Übung Tankmotorschiff sinkt und Öl läuft aus
Etwa 100 Feuerwehrleute aus zehn Wehren haben zusammen mit der Wasserschutzpolizei in Calvörde den Ernstfall trainiert.
Calvörde l Das Tankmotorschiff „Superoil“ fährt an der Schleuse Sülfeld bei Wolfsburg ab und fährt mit zehn Kilometer in der Stunde auf dem Mittellandkanal in Richtung Magdeburg. Das Schiff hat eine Länge von 84,97 Meter, eine Breite von 9,60 Meter, einen Tiefgang von 2,80 Meter. An Bord befinden sich 1 513 Tonnen Heizöl. Durch den Nebel liegt die Sichtweite unter 500 Meter und nimmt weiter ab. Der Schiffsführer geht zur Radarfahrt über, behält aber seine Geschwindigkeit bei. Wenig später bemerkt er einen leichten Druckabfall in der Ruderanlage. Er informiert seinen Mechaniker, der sich sofort auf die Suche nach der Ursache macht. Kurze Zeit später entdeckt dieser eine Leckage an einem der Hydraulikzylinder der Ruderanlage. Ohne den Schiffsführer zu informieren, versucht der Mechaniker das Problem zu beheben. Beim Nachziehen einer Verschraubung reißt diese ab. Hydrau- liköl spritzt dem Mechaniker ins Gesicht und macht ihn handlungsunfähig.
Der Schiffsführer bemerkt davon nichts, er setzt seine Fahrt fort. In einer Linkskurve bei Calvörde bemerkt der Schiffsführer, dass das Ruder nicht mehr reagiert. Trotz sofortiger Umschaltung der Ruderanlage auf Notbetrieb, schafft der Führer es nicht mehr, das Schiff in der Fahrrinne zu halten. Das Schiff läuft weiter geradeaus auf das rechte Ufer zu. Alle Bemühungen des Schiffsführers, das Motorschiff wieder unter Kontrolle zu bekommen, bleiben erfolglos. Die Anfahrung ist so stark, dass der Schiffsführer durch das Ruderhaus geschleudert wird und sich am Kopf verletzt. Erst nach einigen Minuten kommt er leicht benommen wieder zu sich. Unterhalb der Wasseroberfläche entsteht am Schiff ein Riss von etwa zwölf Meter Länge. Eine unbekannte Menge Heizöl tritt aus dem Schiffskörper aus. Auf Grund der starken Schlagseite nach Steuerbord und des Wassereinbruches bleibt das Schiff quer in der Fahrrinne liegen.
So stellt sich das Szenario für die Rettungsübung dar, als der Notruf rausgeht. Die Wasserschutzpolizei in Magdeburg erteilt den Auftrag, Einsatzkräfte zum Unfallort zu entsenden. Zeitgleich wird das Wasserstraßen-Neubauamt Sachsen-Anhalt über den Sachverhalt informiert. Es wird die sofortige Sperrung des Mittellandkanals veranlasst.
Die Integrierte Leitstelle des Landkreises Börde setzt die Sirene der Feuerwehr Calvörde zur Rettung der Besatzung in Gang. Nach Eintreffen der ersten Kräfte fordert der Einsatzleiter weitere Kräfte und Mittel zur Ölschadensbekämpfung an. Der Schiffsführer und sein Mechaniker können sich selbstständig mit dem Rettungsboot an das rechte Ufer retten. Sie werden dort von der Feuerwehr dem Rettungsdienst übergeben und betreut.
Die „Superoil“ sinkt unterdessen weiter, bis der Bug auf den Grund des Kanals liegt. Es besteht die Gefahr, dass das Schiff zerbricht und komplett sinkt und weiteres Heizöl austritt. „Es ist nur eine Übung. Wir wollen aber für den Ernstfall gerüstet sein. Wichtig ist das Zusammenwirken aller Einsatzkräfte“, erklärt Calvördes Wehrleiter Andreas Wolter, der auch der Gemeindewehrleiter in der Verbandsgemeinde Flechtingen ist.
Inzwischen haben die Feuerwehrleute mit B-Schläuchen einen Ölsperre gebaut. Damit soll verhindert werden, dass das Öl sich weiter ausbreitet. Ein Behälter für das aufgefangene Öl wird aufgestellt. Nach sechs Stunden endet die Übung. Die Einsatzkräfte ziehen zufrieden Bilanz. „Alles hat super geklappt. Nach einer Stunde und 20 Minuten lag die 200 Meter lange Ölsperre im Wasser. Es war eine kombinierte Übung mit Ausbildungskomponenten – zum einen der Schiffsunfall in Calvörde und zum anderen eine Funkausbildung und der Umgang mit Brandmeldeanlagen in Eimersleben. Außerdem waren es Fahrten mit Einsatzfahrzeugen unter Einsatzbedingungen“, beschreibt Wolter und dankt allen Mitwirkenden.