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Bibliotheken Ein Umzug steht an

2016 dürfte das letzte Jahr der Osterwiecker Bibliothek am Standort Fallstein-Gymnasium sein.

Von Mario Heinicke 21.01.2016, 17:09

Osterwieck l Rund 2600 Bücher hat Kathrin Mannewitz im vergangenen Jahr aussortiert. „Mit Fingerspitzengefühl“, wie die Bibliotheksleiterin sagt. Vor allem alte Romane, veraltete Reiseliteratur und Computerbücher – was nicht mehr gefragt ist. Für rund 11 000 Bücher ist Platz im „Bunten Hof“. Wo dort die Regale stehen werden, ist genau geplant, auch aus statischen Gründen. Die Bibliotheksfläche sinkt von 200 auf 120 Quadratmeter.

Vor dem Umzug muss Kathrin Mannewitz nochmal den Bestand durchforsten. Denn momentan befinden sich immer noch 12 055 Medien, wie der Fachbegriff heißt, in den Regalen. Was kein Vergleich zu früheren Jahren ist. 2008 standen hier noch 19 000 Medien. „Ich hoffe, dass es ähnlich funktioniert wie beim letzten Umzug“, sagte Mannewitz. Das war im Jahr 2003, als die Bibliothek aus der Mittelstraße ins Gymnasium zog.

Doch mit Umzügen waren auch schon ihre Vorgänger konfrontiert. 1920 gegründet in der Mauerstraßenschule, dem heutigen Gymnasium, befand sich die Einrichtung danach ab 1936 in der heutigen Thälmannstraße, nach dem Krieg bis 1962 im „Schwarzen Adler“, bis 1977 in der „Tanne“ und danach in der Mittelstraße.

686 aktive Nutzer weist die Bibliothek in der Jahresstatistik 2015 aus. Diese Leser haben also wenigstens einmal im Jahr ein Buch ausgeliehen. Tatsächlich war es aber wesentlich öfter. Im Durchschnitt hat jeder Leser im Jahresverlauf fast 30 Bücher entliehen.

Doch die Statistik zeigt deutlich nach unten. Was nicht an der Attraktivität der Bibliothek liegt, sondern an der Einführung von Nutzungsgebühren im Frühjahr 2014. Zu 2013, dem letzten Jahr ohne Gebühren, ist die Zahl der Nutzer auf ein Drittel gesunken, die Zahl der Entleihungen um etwa die Hälfte. Wobei die Gebühr von 15 Euro im Jahr nur Erwachsene zahlen müssen. So kam es zu dem Phänomen, dass von den 1161 erwachsenen Lesern im Jahr 2013 nur 86 im Vorjahr bereit waren, die Gebühr zu bezahlen. Während die Leserschaft unter 18 Jahre – ohne Gebühren – konstant ist.

„Ein druckfrischer, fest gebundener Roman hat einen Mindestpreis von 19,99 Euro“, erklärte Mannewitz. „Somit erkennt man schnell, inwieweit sich die Jahresgebühr für den Leser rechnet.“ Zumal die Gebühreneinnahmen – voriges Jahr rund 1200 Euro – der Einrichtung in voller Höhe für neue Bücher zur Verfügung stehen. Und dass hier wirklich aktuelle Bücher stehen, dafür sorgt die Bibliotheksleiterin. Auch mithilfe der Leser, die ihre Wünsche anmelden können. Voriges Jahr wurden immerhin 597 Medien in den Bestand eingearbeitet. Wobei es nicht nur Bücher sind, sondern auch digitale Hörbücher. Rund 100 sind im Bestand.

Was waren die Renner 2015? Krimis natürlich, vor allem von Sebastian Fitzek, Tess Gerritsen und Helene Tursten. Witzige Romane von Stefan Schwarz, Daniel Glattauer oder Jan Weiler. Auch Fachliteratur ist gefragt. Dabei verstärkt über gesunde Ernährung sowie die Geschichte des Zweiten Weltkrieges, letzteres Thema übrigens von jüngeren Lesern.

In der Kinderabteilung sind die Renner die alten Buchreihen geblieben, aber mit neuen Geschichten: die Olchis, Gregs Tagebuch, Der kleine Drache Kokosnuss, Liliane Susewind oder Hexe Lilli. Die Jugend ist nach wie vor von Fantasie-Sagen fasziniert.

Der Name als Stadt- und Schulbibliothek macht es deutlich, dass die Einrichtung eng mit der Schule verbunden ist. Über das Gymnasium kommt auch ein Budget für Neuanschaffungen. Die Fünftklässler erhalten zum Beginn des Schuljahres eine Einweisung in die Bibliotheksnutzung. Aber auch zur Grundschule, dem Hort und schon zu den Kindertagesstätten hält Kathrin Mannewitz Kontakt. Durch Lesungen oder Teilnahmen an Veranstaltungen der Einrichtungen, die sich Büchern oder dem Lesen widmen.