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Rückblick Fünf Fünfer und ein feuerroter Adler

Donnerwetter oder Gluthitze: Standesbeamtin Petra Koschnitzke ist im Jahr 2015 vor allem das unberechenbare Wetter bei Eheschließungen in Erinnerung geblieben.

Von Natalie Häuser 05.02.2016, 15:00

Genthin l Wer nicht schon vor Aufregung in Gedanken an die Trauung schwitzte, dem standen am 4. Juli dennoch die Schweißperlen auf der Stirn. Zwei Brautpaare trauten sich an diesem Tag auf Schloss Dretzel. „Die Gäste wurden mit Fächern und Wasserspray ausgerüstet“, erinnert sich die Genthiner Standesbeamte Petra Koschnitzke. Eines der Paare hatte sich für das Jawort bewusst für den 4. Juli, in Amerika der Unabhängigkeitstag, ausgesucht. Die Party folgte eine Woche später.

Eine ganz andere Szene bot sich für die künftigen Ehepartner am 15. August. Ein grollendes Gewitter störte die Zeremonie und es gelang den Gästen nicht, trocken vom Trauzimmer in ihre Autos zu kommen. Das teils sehr unbeständige Wetter sowie extrem hohe Temperaturen begleiteten viele der Paare von den insgesamt 69 Eheschließungen. Davon fanden 14 auf Schloss Dretzel und 55 im Trauzimmer des Rathauses statt. Ein kleiner „Ausreißer“, der die insgesamt 70 Beurkundungen in der Bilanz der Genthiner Standesbeamtin komplett macht, war eine nachträgliche Beurkundung einer Hochzeit in Las Vegas, die so Eingang in das Genthiner Eheregister fand.

Wetterkapriolen mussten Ivonne und Nico Harzendorf an ihrem großen Tag nicht überstehen. Mit ihnen strahlte an ihrem Hochzeitstag, dem 15. Mai 2015, auch die Sonne am Himmel. Bestes Wetter, um vom Trauungsort, dem Glassaal auf der Burg im brandenburgischen Ziesar zur Hochzeitsfeier in den Lindenhof Genthin mit dem Oldtimer zu fahren.

Ein besonderes Schmuckstück hatten sich die beiden Frischvermählten, die sich im Sommer 2010 beim Public-Viewing der Fußballweltmeisterschaft in Magdeburg kennenlernten, für ihre erste Fahrt als Ehepaar ausgesucht. Horst Dittmann chauffierte die Harzensdorfs nach dem Ja-Wort zur Feier. Das Verdeck blieb trotz Sonnenschein geschlossen. Nicos Herzensdame hatte schließlich viel Zeit in die perfekt sitzende Frisur investiert. Mit 70 Stundenkilometern tuckerte der feuerrote Adler Trumpf Junior, ein Vierzylinder mit Baujahr 1936, über die Landstraße.

Neben diesem Schmuckstück schien ihnen auch die Zahl fünf besonders gewogen. Hatten sie sich doch vor fünf Jahren kennengelernt und nun am 15.5.2015 lebenslange Treue versprochen. Es war zudem die fünfte Hochzeit im Genthiner Lindenhof, nachdem die traditionsreiche Gaststätte mit neuem Besitzer kurz zuvor renoviert neueröffnet worden war. Dort angekommen wurde mit einen Glas Sekt auf das Eheglück angestoßen.

Doch nicht alle Paare, die sich in und um Genthin das Ja-Wort gaben, stammen auch aus der Region. „Es kamen auch Paare aus Magdeburg, Hamburg und Berlin, weil in ihren Heimatorten ihr Wunschtermin ausgebucht war oder sie zu lange auf einen Hochzeitstermin warten mussten“, sagt Koschnitzke. Selbst bei akribischer Planung darf auch bei einer perfekten Hochzeit mal ein kleines Malheur passieren. Eines der komischen Art ereilte einen Bräutigam und seinen Bruder bei der Trauung auf Schloss Dretzel. Sie hatten ihre Jacketts vertauscht. Schnell schlüpfen sie kurz vor der Zeremonie noch in das jeweils richtige Dress. „Das sieht ihm ähnlich“, entgegnete die Braut gelassen, die mit Trauzeugin und Mutter in einer weißen Stretchlimousine zur Eheschließung anreisten.

Doppeltes Namens- und Eheglück wurde am 4. September auf Schloss Dretzel besiegelt. Zeitgleich heirateten zwei Brüder mit dem Familiennamen Engel in einer gemeinsamen Zeremonie. Zwischen dem jüngsten und ältesten Gast liegen fast 100 Lebensjahre. So dürfen sich eine erst fünf Tage alte Tochter eines Brautpaares als jüngster und ein fast 100-jähriger Brautvater als ältester Gast über diese besonderen Titel freuen. Neben Trauzeremonien in deutscher Sprache wurden Paare auch in der Anwesenheit von Dolmetschern oder in einer anderssprachigen Zeremonie getraut. Durch einen langjährigen Aufenthalt in Spanien war für ein deutsch/litauisches Paar klar: Wir geben uns auf Spanisch das Jawort.

Gleich zweisprachig schloss ein ägyptisch/deutsches Paar den Bund fürs Leben. „Es war erstaunlich, wie lang oder wie knapp manche Redepassagen in anderen Sprachen ausfielen“, so Koschnitzke. Hier von zwei Dolmetschern ins Arabische und Englische übersetzt.Selbst an normalerweise dienstfreien Tagen empfingen Petra Koschnitzke und ihre Kollegin Nicole Lehmann Heiratswillige. Der 24. Dezember kam für die am 28. Dezember geborene Tochter des Paares daher genau richtig. Auch am Silvestertag wird in diesem Jahr ein Ehepaar seinen ersten Hochzeitstag feiern, der für sie nun in zweifacher Hinsicht besonders ist.