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Insolvenz „Burghotel“ kommt ins Trudeln

Erst vor sechs Wochen ist das "Hasseröder Burghotel" in Wernigerode eröffnet worden. Nun ist der Geschäftsführer zahlungsunfähig.

Von Dennis Lotzmann 19.08.2016, 20:16

Wernigerode l Ist der große Traum vom eigenen Hotel für Frank Kasselmann schon ausgeträumt? Nicht unbedingt, lautet die vorläufige Einschätzung von Karina Schwarz. Die Magdeburger Rechtsanwältin kümmert sich um Firmeninsolvenzen und hat seit dieser Woche einen neuen Fall aus Wernigerode auf dem Tisch: Das von Frank Kasselmann geführte und erst vor sechs Wochen eröffnete Hasseröder Burghotel ist zahlungsunfähig. Karina Schwarz sieht aber gute Chancen, den Betrieb nach einer Insolvenzphase in solides Fahrwasser zu bringen.

Der 51 Jahre alte Unternehmer, der sich am Freitag auf Anfrage nicht äußern wollte, hat die Zahlungsunfähigkeit in dieser Woche offenbart. Betroffen sind davon nach Angaben der Insolvenzverwalterin 68 Arbeitnehmer. Deren Lohnzahlungen seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert, so Karina Schwarz. Gesichert ist nach ihren Worten auch der laufende Hotelbetrieb. „Die Buchungen der Gäste und Urlauber sind nicht gefährdet, der Betrieb läuft nahtlos weiter“, so die Rechtsanwältin. Unter der Insolvenz leiden auch viele Bauunternehmer und Lieferanten, denen nun ein teilweiser Forderungsverzicht droht.

Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) bedauert die Pleite: „Ich habe mich persönlich sehr gefreut, dass sich jemand dieses großen Hotels angenommen hat. Wir werden natürlich schauen, inwieweit wir als Kommune hier unterstützend aktiv werden können“, so Gaffert zur Volksstimme. Gafferts Worte sind nachvollziehbar. Kasselmann, der seit Jahren im Tourismusgeschäft unterwegs ist, hat nach eigenen Angaben mehr als 20 Millionen Euro investiert, um eine Ruine aus dem Stadtbild zu tilgen.

In den 1980er Jahren als FDGB-Ferienheim gebaut, wurde das Haus nach der Wende als Hotel Stadt Wernigerode betrieben. Dann stand es jahrelang leer. Kasselmann nahm Millionen in die Hand, um sich seinen Lebenstraum – „ich wollte schon immer ein eigenes Hotel haben“ - zu erfüllen. In dem Haus mit gut 400 Betten will er „königliches Urlaubsvergnügen“ mit mittelalterlichem Anstrich bieten.

Jene Totalsanierung des DDR-Mehrgeschossers könnte ein maßgeblicher Grund für die Zahlungsschwierigkeiten sein: „Die Baukosten sind vermutlich aus dem Ruder gelaufen“, so die Insolvenzverwalterin. Der Hotelbetrieb selbst basiere auf einem „gut durchkalkulierten Projekt“. Allerdings sollen die Buchungszahlen nach Recherchen der Volksstimme in den ersten Wochen weit hinter den Erwartungen gelegen haben.

Die Verwalterin strebt mit den Gläubigern einen Vergleich samt teilweisem Forderungsverzicht an. „Realistisch betrachtet, könnte die Insolvenzphase im Frühjahr 2017 beendet werden.“

Auch die Wernigeröder Tourismuschefin Erdmute Clemens signalisiert Hilfe: „Für unsere Stadt ist die Investition eine ganz tolle Geschichte. Jetzt müssen wir gemeinsam schauen, wie wir das Hotel richtig zum Laufen bringen.“