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Wolfsriss Nur Wollreste und Rippen bleiben übrig

Einen nächtlichen Wolfsangriff gab es vor kurzem in Neuschollene: Direkt neben dem Wohnhaus des Landwirts wurde ein Lamm getötet.

Von Ingo Freihorst 20.03.2017, 00:01

Neuschollene l Überall herumliegende Wollbüschel, Reste von Rippen und der Inhalt des Pansens – das war alles, was nach einer nächtlichen Wolfsattacke von Lamm des Neuschollener Landwirts Volker Falke übrig blieb. In der Nacht zum Freitag war das Raubtier in den gleich neben dem Wohnhaus des Landwirts befindlichen Schafstall eingedrungen und hatte das 15 Kilogramm schwere Mutterlamm gerissen.

Rissgutachter Andreas Berbig vom Wolfszentrum aus Iden war bereits vor Ort gewesen und hatte bestätigt, dass es sich um einen Wolfsriss handelte. Nur: Volker Falke wird für das Lamm keinen Cent Entschädigung erhalten, denn die Koppel war nicht entsprechend gesichert gewesen. Bis vor wenigen Tagen noch hatte das Hochwasser der Havel bis an die Koppel herangestanden, weshalb es hier zum einen für Isegrim kein Durchkommen gab und zum anderen schlecht ein Zaun errichtet werden konnte. Doch nun ist das Wasser gewichen, durch den nahen dichten Schilfgürtel konnte sich der Räuber unauffällig an sein ahnungsloses Opfer heranpirschen.

Inzwischen hat der Neuschollener einen Elektrozaun aufgestellt, auch wird abends der Schafstall verschlossen. Die 16-köpfige Herde hatte Volker Falke von seinem verstorbenen Vater übernommen, es sind Dorper-Fleischschafe.

Jäger hatten ihm berichtet, dass es derzeit wohl schon um die 30 Wölfe in der Region gäbe. Zwei Rudel leben auf dem nahen Klietzer Übungsplatz und eines im Raum Kamern.

Den Landwirt ärgert auch der hohe Schilfgürtel gleich neben der Koppel. Seit der Wende wird der Graben hier nicht mehr gemäht, in der DDR wurde er mit dem Spülboot alle paar Jahre komplett geräumt, berichtet der Neuschollener. Im Schutz des Schilfes haben sich bereits drei Biberfamilien angesiedelt, welche das Wasser anstauen und eine Schilfmahd unmöglich machen.

Die Biber stauen das Wasser sogar so weit auf, dass er von seinen 13 Hektarn Grünland die sieben Hektar neben dem Graben – er wird im Ortsteil Kanal genannt – zum Großteil nicht bewirtschaften kann. Wegen der stauenden Nässe kommen die Engerlinge hoch, welche wiederum eine beliebte Beute der Wildschweine sind. Diese sind wegen des Schilfgürtels nur schwer zu bejagen, hatte ihm ein Jäger berichtet. Die Tiere scheinen gelehrig zu sein: Bei Büchsenlicht – also um den Vollmond herum – lassen sie sich nicht blicken.