1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Kein Zweifel, es ist ein Rudel

Wölfe Kein Zweifel, es ist ein Rudel

Rund um Klötze lebt ein Wolfsrudel. Davon gibt es Bildnachweise.

Von Markus Schulze 07.10.2015, 16:09

Klötze l Als Andreas Berbig von der Referenzstelle Wolfschutz vor wenigen Wochen im Klötzer Stadtrat weilte, schüttelte in der Runde so manch einer irritiert den Kopf. Denn irgendwie schienen die Aussagen des Gastes nicht ganz zusammenzupassen. Einerseits, so verlautete Berbig, gebe es für das Vorkommen des Wolfes rund um Klötze keine gesicherten Anzeichen. Zumindest für ein Rudel lägen keine Indizien vor. Andererseits, so ergänzte Berbig, seien hier die meisten Attacken auf andere Tiere festzustellen.

Eckhard Wegwarth, der von der Jägerschaft Klötze zum Wolfsbeauftragten gewählt wurde, erkennt in diesen Aussagen einen Widerspruch. Für ihn wirkt es so, als werde versucht, die Thematik „mit Absicht klein zu halten“. Getreu dem Motto von Pippi Langstrumpf: „Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt.“

Denn laut Wegwarth müsste der Referenzstelle die Situation in der Region Klötze sehr wohl bekannt sein. Und die Lage sei nun mal so, dass bereits seit 2014 klar sei, dass sich hier ein Wolfspaar angesiedelt habe. Fest stünde auch, dass die Isegrims in diesem Jahr Nachwuchs bekommen hätten. Dafür sprächen mittlerweile zahlreiche Fährten, Sichtungen und vor allem Fotos beziehungsweise Videos. „Das sind eindeutige Nachweise“, betont Wegwarth und fügt hinzu: „Wer das nicht erkennt, der will es wohl nicht erkennen.“ Er meint: „Es gibt mehr Wölfe, als sich manche Leute eingestehen wollen.“ Offiziell ist in Sachsen-Anhalt von 60 Exemplaren die Rede. Tatsächlich, so schätzt Wegwarth, dürften es aber doppelt so viele sein. Zumal sich die Wölfe ja signifikant zu vermehren scheinen.

Auf jeden Fall hat Wegwarth in den vergangenen Tagen und Wochen wieder etliche Hinweise auf den Wolf bekommen. Hier eine Auswahl:

● Am 14. August meldet Gerhard Linnow, dass er zwischen Klötze und Schwiesau um 7.30 Uhr mehr als 30 Sekunden lang fünf Welpen und drei erwachsene Wölfe gesehen hat. Eckhard Wegwarth hält diesen Augenzeugenbericht für „absolut glaubwürdig“.

 

● Am 17. September macht eine Wildkamera von Horst Kamieth im Klötzer Forst gleich mehrere Aufnahmen. Um 6.47 Uhr, um 7.02 Uhr sowie um 7.18 Uhr läuft je ein Welpe ins Bild. Es dürfte sich um unterschiedliche Tiere handeln, da die Fellfärbung anders ist. Am 27. September macht die Kamera an gleicher Stelle um 21.30 Uhr einen Schnappschuss von einem erwachsenen Wolf.

 

● Am 18. September weist Edgar Schmidt aus Jeggau darauf hin, dass sich auf einem Acker etliche Spuren vom Wolf befinden.

 

● Am 23. September „schießt“ die Kamera von Guido Genze aus Schwiesau gegen 20.20 Uhr binnen einer Minute fünf Bilder, auf denen je drei Welpen zu erkennen sind.

 

● Am 24. September um 18.20 Uhr greift der Landwirt Andreas Schulze aus Faulenhorst nahe der B 71 am Abzweig nach Kalbe/Milde zum Handy, um Aufnahmen von einem erwachsenen Wolf zu machen.

 

● Am 28. September um 8.13 erspäht eine Wildkamera von Markus Täger zwischen Quarnebeck und Jeggau einen erwachsenen Wolf.

● Am vergangenen Freitag entdeckt der Klötzer Wilfried Franke morgens bei der Pilzsuche ein totes Damwild. „Der Kadaver hat noch gedampft“, erinnert sich Eckhard Wegwarth und meint, dass dem Schmalspießer die Kehle regelrecht zugedrückt worden ist. Es muss sich um einen Überraschungsangriff gehandelt haben. Allerdings fühlte sich der Wolf wohl gestört und entfernte sich von dem Riss. Wegwarth schließt nicht aus, dass der Angreifer zur Beute zurückkehren wird.

 

● Und erst am Montag tappste ein Wolf um 1.40 Uhr erneut in eine Fotofalle von Markus Täger.

 

„Das sind alles belegbare Fakten“, macht Eckhard Wegwarth deutlich. „Und zwar jede Menge in kurzer Zeit.“ Der Wolfsbeauftragte ergänzt, dass längst nicht jeder, der einen Wolf oder dessen Spuren zu Gesicht bekommt, sich bei ihm meldet. Es gebe also eine gewisse Dunkelziffer. Um einen noch genaueren Überblick zu bekommen, möchte Wegwarth die Leute daher dazu aufrufen, ihm Bescheid zu geben. Schließlich gelte es „mit offenen Karten zu spielen und nichts unter den Teppich zu kehren“, wie Wegwart erklärt.

Lauftext