Gesellschaft Aus für Dorfkonsum

Enttäuschung in Ströbeck: Ab heute bleibt der PUG-Markt geschlossen.

Von Dennis Lotzmann 31.01.2016, 19:25

Schachdorf Ströbeck l Die letzten Kunden streifen noch durch die Regalreihen des PUG-Marktes in Ströbeck. PUG steht für „preiswert und gut“. Das ist zumindest im Schachdorf nun Geschichte. Ein Zettel am Schaufenster informiert Passanten und Kunden schon länger darüber, dass die Filiale ab 1. Februar geschlossen bleibt.

Die Bestürzung darüber ist vor allem unter älteren Ströbeckern groß: Viele Senioren machen sich nun Gedanken, wie sie zum Einkaufen nach Halberstadt oder Derenburg kommen sollen. „Wir finden das alle sehr schlimm. Gerade Ältere haben oft kein Auto“, sagt eine Ströbeckerin, die ihren Namen nicht nennen mag. Allein Hans-Jürgen Freier bezieht persönlich Stellung: „Auf der einen Seite ist das nicht schön, gerade für ältere Leute. Doch ein Laden muss sich auch tragen. Wie viele von unseren 1100 Einwohnern kaufen hier wohl ein“, fragt er rhetorisch. Und Freier will nichts schönreden: Er arbeite in Halberstadt und kaufe dort bei Discountern und großen Ketten ein. „Im PUG erledige ich hauptsächlich Vergesslichkeitskäufe. Dass ich hier mal meinen Wocheneinkauf mache, ist eine Ausnahme.“

Genau das sei das Problem und der Grund für die Schließung, erklärt Anja Maaß von der in Salzwedel ansässigen PUG-Vario-Kauf-Genossenschaft. „Von einer vergessenen Flasche Milch können wir nicht leben“, so das Vorstandsmitglied. „Das Objekt in Ströbeck ist schlichtweg unrentabel, das können wir wirtschaftlich nicht halten. Im Prinzip haben wir schon viel zu lange mit diesem Schritt gewartet.“

Auch die Ursache für diese betriebswirtschaftliche Bilanz skizziert Anja Maaß ungeschönt: „Selbst ältere Leute haben oft Kinder oder Bekannte, die in den Großstädten für sie einkaufen. Fehlen uns die nötigen Umsätze, können wir nicht anders entscheiden. Auch wenn es mir persönlich für die wirklich Betroffenen ohne Auto oder Angehörige leid tut.“

Fakten und Gründe, die Ortsbürgermeister Jens Müller so schon vermutet hat. „Das ist in weiten Teilen sicher ein hausgemachtes Problem von uns Ströbeckern“, räumt der SPD-Politiker ein. Das Gros der Kunden habe bei PUG eben nur Noteinkäufe erledigt, wenn was vergessen wurde. Etwas geärgert habe ihn freilich, dass auch er von der Geschäftsleitung vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei. „Wobei klar ist, dass sie mich nicht vorab informieren müssen.“

Ob an Spekulationen, dass es womöglich einen Nachfolger geben könnte, etwas dran ist, bleibt zunächst offen. Jens Müller berichtet davon, dass ein Hinweisschild, wonach das Objekt zum Verkauf stehe, verschwunden sei. „Das könnte ja bedeuten, dass es einen Käufer und damit vielleicht einen Nachfolger gibt.“

Anja Maaß hält sich in diesem Punkt bedeckt und bestätigt lediglich, dass es Interessenten gibt. „Was die mit dem Objekt vorhaben, ist mir jedoch nicht bekannt. Da müssen sich die Ströbecker überraschen lassen. Positiv wäre aber, dass das Haus dann nicht leer stehen würde“, sagt sie. Positiv sei auch die Perspektive der Ströbecker PUG-Mitarbeiter: Sie wechseln in andere Filialen.

Die PUG-Genossenschaft ist als Nachfolger der DDR-Konsumgenossenschaft im nördlichen Sachsen-Anhalt präsent. Dort wird auch investiert, jüngst beispielsweise im Huy-Ortsteil Dedeleben. PUG baute dort einen neuen Markt, den die Kette als Franchise-Nehmer von „NP“ betreibt. Zeitgleich wurden zwei PUG-Läden in Pabstorf und Dedeleben geschlossen. In Pabstorf gibt es Überlegungen, eine Art Lebensmittel-Taxi einzurichten, um Senioren zu helfen.