vorzählte, lässt sich Petra Bohl in ihren Zustand weiter vertiefen. „Sie fühlen sich so wohl und tiefenentspannt, wie Sie sich in ihrem Leben noch nicht gefühlt haben.“ So etwa versetzt Kevin Dittel seine Klientin innerhalb von wenigen Minuten in einen tiefen und angenehmen Trance-Zustand. Diesen Zustand der Hypnose und inneren Ruhe lässt der Hypnose-Coach die Frau noch einige Momente genießen, indem er den Traumstrand noch weiter bildreich beschreibt. Dann gibt er die Anleitung, aus dem Trance-Zustand wieder heraus zu kommen. „Ich zähle gleich von eins bis fünf die Ziffernfolge langsam aufwärts. Und bei fünf angelangt öffnen sie die Augen und fühlen sich wach, frisch, erholt und ausgeruht.“ Gesagt und getan. Bei fünf schlägt Petra Bohl die Augen wieder auf. Auf die Frage, wie sie sich fühlt, antwortet Petra Bohl: „Es geht mir unbeschreiblich gut. Nur schade, dass jetzt der Strand nicht mehr da ist“, scherzte die 36-Jährige. Auch ihre Verspannungen seien verschwunden, versichert sie.

Wie Kevin Dittel erläutert, habe er bei Petra Bohl die Blitzhypnose-Injektion zur Anwendung gebracht. Der hauptberufliche Hypnose-Coach erklärt: „Frau Bohl ist schon hypnoseerprobt, hat gute Erfahrungen damit gesammelt und ist dem Vorgang gegenüber sehr aufgeschlossen. Sie lässt sich sehr gut und schnell in einen tiefen Trance-Zustand versetzten. Darum habe ich mich bei ihr für diese Methode entschieden.“

Der Hypnotiseur hat vor einigen Jahren selbst noch lange Zeit erfolglos nach einer Lösung zur Überwindung seiner eigenen psychischen Probleme gesucht. „Ich litt unter einer generalisierten Angststörung und hatte regelmäßig Panikattacken, die mich täglich heimsuchten. Ich wusste nicht, wohin es überhaupt gehen soll. Alle herkömmlichen Therapie-Versuche schlugen fehl“, berichtet Dittel. Es sei ihm immer klarer geworden, dass er sein Problem an den Wurzeln angehen müsse, wenn er wieder gesund werden wolle. Schließlich habe er sich entschlossen, als 20-Jähriger erstmals an einer Hypnose-Sitzung am Institut für Klinische Hypnose in Magdeburg teilzunehmen. „Für mich war das Ergebnis absolut verblüffend. Die Angstzustände waren auf einmal verwunden. Ich erkannte die Ursachen für meine Angst und die Symptome klangen vollständig ab. Die Hypnose hat mein Leben verändert“, erzählt der Letzlinger weiter. Er sei von der Hypnose-Therapie so angetan gewesen, dass er sich bald entschloss, selbst eine Hypnose-Ausbildung am besagten Magdeburger Institut zu machen.

„Ich wollte auch anderen Menschen mit dieser Methode helfen, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie einfach Veränderung sein kann. Das trieb mich an“, so Dittel weiter. Sein Mentor wurde Dr. Norbert Preetz. Bei ihm absolvierte er eine Hypnose-Intensivausbildung. Inzwischen hat der 24-Jährige in weiteren Ausbildungen seine Kenntnisse noch erweitert.

Der Grundansatz, der bei der Hypnose zum Tragen kommt, ist, dass fast jedem Problem und fast jeder Gewohnheit oder anders gelagertem Verhaltensmuster, die uns im Alltag stören, eine bestimmte Ursache zu zugrunde liegt. Oft liegen diese bereits in der Kindheit und sie beeinflussen vor allem das Unterbewusstsein. Das heißt, das Unterbewusstsein ist häufig durch ungelöste emotionale Erfahrungswerte geprägt. Man spricht auch von Konditionierungen. Wenn man aber die Konditionierungsmuster auflöst und behandelt, dann gibt es keine Probleme mehr“, erklärt der Hypnotiseur. Und er erklärt weiter: „Mithilfe der Hypnose wird der Klient in einen Trance-Zustand versetzt, der sehr viele bis dato verschlossene Türen im Unterbewusstsein öffnen kann. Meine Aufgabe ist es, als Hypnotiseur ein Begleiter beim Weg durch das Unterbewusstsein zu sein. Es gilt nicht, das Grundproblem abzustellen, sondern es dahingehend zu behandeln, dass es keine Belastung mehr darstellt. So finden Körper und Geist alleine in die Balance zurück.“

Mithilfe der Hypnose, so Dittel weiter, werde der Klient in einen Trance-Zustand versetzt. Manche Menschen hätten Angst vor Hypnose. „Aber diese Angst ist unangebracht. Denn Trance ist ein natürlicher Zustand. Wir alle kennen das – zum Beispiel wenn wir eine bekannte Strecke mit dem Auto fahren, dann machen wir manchmal fast alles automatisch und wundern uns plötzlich, dass wir mit einem Mal am Ziel sind.“ Und Dittel beruhigt weiter: „Niemand, der hypnotisiert wurde, ist bislang aus seiner Trance nicht wieder zurückgekehrt ins Vollbewusstsein. Das einzige, was passieren kann, ist, dass ein Klient in seinem Entspannungszustand einschläft.“ Hypnose sei nichts anderes als ein Zustand der fokussierten Aufmerksamkeit.

Er helfe Menschen dabei, ein glücklicheres und zufriedeneres Leben zu führen, frei von Blockaden oder emotionalen Belastungen. Hypnose, so zeigt sich der Coach überzeugt, ermögliche bei den Menschen riesige Veränderungen. Als Beispiele für Behandlungsmöglichkeiten nennt der 24-Jährige die Überwindung von Gewohnheiten wie Rauchen, Lernblockaden bei Kindern, das gesunde Abnehmen, das Überwinden von Lampenfieber und Redeangst und vieles mehr. Und der Hypnotiseur betont: „Eines der wichtigsten Grundprinzipien der erfolgreichen Hypnose ist es, den Menschen als Ganzes zu sehen. Nur so öffnen sich auch die richtigen Türen im Unterbewusstsein.“ Wie Kevin Dittel erklärt, beherrscht er mittlerweile verschiedene Formen der Hypnose. So könne er flexibel auf die unterschiedlichen Charaktertypen und Problemlagen der Klienten reagieren. Näher informieren über den Hypnose-Coach Kevin Dittel und seine Arbeit können sich Interessenten auf der Internetseite www.hypnose-in-magdeburg.com.