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Rallye 7.500 Kilometer für einen guten Zweck

Einmal zum Nordkap und zurück, durch 10 Länder in 16 Tagen - diesem Abenteuer wollen sich zwei Teams mit Haldensleber Beteiligung stellen.

Von Jens Kusian 27.05.2017, 01:01

Haldensleben l Komplett aus Haldenslebern besteht das Team „Low-Compression“. Dirk und Ulf Kittel sowie Jens Bischoff gehen unter diesem Namen auf die Rallye rund um die Ostsee. „Team Werft Calvörde“ heißt ein weiteres Trio, das die 7.500 Kilometer in 16 Tagen absolvieren möchte.

Mit dabei Jonathan Miehe aus Haldensleben und die beiden Wernitzer Felix Texdorf und Manuel Erxleben. Gemeinsam mit 248 anderen Teams starten sie am 17. Juni in Hamburg. Auf ihrem Weg zum Nordkap und zurück durchqueren sie zehn Länder. Dabei sind GPS, Navi und Autobahnen tabu, so lauten die Regeln für die Rallye. Eine weitere Bedingung: Die Fahrzeuge müssen mindestens 20 Jahre alt sein.

Organisiert wird das Ganze vom Superlative Adventure Club Hamburg. Allerdings geht es bei der Tour nicht nur um das reine Abspulen von Kilometern. Sie steht vielmehr unter dem Motto „Helfen und Spaß dabei haben!“.

Denn neben dem Abenteuer geht es auch um einen guten Zweck: Alle Teams müssen bis zur Zielankunft am 2. Juli in Hamburg 750 Euro Spendengelder gesammelt haben. Die Hälfte davon geht an den offiziellen Charity-Partner des Baltic Sea Circle, den Verein Moebius Syndrom Deutschland. Die andere Hälfte können die Teams einem Charity-Projekt ihrer Wahl zukommen lassen.

Beim Urlaub in der Sächsischen Schweiz hat Jens Bischoff vom Baltic Sea Circle und der dazugehörigen Spendenaktion erfahren. Für den Autoschrauber stand fest: „Da mach‘ ich mit“. Doch sein Start im vergangenen Jahr schlug fehl, so dass letztlich Stephan Ulrich aus Haldensleben, Thorsten Bartels aus Wieglitz, Mario Böker aus Weferlingen und Marvin Tiede aus Danndorf zur Rallye starteten.

Doch für dieses Jahr hat es geklappt. Mit den Brüdern Dirk  und Ulf Kittel hat Bischoff das Team „Low Compression“ auf die Beine gestellt. Am 29. September 2016 wurde um 18 Uhr der Server für die Anmeldung zum diesjährigen Circle freigeschaltet.

Die Resonanz war so groß, dass sogar der Server zusammengebrochen sei. Nach 90 Minuten dann hatte das Team seine Anmeldung durch und die Startnummer 70 bekommen.

Das Startgeld ist inzwischen bezahlt und auch seine 750-Euro-Minimumspende hat das Trio schon zusammen, bevor der Baltic Sea Circle 2017 überhaupt gestartet ist. Darauf sind die Männer besonders stolz.

Über das Spendenportal betterplace.org sind 405 Euro für Moebius Syndrom zusammengekommen. Darüber hinaus haben sich die Haldensleber das Kinderhospiz ausgesucht, das sie mit ihren Spenden unterstützen wollen. Mittlerweile ist ihr Spendenkonto auf stolze 2255 Euro angewachsen.

„Wir bekommen Geld von Leuten, die wir überhaupt nicht kennen. Das Ganze ist auf eine wahnsinns Resonanz gestoßen“, erzählt Jens Bischoff, der mit seinen Mitstreitern kräftig die Werbetrommel für das Unterfangen rührt. „Es multipliziert sich total super. Man wird richtig süchtig danach, wenn man es einmal losgetreten hat“, gesteht Ulf Kittel.

Starten wird „Low Compression“ mit einem VW Transporter, der derzeit umgebaut wird. „Børge“ haben die drei das quietschgelbe Fahrzeug genannt, das einst für die Firma Wasserbetten-Götsch im Einsatz war.

„Das hatte ich schon länger im Blick, kannte es aus der Werkstatt. Dirk wollte eher einen Volvo Kombi oder etwas ähnliches. Aber Petra Götsch hat uns das Auto dann für einen sehr guten Preis überlassen“, so Jens Bischoff.

20 Jahre und 237.000 Kilometer hat „Børge“ auf der Uhr. Er wird derzeit noch für die Tour hergerichtet. „Wir haben dabei viel Unterstützung aus der Familie und von Bekannten bekommen. Als Normal-sterblicher könnte man sich sonst eine solche Aktion gar nicht leisten“, ist Ulf Kittel überzeugt.

Denn das Team hat nicht nur das Fahrzeug und das Startgeld aus eigener Tasche bezahlt.  „Wir nehmen alle drei extra Urlaub und tragen auch alle Kosten, die ringsherum anfallen, wie Verpflegung und Benzin. Was an Spenden reinkommt, wird auch zu 100 Prozent weitergereicht“, versichert er.

Trotz des großen Spendenpolsters wollen sich die Männer nicht darauf ausruhen. „Wir sammeln weiter“, erklärt Ulf Kittel. Denn die Sammlung läuft bis zur Zielankunft. Doch vor dem Start haben sich die drei noch eines vorgenommen: „Wir wollen gern persönlich den Kontakt zum Kinderhospiz aufbauen“, sagt Ulf Kittel. Deshalb ist der Besuch der Einrichtung mit „Børge“ vor dem Start für die Männer Ehrensache.

Noch nicht ganz so professionell aufgestellt ist das „Team Werft Calvörde“. Doch der Abenteuerlust der drei jungen Männer tut das keinen Abbruch. Es gehe schließlich um die Sache, meint Teamleiter Jonathan „Joni“ Miehe. Er hatte im Internet Bilder vom Baltic Sea Circle entdeckt und war von der ganzen Idee sofort begeistert. „Ich wollte ja schon letztes Jahr mitfahren, habe aber die Anmeldung verpasst, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Team zusammen hatte.“

Für die diesjährige Tour hat er Felix Texdorf und Manuel Erxleben aus dem altmärkischen Wernitz gewinnen können. Gestartet wird mit einem Opel Rekord Baujahr 1982. Der gehört Felix und hat 141.000 Kilometer runter. Joni ist zuversichtlich, dass der Opel die 7.500 Kilometer schafft.

Wenn nicht, gibt es zumindest einen kleinen Rettungsanker. „Wir fahren mit dem Team ,Low Compression‘ zusammen“, hat sich Joni vorgenommen. Schließlich kenne er die Haldensleber. „Sie haben die Startnummer 70, wir die 148. Irgendwann holen wir sie hoffentlich ein.“

Die Startgebühr haben die jungen Abenteurer entrichtet. Nun arbeiten sie an den 750 Euro Charity-Beitrag. „Wir suchen noch Sponsoren“, bittet der Teamleiter um Unterstützung. Empfänger der Spenden soll der Verein Khepera sein, der sich alternativen Kulturangeboten verschrieben hat.

Doch abgesehen von Spendengeldern braucht das „Team Werft Calvörde“ auch ganz einfache Hilfe. „Wir suchen noch ein Dachträgersystem für den Opel“, meint Jonathan. Denn das Trio hat jede Menge „Gepäck“ mit dem Pkw zu transportieren.

„Wir planen Wildcamping, schlafen im Zelt  und bereiten unser Essen über dem Lagerfeuer zu. Das gehört bei so einer Tour schließlich mit dazu“, ist Joni überzeugt.