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Naturschutz Werben für Schierke-Kompromiss

Die Umwelt- und Naturschutzverbände des Harzkreises haben ihre Jahresversammlung in Wernigerode ausgerichtet.

Von Ingmar Mehlhose 01.03.2017, 12:00

Wernigerode l „Was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, sind die Stellungnahmen zu Projekten im Harzkreis“, sagt Gunter Karste. Dies werde öffentlich nur nicht sichtbar.

Der Chef des Naturschutzbundes Harz (NABU) zeigt sich mit der Resonanz zur jüngsten Jahresversammlung der Umwelt- und Naturschutzverbände des Landkreises im Hörsaal C der Hochschule Harz dennoch zufrieden. Gut 70 Teilnehmer seien am Sonnabend auf dem Wernigeröder Campus erschienen. Darunter „als regelmäßige Gäste“ Landrat Martin Skiebe (CDU) und der Leiter des Kreis-Umweltamtes Torsten Sinnecker sowie einige seiner Mitarbeiter. Karste: „Und wir hatten eine starke Politfraktion.“

Den Vertretern von Bündnis 90/Die Grünen, CDU und Linke sei ein die Naturschützer derzeit belastendes Problem für eine schnelle Lösung mit auf den Weg gegeben worden. Die Finanzierung von Vorhaben zur Landschaftspflege gestalte sich derzeit so gut wie unmöglich, erläuert Uwe Wegener dazu. Der Versammlungsleiter: „Wir erhalten nur einen sehr geringen Prozentsatz Förderung vom Land.“ Ansonsten hänge das Ganze „am Tropf der Europäischen Union“.

Die neue Förderperiode aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) habe eigentlich 2016 anlaufen sollen. Bis auf ganz wenige Zusagen, zum Beispiel für Hochschulen, sei allerdings nichts passiert. Landschaftspflegeverbände und Schäfereien warteten bisher vergeblich auf die finanziellen Zuwendungen.

Gunter Karste: „Das Geld ist nicht mehr da, wenn der Projektplan vorliegt.“ Um selbige tatsächlich umsetzen zu können, bräuchte es ein Jahr Vorlauf. Der Biologe: „Es geht hier um mehrere 100 000 Euro.“

In der Hoffnung, bei dieser „verwaltungstechnischen Geschichte“ Gehör zu finden, haben die Vertreter von NABU, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Förderkreis für Vogelkunde und Naturschutz am Museum Heineanum Halberstadt, Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks (GFN), Verein Wildfisch und Gewässerschutz sowie Interessengemeinschaft (IG) Ornithologie und Naturschutz Quedlinburg zudem erneut ihre seit Jahren erhobenen Forderungen formuliert.

An erster Stelle steht dabei unverändert das Thema Ganzjahreskonzept für den Winterberg inklusive der das Wintersportgebiet betreffenden Planungen. Gunter Karste: „Der einzige Kompromiss ist die Anbindung der Seilbahn von Schierke an den Wurmberg. Das sind fünf Pfosten mehr gesetzt.“ Dafür könne die vorhandene Infrastruktur genutzt werden. Es dürfe ansonsten keinen weiteren Landschaftsverbrauch geben. Dies bedeute unverändert einen kompletten Verzicht auf Beschneiungsanlagen.

„Prophylaktisch“ erneuert haben die Umweltaktivisten laut NABU-Kreischef ihr Nein zur Errichtung eines Baumwipfelpfades an der Rosstrappe im Bodetal. Dies sei zwar aktuell nicht im Gespräch, könne aber jederzeit wieder zum Thema werden. Es gelte, eine „Idiotie der Doppelversorgung“ zu verhindern.

Gleichfalls abgelehnt werde die Errichtung von die Landschaft zerstörenden Rückhaltebecken im Naturschutzgebiet Selketal. Dazu müssten Alternativen gefunden werden.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Pläne zum Bau eines Windparkes im Raum Derenburg hätten er und seine Kollegen weitere solcher Projekte für den Harzkreis generell abgelehnt, berichtet Karste. Er sagt: „Gerade der Schutz des vom Aussterben bedrohten Rotmilans wird dadurch tangiert.“

Kritik geübt worden sei zudem einmal mehr an der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB). Alle Jahre wieder gehe es um den Einsatz von Alternativtechnik bei erhöhter Waldbrandgefahr auf der Brockenstrecke.

Eine ganz praktische Form der Unterstützung hätten die Umweltaktivisten bei ihrer Forderung nach maximalster Sensibiltät beim Umgang mit alten Streuobstwiesen, Obstbaumalleen, Feldwegen und -rainen erfahren. Sandra Thormeier, Geschäftsführerin der Harzbaumschule Thormeier in Blankenburg, habe 40 Bäume gestiftet. Unter den Teilnehmern seien Gutscheine dafür verteilt worden.

„Unser Wernigeröder Modell hat schon ein gewisses Potenzial“, betont Uwe Wegener. Andere Landkreise hätten dies nicht. Dennoch sei künftig mehr Öffentlichkeitsarbeit erforderlich. Ebenfalls stärker geworben werden müsse im Hinblick auf den Altersdurchschnitt um weitere aktive Mitstreiter in den Verbänden.

Für Friedhart Knolle als Vorsitzender der GFN rückt darüber hinaus noch ein weiterer Punkt in den Fokus. Er sagt: „Wir sind grundsätzlich überparteilich, aber wir müssen mehr politische Kontakte pflegen.“