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1050-Jahr-Feier Adel gibt sich die Ehre zum Dorf-Geburtstag

Zur Hessener Schloss- und Gartennacht wandeln die Besucher durch die Parkanlage und Epochen. Begleitet werden sie von historischen Figuren.

Von Renate Petrahn 13.06.2016, 23:01

Hessen l Hessen trägt in der Festwoche aus Anlass seiner 1050-Jahrfeier Blau-Gelb, die Landesfarben von Braunschweig. Höhepunkt des zweiten Tages der Jubiläumswoche war die sechste Schloss- und Gartennacht.

Schlosshof wie Park von Heinrich Julius, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel sowie postulierter Bischof von Halberstadt, stehen allen Getreuen für einen ganzen langen Abend offen zum Genießen, Amüsieren und Flanieren. Für kleine Prinzessinnen und edle Ritter gibt es ein Kinder-Zentrum im Schlosshof.

Mehr als 1000 Menschen, unter ihnen viele Familien mit Kindern, aus der Region und darüber hinaus sind in dem weitläufigen Areal unterwegs, um sich auf eine zauberhafte Reise durch die Jahrhunderte zu begeben, die neben einem facettenreichen Ohren- wie Augenschmaus auch reichlich Gaumenfreuden bietet.

Unter den Gästen sind Dr. Volker Bürger, Stadtratspräsident Halberstadt, und der ehemalige Wolfenbütteler Landrat Ernst-Henning Jahn, der sofort nach der Grenzöffnung den Kontakt nach Hessen aufgenommen hatte und ihn bis heute hält.

Wie einst die Herolde, eröffnen die Musiker des Fallstein-Orchesters Rhoden unter der Leitung von Majorette Eileen Bantel das festliche Geschehen. „Euch zur Freud“, wie Hofgärtner Johann Royer zur Begrüßung sagt. In dem Kostüm steckt Klaus Bogoslaw. Der Ortsbürgermeister (parteilos) ist ebenfalls Vorsitzender des Fördervereins Schloss Hessen.

Vor dem Volk und den „Celebrities“ Herzog Heinrich Julius, Herzogin Elisabeth und der ersten Hofdame lädt die „Halberstädter Zeitenreise“ auf der Schlossbühne zu einem Ausflug in die Vergangenheit ein.

Autor Jürgen Westphal hat aus dem reichen Fundus der Geschichte des Bistums Halberstadt und des Wirkens von Herzog und Bischof Heinrich Julius in Halberstadt wie in Hessen eine literarische Collage zusammengesetzt. Diese machte auch mit dem Wahlspruch des Herzogs „pro patria consumor“ („fürs Vaterland verzehre ich mich“) bekannt, der als Umschrift auf zahlreichen seiner Münzen zu lesen ist. Eine ebenso interessante historische Persönlichkeit ist Johann Royer, dessen Wirken eng mit Heinrich Julius verbunden ist, abzulesen in der Collage durch die Überreichung der Bestallungsurkunde zum Hofgärtner.

In dieser Eigenschaft hatte Johann Royer zwischen 1607 und 1648 einen prächtigen Renaissance-Garten mit elf Quartieren angelegt. Eines der Quartiere wurde nun für die sechste Gartennacht durch die Drittklässler der Grundschule zu einem Pfingstrosenquartier gestaltet.

Heute ist der weitläufige Park wieder ein idealer Platz um Musik zu hören, zu tanzen und Geschichten zu erzählen. Wie bereits bei den früheren Gartennächten setzt das Team um Klaus Bogoslaw und Bärbel Däumler – zur Gartennacht in Gestalt der ersten Hofdame – auf einen ausgewogenen Mix aus Historischem und Gegenwärtigem, aus Lokalkolorit und einer Spur Exotik, aus Klassik und Moderne, aus Instrumentalmusik, Gesang, Tanz und Geschichten.

So sind es fast ausschließlich Akteure aus Hessen selbst und der Region, die mit ihren Beiträgen dem Fest ein besonderes Flair geben, wie die Tanzgruppen des Hessener Carnevals Club Rot-Gold (HCC), das Collegium Musicum aus Halberstadt unter der Leitung von Tatjana Borchers und mit der Solistin Elisa Lustig (Oboe), die Renaissance-Tanzgruppe aus Osterwieck, die Mezzosopranistin Juliane Schmidt aus Magdeburg, die Tänzer Jaume Bonnin und Anna Vila vom Nordharzer Städtebundtheater.

Selbst Stargast Linda Hesse hat ihre Wurzeln in der Region. Wenngleich die genealogische Verbindung des aus einem altsächsischen Adelsgeschlecht stammenden Hessi mit der Pop-Prinzessin Linda Hesse nicht zu klären ist, ist es für Klaus Bogoslaw mehr als selbstverständlich, dass die Sängerin – dieses Mal ohne Hosenträger – in Hessen bei der Gartennacht dabei ist. Dicht an dicht stand das Publikum, ganz vorn am Bühnenrand viele Kinder, um bekannte wie neue Songs (das Album erscheint am 8. Juli) nicht nur zu hören, sondern auch mitzusingen, wie beispielsweise das Auftrittslied „Punktgenaue Landung“.

Ein geheimnisvoll-verträumter Ort ist die Süntelbuche im Park. Die perfekte Location, um die nachdenklichen und verträumten Lieder Alexander Dorenbergs mit handgemachter Gitarrenmusik sowie Sagen und Erzählungen aus der Landschaft zwischen Fallstein und Huy von der gebürtigen Dardesheimerin Bärbel Barnehl erzählt zu hören.

Hier an der Süntelbuche verwöhnt die Schülerfarm S-GmbH der Sekundarschule „Thomas Mann“ Dardesheim die Gäste mit Snacks und der „weltbesten Erdbeerbowle“.

Am späten Abend säumen Hunderte von Lichtern die Wege und die Quartiere des von Johann Royer zwischen 1607 bis 1648 angelegten, prächtigen Renaissancegartens.

Ein besonderer Zauber ging von dem – in diesem Jahr neu dazugekommenen – erleuchteten Springbrunnen aus. Der mystisch anmutende Lichtertanz des HCC in dem in völliges Dunkel getauchten Park und das grandiose Höhenfeuerwerk zu Händels Feuerwerksmusik sind nicht nur ein beeindruckender Abschluss der diesjährigen 6. Schloss- und Gartennacht, sondern gleichzeitig eine nachhaltige Einladung zur nächsten festlichen Nacht in Hessen am Fallstein.