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Friedhof Fricke-Grab wird zur Glaubensfrage

Das Grab eines Heilers in Aspenstedt soll verlegt werden. Die Einwohner des Dorfes protestieren dagegen.

Von Holger Manigk 15.04.2016, 01:01

Aspenstedt l Die Entscheidung über das Grab von Karl Fricke auf dem Aspenstedter Friedhof wird vertagt. Einwohner des Dorfes wehren sich dagegen, dass die letzte Ruhestätte des Heilers und Besprechers verlegt wird.

Das hatten das Halberstädter Friedhofsamt, Ortsbürgermeister Rüdiger Müller (CDU) und Thomas Fahldieck, in der Stadtverwaltung zuständig für Gemeindeangelegenheiten, am Dienstagabend zur Ortschaftsratssitzung vorgeschlagen, um an Frickes Leben und Wirken zu erinnern. Doch die Aspenstedter möchten, dass der Grabstein ihres „Ehrenbürgers“ im Zentrum des Friedhofs stehen bleibt – und nicht wie geplant in eine Ecke versetzt wird.

„Das Grab muss an seiner angestammten Stelle bleiben – allein schon aus ästhetischen Gründen“, sagte der Aspenstedter Gerald Kupfer bei einer Besprechung mit den Ortschaftsratsmitgliedern auf dem Friedhof. Seine Frau Karin ergänzte: „Viele Leute kommen an Frickes Grab, weil sie an dessen heilende Kraft glauben.“ Wenn nur noch der Grabstein – zudem an anderer Stelle – stünde, wäre die Gedenk- und Heilstätte zerstört. „Kurz bevor er starb, sagte Karl Fricke: ‚Wenn ihr krank seid, kommt an mein Grab‘“, berichtet ein anderer Aspenstedter.

Zum Hintergrund: Die Liegezeit des vor mehr als 55 Jahren verstorbenen Karl Fricke ist abgelaufen. „Er war und ist leider kein offizieller Ehrenbürger. Wir können das Grab nicht zum Ehrenfriedhof – wie in Halberstadt – erklären“, sagte Ortsbürgermeister Rüdiger Müller.

Eine andere Variante sei, die Grabstelle zu verlängern. Die Kosten dafür könnten die Aspenstedter durch Spenden decken. Müller will beim Friedhofsamt anfragen, was eine Verlängerung der Grabstelle kostet. „Wichtig ist, dass wir und die Verwaltung einen Kompromiss finden“, sagt der Ortsbürgermeister.

Eine andere Variante als die Umsetzung oder die mögliche Verlängerung des Fricke-Grabes lasse die Friedhofssatzung nicht zu. „Als die Satzung 2014 erneuert wurde, haben wir verpasst, eine Sonderregelung für dieses Grab einzubringen“, gibt Bürgermeister Müller zu. „Satzung hin oder her – Karl Frickes Grab muss bleiben, wo es ist“, sagte Ortschaftsratsmitglied Ullrich Breitschuh (parteilos).

Er habe mit der Familie des Verstorbenen gesprochen, sagte Rüdiger Müller. Die Angehörigen seien damit einverstanden, den Grabstein umzusetzen und um eine Gedenkplatte zu ergänzen. „Dort könnte jeder ein Andenken an Karl Fricke abstellen.“ Schlimmer wäre es, wenn das Grab ganz verschwinde.

Der Heiler starb am 1. März 1960. Zu Lebzeiten hatte Karl Fricke sich in Aspenstedt mit seinen heilerischen Fähigkeiten großes Ansehen erworben. Er genieße dieses bis heute, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung Halberstadt.