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Wintersport Manöverkritik nach Schnee-Fiasko

Nach den Pannen rund um den Wintersport im Oberharz justieren die Verantwortlichen nach. Der erste Bully ist wieder flott und legt Loipen.

Von Dennis Lotzmann 17.01.2017, 12:33

Schierke/Benneckenstein l Große Manöverkritik im Rathaus Wernigerode: Am morgigen Mittwoch kommen die Verantwortlichen von Nationalpark Harz (NP), der Stadtverwaltung Wernigerode und der Wernigerode-Tourismus GmbH (WTG) zusammen, um die Probleme und Pannen vom vergangenen Wintersport-Wochenende auszuwerten. „Es geht darum, so nachzujustieren, dass sie sich nicht wiederholen“, steckt der städtische Ordnungsdezernent Volker Friedrich das Ziel ab. Kernpunkt dabei: Eine bessere behördenübergreifende Abstimmung, um den Gästen im Oberharz – allen voran in Schierke – perfekte Wintersportbedingungen zu offerieren. Wir brauchen auch einen Plan B“, so Friedrich.

Weil es selbigen am vergangenen Wochenende nicht gegeben hatte und es der Winter obendrein noch zu gut meinte, gab es Probleme und reichlich Kritik von Gästen und insbesondere Langläufern. Teilweise berechtigte, wie WTG-Chefin Erdmute Clemens sagte. Teilweise aber auch unberechtigte, weil die Verantwortlichen auch mit akuten personellen Problemen zu kämpfen hatten.

Problem eins: Massiver Neuschnee plus Verwehungen in den Nächten zum Sonnabend und zum Sonntag. Weil das Loipenspuren da praktisch sinnlos war, startete der Spurenleger erst am Sonnabendvormittag. Dabei gab es noch zusätzliche Probleme, weil der Pistenbullyfahrer mit der größten Erfahrung ausfiel und Ersatz einspringen musste.

„Es gibt bislang die grundsätzliche Regelung, dass die Bullys nur von Nationalpark-Mitarbeitern gefahren werden. Hierüber müssen wir reden, um im Notfall auch genügend Ersatzpersonal parat zu haben“, so Friedrich. „Es darf nicht passieren, dass bei solchem Wetter die Spurenleger nicht rollen können.“ Das bestätigt Förster Henning Ohmes, der beim Nationalpark für den Einsatz der Loipenbullys mit verantwortlich zeichnet: "Wir sind gerade dabei, einen jungen Forstwirt anzulernen, um ihn kurzfristig beim Loipenlegen mit einsetzen zu können", ergänzte er am Dienstagvormittag.

Problem zwei: Am Wochenende fiel ein Pistenbully mit Hydraulikschaden komplett aus, der zweite auf sachsen-anhaltischer Seite war havariebedingt ebenfalls nur teilweise einsetzbar, weil die Fräsmaschine ausfiel. Damit werden große Neuschneemengen entfernt, um eine glatte Ebene für das Spuren der Loipen zu bekommen. Der bestellte Monteur blieb nach Angaben von Henning Ohmes auf der Autobahn liegen. „Das war doppeltes Pech. Wir können also erst am Dienstag reparieren und anschließend starten“, so Ohmes am Montag.

Das heißt konkret: Im Bereich Bahnhof Schierke/Drei Annen Hohne werden am heutigen Dienstag ab 8 Uhr frische Loipen gelegt, weil die dortige Maschine mit defekter Fräse noch bedingt einsatzfähig sei, wie NP-Einsatzleiter Henning Möller am Montagabend sagte. Im Bereich Schierke müsse die Reparatur abgewartet werden – „wir wissen nicht, wie lange das dauert“.

Entwarnung dann am Dienstag gegen 11 Uhr: "Wir haben es gerade geschafft, der Schierker Pistenbully ist repariert und nun wieder einsatzfähig", erklärte Henning Ohmes. "Wir werden jetzt sofort durchstarten und die Loipen rund um Schierke neu zu ziehen", so der Nationalpark-Mitarbeiter. Priorität hätten zunächst die Winterberg- und die Königsberg-Loipe. Er könne allerdings noch nicht sagen, wie lange das Neuspuren insgesamt dauern werde. "Wir tun, was wir können", versicherte er. "Fürs Hexen werden wir nicht bezahlt, aber ansonsten ziehen wir alle Register", versicherte. 

Das hatten die Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung auch am Wochenende bereits getan. Bis zum havariebedingten Ausfall der Pistenbullys zogen sie immer wieder ihre Bahnen, oft sorgten aber Neuschnee und Verwehungen dafür, dass das Resultat nach kurzer Zeit wieder komplett zugeweht war. Kritik von Langläufern, wonach in Schierke gar keine Loipen gelegt worden seien, waren falsch. Am Samstagmittag gegen 12 Uhr zog der Bully eine Spur in der Sandbrinkstraße, die allerdings von einigen Spaziergängern sofort wieder zertreten wurde. Anschließend ging es den Toten Weg hinauf zum Grenzweg, um die große Winterberger Runde zu legen. Und am Nachmittag waren auch der Grenzweg zum Dreieckigen Pfahl sowie der Tote Weg tadellos neu gespurt.

Problem drei: Das Tourismusbüro in Schierke ist an den Wochenenden erst ab 10 Uhr geöffnet. Wintersportler, die von weither anreisen, wollen aber weit früher Klarheit haben und sich nicht auf Internetofferten verlassen. „Wir öffnen am nächsten Wochenende bereits ab 9 Uhr“, kündigt WTG-Chefin Clemens an. Die Idee, dann schon ab 7.30/8 Uhr ein Schneetelefon zu schalten, will sie in die morgige Beratung nehmen. Aber auch hier gelte: „Es ist alles eine Frage der personellen Möglichkeiten.“

Problem vier: Nicht nur extreme Neuschneemengen und heftige Verwehungen setzten am Wochenende dem Langlaufvergnügen Grenzen, sondern auch Spaziergänger. Ganz gleich, ob aus Unwissenheit, Ignoranz oder gar böser Absicht – die Verantwortlichen wollen über das Aufstellen von Hinweisschildern nachdenken. „Es schmerzt regelrecht, wenn man sieht, dass Leute einen Kilometer lang die frische Loipe kaputt trampeln“, sagt Henning Möller. Das war beispielsweise in der Sandbrinkstraße in Schierke der Fall. Dort machten Wanderer dem Pistenbully Platz, um der Maschine anschließend mitten in der Loipe laufend zu folgen.

Problem fünf: Die Parkplatznot entlang der Loipeneinstiege. Gerade an der B 4 in Niedersachsen sorgt das immer wieder für große Frustration und zuweilen gefährliche Situationen. Hier punktet Schierke mit den 700 Stellplätzen im Parkhaus. Das war am Wochenende teilweise voll belegt. Um den Service zu verbessern, soll ein Parkscheinautomat jetzt mit EC-Bezahlmodul nachgerüstet werden. Bislang ist Barzahlung nur mit Banknoten bis 20 Euro möglich. Das beschert Autofahrern, die nur einen 50-Euro-Schein zur hand haben, immer wieder Probleme. Zudem soll die Zahl von Behindertenstellflächen überprüft werden, kündigt Volker Friedrich an.