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Innenhöfe Der Natur ihren Lauf lassen

Hof-Blicke heißt eine Serie der Volksstimme, in der wir grüne Innenhöfe in Halberstadt und den Ortsteilen vorstellen

Von Theo Weisenburger 25.06.2016, 12:00

Halberstadt l Was lässt sich über den Innenhof sagen, der vor einigen Jahren zum schönsten Deutschlands gekürt wurde? Nicht viel, nur das: „Ich bin immer wieder begeistert“, sagt Roswitha Hutfilz – und dann kommt erst einmal eine Weile nichts. Aber man kann die Chefin der Abteilung Stadtgrün im Halberstädter Rathaus gut verstehen. Was sich hinter den Mauern des Hauses Grudenberg 11 verbirgt, ist in der Tat ein erstaunliches Fleckchen Erde mitten in der Stadt. Es ist das Anwesen von Petra und Kay Lautenbach sowie der Miteigentümerin Sylvia Felix.

Gut 800 Quadrateter groß und zweigeteilt in Hof und Garten ist der rückwärtige Teil des Hauses, den wir im Rahmen von Hof-Blicke, der gemeinsamen Aktion von Volksstimme, Stadtverwaltung und Kuratorium Stadtkultur vorstellen. Mit dabei sind wieder Roswitha Hutfilz, die Fachfrau für alles Grüne im Rathaus und ihre Kollegin Siegrun Ruprecht, die als Stadtplanerin einen guten Blick hat für die besonderen Bedürfnisse des Wohnens in der Stadt.

Fünf Mitparteien, darunter die beiden Eigentümer, leben am Grudenberg. 1990 haben Lautenbachs das verfallene Gebäude gekauft, drei Jahre und unzählige Arbeitsstunden später sind sie eingezogen. „Wir haben das Haus so saniert, dass man es nicht sieht“, sagt Kay Lautenbach, und meint damit vor allem die Verwendung möglichst orginaler Bauteile. Nur der große Anbau samt Holztreppe am Nebenhaus ist neu, das Innere des Hauses ist modernisiert.

Aber um die inneren Werte des Hauses geht es nicht, sondern um die Äußeren. Und die sind beeindruckend. Vorne der große, begrünte aber doch übersichtliche Innenhof. „Manche haben so einen Hof und pflastern ihn zu“, sagt Stadtplanerin Ruprecht und ist von dieser Variante nicht sonderlich begeistert. Ihr gefällt der sensible Umgang mit der Bausubstanz, der Einbau von Originalteilen.

So wie bei Lautenbachs. Hier gibt es handverlegtes Natursteinpflaster statt Beton, bunt blühende Blumenampeln, Blumentöpfe, Rankpflanzen, die die Wände hochklettern, Stühle fürs gemütliche in der Sonne sitzen, an der Wand aufgestapeltes Kaminholz und in der Mitte, erst wenige Jahre alt, ein kleines Apfelbäumchen.

Der Hof wirkt aufgeräumt, aber nicht steril. Warum das so ist, entdeckt Roswitha Hutfilz sofort. „Sie dulden auch Wildwuchs“, lobt sie Lautenbachs. Auf der Grünfläche darf eine Ecke Klee stehen, auch an anderen Stellen sprießen Wildkräuter und anderes klassisches Unkraut. „Die haben Sie bestimmt für die Insekten stehen lassen.“ Leben und leben lassen gilt in diesem Innenhof, das sieht Fachfrau Hutfilz auch am Apfelbaum. Der leidet unter Schädingsbefall, die Blätter rollen sich ein. „Wenn ich das sehe, weiß ich, dass Sie nicht mit Chemie rangehen.“ Wer auf natürliche Weise gegen Schädlinge vorgehen möchte, kann dies mit Brennesselsud. Doch bei einem Baum ist das schwierig. Was also tun? Roswitha Hutfilz rät zur Gelassenheit und dazu, der Natur auch mal ihren Lauf zu lassen.

Zum Schluss noch ein Blick in den wunderschönen Garten. Gemüse wächst hier kaum, das kommt mit dem Boden nicht klar. Dafür Kräuter, Sträucher und vor allem rund 50 Rosensorten bringen das Idyll zum Blühen. Alles ist lichtdurchflutet, auch hier gibt es Sitzecken – mal in der Sonne, mal überschattet, je nach Wunsch. Eigentlich will Roswitha Hutfilz bei Hof-Blicke ja den Eigentümern Hilfestellung geben Doch am Grudenberg fällt ihr nichts ein, da passt schon alles. Dafür gibt ihr Petra Lautenbach noch einen Tipp mit auf den Heimweg. Wenn ihre Pflanzen Schwäche zeigen, bekommen sie „Waldleben“ – ein zwar teures, aber effektives und vor allem rein biologisches Stärkungsmittel. „Erst war ich skeptisch“, sagt sie, „aber es funktioniert.“

Sie wollen ebenfalls an unserer Aktion teilnehmen, Ihren Innenhof von Fachleuten begutachten lassen und wertvolle Tipps für die Gestaltung Ihrer ganz privaten grünen Oase bekommen? Dann melden Sie sich bei der Volksstimme, Westendorf 6 in 38820 Halberstadt, Telefon: (03941) 69 92 20 oder per E-Mail unter redaktion. halberstadt@volksstimme.de