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Gesundheit Seit 30 Jahren intensiv für Kinder aktiv

In Halberstadt gibt es seit 30 Jahren eine Kinderintensivstation. Sie gehört zum Ameos-Klinikum.

Von Sabine Scholz 29.01.2016, 00:01

Halberstadt l Fast wäre es im Alltagstrubel untergegangen, aber Cornelius Presch ist zu sehr Neonatologe mit Leib und Seele, um dieses Jubiläum vergessen zu können. Immerhin ist die Neonatologie und pädiatrische Intensivstation seit 30 Jahren eine fachlich eigenständige Abteilung im Ameos-Klinikum Halberstadt. „Nachweislich gibt es seit 44 Jahren eine intensive neonatologische Betreuung in Halberstadt“, sagt Presch. „Und die normale Neonatologie gibt es überall da, wo Kinder geboren werden. Schließlich ist das die Allgemeinmedizin des Neugeborenen“, fügt er an. Allerdings wurde das lange Zeit nicht so genannt und auch die Besonderheiten, auf die im Umgang mit Babys und Kindern zu achten sind, haben sich erst in den vergangenen Jahrzehnten zu einem allgemeinen Standard entwickelt.

Der heutige Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin berichtet selbstbewusst von der positiven Entwicklung der Abteilung in Halberstadt, die er seit Jahrzehnten begleitet. Immerhin ist Presch einer von 100 Ärzten, die Anfang der 1980er-Jahre die ersten waren, die sich auf den Schwerpunkt Neonatologie spezialisiert hatten. „Wir waren die ersten in der DDR und damit in ganz Deutschland, denn damals hatten die alten Bundesländer solche sogenannten Subspezialisierungen noch nicht.“

Presch ist der fachlich älteste, heute noch aktiv arbeitende Neonatologe in Sachsen-Anhalt. Doch noch immer steht er nachts auf, wenn ein Frühchen seine Hilfe braucht und kümmert sich um das Baby. „Ich bin nun mal so“, sagt er. Nur die Chefrolle auszuüben, das liegt ihm nicht. Wobei er nicht müde wird, sein Team zu loben. Ohne das gute Zusammenspiel wäre die Arbeit nicht so erfolgreich. „Und bei uns sind auf der Neonatologie alle Krankenschwestern ebenfalls speziell für die Aufgaben der Kinderintensivmedizin ausgebildet“, betont er.

Seine Erfahrung, immerhin ist er seit 32 Jahren als Schwerpunktneonatologe tätig, und die des eingespielten Teams sind Vorteile, die in die Zukunft tragen sollen. „In Halberstadt hatte man bereits in den 1970er Jahren begonnen, eine neonatologische Intensiveinheit aufzubauen. 1972 wurde der erste Inkubator angeschafft“, berichtet Presch und lobt den Weitblick seiner Vorgänger Heinz Wiedemann, Eckhard Schmidt und Karl Puhrer. In Halberstadt wird seit fast 60 Jahren Neonatologie, also die Allgemeinmedizin des Neugeborenen, betrieben.

Mit den Bemühungen um eine eigenständige Intensivstation zur Frühchenbetreuung, der seit Jahrzehnten zum Klinikalltag gehörenden vorgeburtlichen Diagnostik und mit dem Umzug der Kinderklinik ins Stammhaus an der Gleimstraße wurden die Grundlagen für das heutige, landesweit einzige Frau-Mutter-Kind-Zentrum gelegt.

„Die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der Frauenklinik ist ein wesentlicher Schritt für die Schaffung unseres Zentrums gewesen. So können Frauen, Mütter und Kinder bestmöglich versorgt werden“, sagt Presch. Und Roman Vraspir, neuer Chefarzt der Frauenklinik, hat diese enge Kooperation bereits schätzen gelernt, wie er sagt. „Hier wird etwas ganz Besonderes zum Wohl der Patienten geleistet“, sagt er. Ob nun die vorgeburtliche Diagnostik, die Betreuung der Schwangeren, die Begleitung bei der Geburt oder dann der Wöchnerin und ihres Kindes, die verschiedenen Abteilungen wirken im Frau-Mutter-Kind-Zentrum gut zusammen.

Stabile Geburtenzahlen seien ein Beleg für die erfolgreiche Arbeit. „Wir registrieren eine steigende Tendenz“, sagt Vraspir, „in den Ameos-Kliniken der Region wurden 2015 fast 2000 Kinder geboren, allein in Halberstadt 626.“ Für eine Stadt dieser Größe ein guter Schnitt, sagt der Gynäkologe, „da muss sich niemand verstecken.“

Dass das Frau-Mutter-Kind-Zentrum den ganzheitlicheren Blick fördert, begrüßt er. „Ich fühle mich extrem wohl bei dieser Zusammenarbeit“, sagt er. Manches ist für ihn neu, so das GUT-DRAUF-Projekt und das Klinische Förderzentrum für Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Aber das fällt auch mehr ins Fachgebiet seines Kollegen Presch. Schließlich sind das Themen, die sich auf Kinder und Jugendliche fokussieren. Dies sind allerdings andere Fachbereiche als die Kinderintensivmedizin.