Konferenz Augenmaß verlangt

Umweltministerin Claudia Dalbert war zu Gast bei der Kreisjägerkonferenz in Zichtau. Eine hohe Auszeichung gab es für Miester Jäger.

Von Cornelia Ahlfeld 03.04.2017, 03:00

Zichtau l Gut 150 Jäger aus den Jägerschaften Gardelegen, Salzwedel und Klötze hatten sich zur 14. Kreisjägerkonferenz am Sonnabendnachmittag im Ferienpark Zichtau eingefunden – soviel wie noch nie, wie Kreisjägermeister Hans-Ulrich Brückner im Nachgang der Konferenz betonte. Kein Wunder, hatte sich doch auf Einladung der Jägerschaft Politprominenz angekündigt. Sachsen-Anhalts Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert wagte sich quasi in die Wolfshöhle. Denn zum Verantwortungsbereich der bündnisgrünen Politikerin gehört auch die Jagd und damit auch das in Jägerkreisen sehr strittige Thema Wolf.

Die Konferenzteilnehmer erlebten eine aufgeräumte, gut gelaunte und gut vorbereitete Ministerin. Und sie ging auch gleich in die Offensive: 195.600 Hektar Jagdfläche in der westlichen Altmark, ein großes, weitläufiges und attraktives Gebiet, das seit einigen Jahren auch ein Mitjäger zu schätzen wisse, so Dalbert, nämlich der Wolf. Der aber stünde nach wie vor unter strengem Artenschutz. Und die gesetzlichen Regelungen seien auch in Sachsen-Anhalt strikt einzuhalten. „Da wird Augenmaß verlangt“, so Dalbert. Die Landesregierung stünde dabei vor drei Aufgaben: Beraten, Schützen und Entschädigen. Sie verwies in diesem Zusammenhang auch auf die 2014 unterzeichnete Kooperationsvereinbarung mit dem Landesjagdverband. Denn eine Unterstützung der Jägerschaft sei in dieser Frage unabdingbar.

Anders sei das bei den sogenannten Neozoa, die zum heimischen Wild eine Konkurrenz darstellten. Die Bejagung der Neozoa sei aktiver Artenschutz. Allerdings gebe es auch Probleme mit dem heimischen Wild. Erstmals sei das Wild in Sachsen-Anhalt zur Unfallursache Nummer eins geworden. Um der Situation Herr zu werden und der Hegepflicht laut Bundesjagdgesetz Folge zu leisten, hätten die Jägerschaften schon „vor Jahren Weitsicht“ gezeigt und sich zu 24 Hegegemeinschaften zusammengeschlossen. „Das hat sich bewährt“, lobte die Ministerin.

Denn die Jäger stünden vor der großen Aufgabe, die Wilddichten so zu regulieren, dass auch die nachfolgenden Generationen eine intakte Natur vorfinden.

Dalbert bedankte sich bei ihren Zuhörern. Die bedankten sich ihrerseits mit Beifall. Allerdings blieb eine Diskussion zum Streitthema Wolf im Beisein der Ministerin aus. Obgleich Frank Fritzsche, Vorsitzender der Jägerschaft Klötze, die in diesem Jahr für die Ausrichtung der Kreisjägerkonferenz verantwortlich war, die Zuhörer ermunterte, Fragen zu stellen.

Diskutiert wurde dann erst später, wie Kreisjägermeister Hans-Ulrich Brückner berichtete. Denn die Mehrheit der Jägerschaft fordere, den Wolf unter das Jagdrecht zu stellen. In den 27 Mitgliedsstaaten der EU werde das EU-Recht in Sachen Wolfsschutz höchst unterschiedlich ausgelegt, etwa in Skandinavien oder den östlichen Ländern. „Die meisten Jäger waren aber überrascht, dass Frau Dalbert kurz nach ihrem Grußwort die Versammlung recht schnell verlassen hat“, so Brückner.

Das Thema Wolf griff auch der Präsident des Landesjagdverbandes, Hans-Heinrich Jordan, auf, der im Rahmen der Konferenz eine hohe Ehrung vergeben konnte. Martin Schulze aus Mieste erhielt „als besondere Anerkennung für sein aktives Wirken in der Jagd“ die Verdienstnadel des Landesjagdverbandes in Gold.