Eisangeln Alles hängt von „Petrus“ ab
Die sehr beliebte Möglichkeit, an einem Eisloch zu angeln, soll am kommenden Wochenende im Weddendorfer Angelpark geboten werden.
Weddendorf l „Noch zwei Nächte mit ordentlich Frost, dann stehen wir Sonnabend auf dem Eis“, ist Michael Kiehl überzeugt. Noch aber warnt der Besitzer des Weddendorfer Angelparks aus dem niedersächsischen Rühen davor, die Eisfläche des sechs Hektar großen Sees zu betreten. Mit seinem Handbohrer durchdringt Kiehl im Nu die gefrorene Schicht.
Ein anderer Beweis hatte sich wenige Minuten vorher auf der Eisfläche am benachbarten See ereignet. Ein junges Paar probierte bei einem Spaziergang die Tragfähigkeit des vereisten Uferrandes aus. Nach nur wenigen Metern suchten sie doch lieber die Sicherheit auf dem Weg entlang des Sees.
Doch dem Lockruf des Eisangelns erliegen derzeit viele Petrijünger. Das Mobiltelefon kann Kiehl kaum aus der Hand legen. Anrufer aus Weddendorf, Oebisfelde, Wolfsburg und auch von weiter entfernten Orten fragen nach, ob das Fischefangen aus einem Eisloch heraus an diesem Wochenende losgehen kann. Michael Kiehl verspricht nichts, denn die Wetterkapriolen häufen sich. Und zum Eisangeln sind konstante Minusgrade die Voraussetzung.
„Ich stehe in der Verantwortung, denn der Angelpark ist mein Kapital. Jeder fischt hier auf eigene Verantwortung und anders verhält es sich auch nicht beim Eisangeln. Ich möchte nicht, dass ein Unglück auf meinem Areal passiert“, meint der Unternehmer.
Sicherheit geht vor, das wissen auch die Angelenthusiasten, die deshalb auch sicherheitshalber lieber zwei- oder dreimal anrufen, um ihre Utensilien fürs Eisangeln nur einmal packen zu müssen. „Eigentlich habe ich ja den gefährlichsten Job beim Eisangeln“, meint Ehefrau Sabrina. „Wenn die Jungs dann voller Elan am Eisloch auf den Biss warten, oder in der Runde eifrig fachsimpeln, warum die Fische noch nicht gebissen haben, muss ich über die riesige Eisfläche und die Startgebühr einsammeln. Und ich glaube, unter meinen Schuhen knackt die Eisfläche immer am meisten“, gibt die Mutter ihre Angstgefühle freimütig zu.
Den Betreiber des Angelparks Weddendorf ärgert es, dass sein öffentliches Freizeitangebot gerade in der Region auf „Kritik hinter vorgehaltener Hand“ stößt, wie Kiehl es benennt. „Bei mir muss jeder, der eine Angel in den großen und bis zu elf Meter tiefen See wirft, einen gültigen Fischereischein vorweisen können. Und einfach nur die Angelschnur samt Haken ins Wasser zu werfen und auf den schnellen Biss zu hoffen, das funktioniert auch hier nicht“, garantiert Kiehl. Fundierte Grundkenntnisse müssen auch an den Gestaden des Angelparks eingehalten werden, um bei der Jagd auf Forellen, Zander, Schleie und Karpfen erfolgreich zu sein.
Seinen Kritikern hält der 45-jährige Kleinunternehmer entgegen, dass das Gewässerareal regelmäßig und von vielen Angelfreunden aufgesucht wird, die ihrer Passion nachgehen wollen. „Darunter sind auch viele einheimische Angler“, weiß Kiehl. „Im Grunde ist diese Art des Angelns nicht grundsätzlich anders, als das Angeln auf hoher See. Hier wie dort steckt der gleiche Ansporn bei den Petrijüngern dahinter“, sieht der Rühener durchaus Parallelen.
Der Angelpark wurde 2007 eröffnet. Der heute 45-jährige Kiehl hat in dem Baggerteich ein artenreiches Fischvorkommen geschaffen. Selbstverständlich füllt er den Besatz an Forellen fast täglich auf. Denn die meisten Angelgäste gehen auf die Jagd nach diesem Edelfisch. Nicht zu verachten sind aber auch einfliegende Gäste. Kormorane und Reiher wissen genau, wann sich die Menschen aus dem Angelpark zurückgezogen haben, bedauert Kiehl das Kommen dieser ungebetenen Fischdiebe.