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Frühjahrsputz Ranklotzen gegen wildes Gestrüpp

In Brettin fallen letzte Spuren des Winters beim Frühjahrsputz dem Arbeitseifer der Einwohner zum Opfer.

Von Natalie Häuser 11.04.2016, 06:00

Brettin l Mitten in der sonnabendlichen Morgenruhe hört man plötzlich auf dem Festplatz im Ort das Motorengeräusch einer Elektrosäge. Doch wegen Ruhestörung beschwert sich niemand, denn der frühjährliche Arbeitseinsatz ist eine Brettiner Tradition geworden. „Die Hälfte wird komplett ausgebaggert, damit wird mehr Platz für unser Lichterfest haben“, sagt Antje Sonntag vom Förderverein der Brettiner Ortsfeuerwehr, dessen Mitglieder sich auf dem Festplatz gegenüber dem Parkschlösschen mit Schubkarren, Laubsäcken und in passender Arbeitskleidung ran machen, um eine überwucherte Rasenfläche von vielleicht fünf Metern Durchmesser wieder herzurichten bzw. den Garaus zu machen. Unterstützung bekommen die Brettiner auch von vier Syrern, die Antje Sonntag, heimliche Chefin des Arbeitseinsatzes unter sieben Männern auf dem Festplatz, angesprochen hatte. Sie kennt sie von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Deutschlehrerin „Und sie hatten Lust dazu“, sagt sie.

Darunter sogar ein gelernter Gärtner. Abdulrahman Sayedomar war in seiner Heimat Agrarberater für alle von Pflanzungen und fühlt sich sichtlich wohl mit der Astschere in den Händen zwischen den hohen Sträuchern. Sein Bekannter Nihad Nassan ist so eifrig dabei, das ihn Antje Sonntag erst einmal bremsen muss, als er Arbeiten verrichten möchte, die später unkompliziert von einem Bagger erledigt werden. Also schließt sich der gelernte Designer im Anschluss Fördervereinsmitglied Bernhard Mewes an und beginnt, das Laub in die vorbereiteten grünen Plastiksäcke zu verpacken. „Das Anlegen von Grünanlagen geht schnell, aber viele vergessen, dass diese auch regelmäßig gepflegt werden wollen“, sagt Mewes, der mit der Laubharke unermüdlich die Überreste des letztes Herbstes aus dem Rasen unter den Bäumen kehrt.

Ungläubig schauen viele vorbeifahrende Autofahrer, die aufgrund der derzeit wegen der Umleitung eingerichteten 30er-Zone noch mehr Zeit haben, sich dass Stremmedorf anzuschauen und den fleißigen Brettiner beim Frühjahrsputz in den Grünanlagen zu. Wer morgens am Treffpunkt nicht von Ortsbürgermeister Werner Pamperin eingeteilt worden ist, kehrt sprichwörtlich vor der eigenen Haustür, befreit die Beete vor dem Haus von Unkraut oder hat gerade den Rasenmäher angeschmissen. Ein Fleckchen in der Sonne beackern gerade Helga Mund und Gudrun Schäfer. Das Rosenbeet an der Einmündung in Richtung Annenhof wurde so fleißig von Vögeln besucht, dass sich ihre Leckerbissen wie die Vogelmiere gleich zuhauf auf dem ganzen Beet eingenistet hat. „Da haben wir zu tun“, stellt Helga Mund beim Anblick der Arbeitsfläche fest. Gemeinsam mit Arbeitseinsatz-Kollegin Gudrun Schäfer wird sie im Anschluss die Rosen beschneiden. „Dann blühen sie Ende Mai wunderschön“, sagt Schäfer.

Etwas dezimiert ist die Truppe der freiwilligen Helfer beim diesjährigen Brettiner Frühjahrsputz. „Ausgerechnet heute haben die Kameraden der Feuerwehr eine Schulung“, bedauert Ortsbürgermeister Pamperin. Deshalb ziehen sich die Arbeiten am Sonnabend in die Länge, sodass zur Setzung des Jahresbaumes in der Allee im Naturpark viele noch eifrig dabei sind, an ihren Einsatzorten Ordnung zu schaffen. Und auch rund um die Allee wurde vor dem offiziellen setzen der Winterlinde ordentlich angepackt. Die Vorarbeiten dazu begannen bereits im vergangenen Jahr, als auf einer etwa drei Meter breiten Schneise neben der Jahresbaum-Allee der alte Baumbestand entfernt wurde, um Platz für eine Erweiterung der „Baum-Sammlung“ zu schaffen.

Zum Frühjahrs-Arbeitseinsatz wurde nun alles plan gemacht. Lediglich ein paar Wurzeln werden in der Feinarbeit noch aus dem Erdreich entfernt. „Der Naturpark wird von den Brettinern sehr gern zum Wandern und spazieren gehen genutzt“, sagt Werner Pamperin. Deshalb sei es wichtig, dass der Ort von den Einwohnern sauber gehalten wird. Doch nicht alle Arbeiten sind am Sonnabend zu bewältigen. Zu wenig Leute haben sich bereiterklärt zu helfen. Dennoch ist der Ortsbürgermeister mit dem Ergebnis zufrieden. Kurz vor Mittag fährt der voll beladene Transporter vom Fest- in Richtung Grünschnittplatz. Alle anderen machen sich derweil schon einmal auf den Weg in Richtung Sportlerheim, wo es im Anschluss einen Imbiss plus Getränk nach getaner Arbeit geben wird.