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Vereinsprojekt Wülperöder bauen ein Backhaus

Die Wülperöder haben ein großes Ziel: Zur 700 Jahr-Feier im August soll auf ihrem Dorfplatz ein Backhaus stehen - gebaut mit eigenen Händen.

Von Mario Heinicke 27.03.2016, 08:40

Wülperode l Die Wülperöder sind ein fleißiges Völkchen. Bei ihren alljährlichen Frühjahrsputz-Aktionen haben sie mit den Jahren erfolgreich Werte geschaffen. Das jetzige Vorhaben aber stellt alles Bisherige in den Schatten. Sie bauen sich ein Backhaus. Und wenn das Wörtchen „sich“ steht, sind damit die zur Ortschaft gehörenden Göddeckenröder und Suderöder gemeint. Denn sie sind ebenfalls schon mit Eifer bei der Sache. Auch eine Informationsveranstaltung am Mittwochabend auf der Baustelle fand reges Interesse.

Von der Idee bis zur Umsetzung war es nur ein kurzer Weg. Vorigen Sommer hatte Wülperode zu einem Tag der offenen Gartenpforte eingeladen. Auf einem Grundstück gibt es einen kleinen Backofen, in dem für den Tag Brot und Kuchen zubereitet worden waren. „Das kam gut an“, blickte Alexander Bruder, der als Bauleiter fungiert, zurück. Die Idee des gemeinsamen Backhauses war geboren. Aber erst, als immer wieder nachgefragt wurde, ging es wirklich an die Umsetzung. Das war im Januar. Der Wülperöder 1000-Jahre-Verein und der in den drei Orten wirkende Verein Naturdörfer, in dem Bruder Vizevorsitzender ist, spannten sich vor das Vorhaben. Vor zwei Wochen gab der Ortschaftsrat mit einem Beschluss den ganz offiziellen Startschuss.

Vorher hatte ein Dutzend Freiwilliger schon Baumaterial aus Abrissobjekten in Wülperode, Göddeckenrode und Stötterlingen gesichert: Sand- und Ziegelsteine, Dachziegel, Holz. Alexander Bruder, studierter Bauingenieur, erarbeitete die Planung, der 1000-Jahre-Verein reichte den Bauantrag ein. Eine Teilbaugenehmigung bis in Höhe des Sockels liegt schon vor, so dass unmittelbar nach dem Ratsbeschluss die Spaten in die Hände genommen wurden, um das Streifenfundament des vier mal sieben Meter großen Backhauses auszuschachten.

Darüber hinaus gab es noch Besichtigungen von ähnlich großen Backhäusern in Danstedt und Groß Döhren. Vor allem wollen die Wülperöder Erfahrungen nutzen und von Anfang an mögliche Fehler vermeiden wie zum Beispiel auf dem Osterwiecker Schäfers Hof, wo ein Backofen zumindest derzeit nicht mehr genutzt werden kann. „Für den Lehmbackofen wollen wir uns einen Bausatz holen“, erklärte daher Helmut Bräutigam.

Der Backofen selbst, in dem auf einmal bis zu 20 Brote, aber auch Pizzen und Kuchen gebacken werden können, wird nur einen relativ kleinen Platz im Haus einnehmen. Dort stehen auch Tische und Bänke. Denn das Backhaus soll zur Stärkung der sozialen Gemeinschaft beitragen, wie es in der offiziellen Beschreibung etwas theoretisch heißt. Praktisch bedeutet es, dass sich hier Jung und Alt zum gemeinsamen Backen treffen, dass hier Geburtstag gefeiert werden kann, der Kindergarten zu Gast ist oder, was Helmut Bräutigams heimlicher Wunsch ist, ein Stammtisch in gemütlicher Runde zusammenkommt.

Bis diese Träume Wirklichkeit werden, gibt es noch eine Menge Arbeit. Deshalb sind fortan jeden Mittwoch ab 17 Uhr und jeden Sonnabend ab 8 Uhr Arbeitseinsätze anberaumt. Zum Fundamentbauen, zum Ziegelsteineputzen. Auch am heutigen Sonnabend übrigens.

Der Zeitplan ist straff. Bis Mitte Mai soll das Fachwerkhaus stehen. Dann brauchen die Wülperöder nämlich eine baumaterialfreie Wiese für den Ausklang ihrer gemeinsamen Radtour, wie Manfred Riecher sagte. Und da das Brot zum Jubiläum auch schmecken soll, möchte man vor dem Termin 20./21. August noch einige Tage für Backenübungen nutzen.

Alexander Bruder hat jetzt schon mit Freude registriert, dass sich an den bisherigen Arbeiten alle Altersgruppen von den Jugendlichen zu den Rentnern beteiligt haben. Ebenso freut er sich, dass Handwerker aus dem Ort und darüber hinaus ihre Unterstützung zugesagt haben, dass mehrere Familien Geld für das Vorhaben spendeten. Die Stadt Osterwieck hat dafür ein Verwahrkonto eingerichtet. Benötigt wird das Geld vor allem für den Kauf des Backofen-Bausatzes.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter http://www.naturdoerfer.de und bei Alexander Bruder, Telefon 01 51/56 67 32 63. Spendenkonto (Harzsparkasse) bei der Stadt Osterwieck unter Verwendungszweck „Backhaus Wülperode“ IBAN: DE 44 8105 2000 0340 0211 52.