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Kinderkirche Pastorin will Hemmschwelle senken

Pastorin Esther Spenn möchte mehr Familien ins Gotteshaus holen. Sie will die Hemmschwelle senken und bietet eine Kinderkirche an.

Von Anett Roisch 05.04.2016, 01:01

Eickendorf l Die evangelische Kirche in Eickendorf ist ein typisches Gotteshaus mit dicken Wänden, einem Turm, einer Uhr und einigen Gebäudeteilen, die dringend zu sanieren sind. Und trotzdem gleicht die Kirche, in der es einen kleineren Raum vor dem Altar gibt, mit Heizung, einem Plüschteppich und gebasteltem Schmuck an den Wänden einem Wohnzimmer. „Wir wollen für alle da sein – für groß und klein“, sagte Heike Sue, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. „Manchmal ist die Scheu, zu uns zu kommen, noch ein bisschen groß. Lea ist im Ort das letzte Christenlehrekind im traditionellen Sinne. Einige Familien sind weggezogen. Wir haben überlegt, was wir nun machen und sind auf die Idee gekommen, eine Kampagne zu starten und uns so für alle zu öffnen“, erklärte Pastorin Esther Spenn. Willkommen sind nicht nur die Kinder, sondern auch Mütter und Väter sowie Omas und Opas, die nicht zwingend in Eickendorf wohnen müssen. Eine Mitgliedschaft in der Kirche ist nicht erforderlich. „Natürlich beschäftigen wir uns auch mit kirchlichen Themen. Wir haben Ostern vorbereitet. Aber jeder feiert ja Ostern und auch den Martinstag“, sagte die Pfarrerin und packte ihre Gitarre zum Begrüßungslied aus. Die Kinder suchten eifrig nach den Bildern im Textbuch. Die vierjährige Joselyn weiß genau, welches Bild zu welchem Lied gehört. Geschichten und Basteleien sind besonders beliebt. Eine selbst gestaltete Bildgeschichte entstand auch bei der Ostervorbereitung. Die achtjährige Lea Riddler erklärte: „Ich komme gern in die Kirche, weil mir das Basteln großen Spaß macht.“ Ihre Mutter Yvonne Riddler weiß das und nimmt das Angebot gern an. Familie Riddler ist von Eickendorf nach Rätzlingen gezogen und bleibt der Kinderkirche treu. Die Fahrerei nimmt die Mutter gern in Kauf.

„Die Gemeinschaft ist ganz wichtig. Die Kinder werden miteinander groß. Es ist einfach schön, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Ich möchte natürlich auch die Hemmschwelle runtersetzen. Man kann in das Kirchengebäude kommen, ohne ganz fromm sein zu müssen. Die Kirche kann ein Zuhause für alle bieten“, betonte Esther Spenn und steckte das Stromkabel für den Backofen in die Dose. „Wir wollen heute Schäfchen backen. Es ist schließlich noch Osterzeit“, erklärte die Pfarrerin und stellte die große Rührschüssel auf den Tisch.

Die Tür zur Kinderkirche ist dienstags von 16.15 bis 17 Uhr geöffnet. Außer an dem ersten Dienstag im Monat.

Die Kirchengemeinde Eickendorf lädt zu einem besonderen Konzert mit dem Männerquartett „Supcooltour“ ein. Am Sonntag, 22. Mai, beginnt die Veranstaltung rund um die Kirche um 12 Uhr mit einem Mittagessen. Um 15 Uhr folgt der Ohrenschmaus des Männerquartetts. In fröhlicher und etwas augenzwinkernder Weise singen die vier Herren – drei Pfarrer und ein Kantor – bekannte und weniger bekannte Volkslieder und Evergreens. Anschließend gibt es als Nachtisch ein Kuchenbüfett. Der Eintritt ist frei. Die Spenden und Einnahmen sind für die Sanierung des Kirchendaches in Eickendorf bestimmt. Etwa 20 Leute, die freiwillig gern helfen wollen, haben sich schon zu den Arbeitseinsätzen am Freitag, 8. April, ab 16 Uhr und am 9. April, ab 7 Uhr gemeldet. Das Dach muss dringend erneuert werden, damit das erst kürzlich erneuerte Deckengemälde nicht nass wird. Außerdem müssen auch noch die Fenster nach den Vorlagen des Denkmalschutzes saniert werden. Die alten Ziegeln werden dann abgenommen. Alle Handlangerarbeiten sind gefragt. „Wir sind finanziell nicht so gut aufgestellt. Schließlich haben wir ja nicht nur das Deckengemälde, sondern vieles mehr rekonstruieren können. Das geht nur, weil wir hier in Eickendorf ganz viele fleißige Leute haben, die einfach viele Arbeiten übernehmen. Das spart viel Geld“, erklärte Esther Spenn.