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Vorstoß Fahrgäste organisieren sich im Verband

Fahrgäste, die sich bislang vor allem via Facebook ausgetauscht haben, gründen den Magdeburger Fahrgastverband.

Von Martin Rieß 17.11.2015, 00:01

Magdeburg l „Wir wollen die Kritiken der Fahrgäste bündeln und an die Magdeburger Verkehrsbetriebe und an die Stadtpolitik herantragen“, sagt Tom Bruchholz. Damit ist die Marschrichtung des neuen Fahrgastverbands Magdeburg, dem er vorsteht, klar: Für zwölf Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr möchten sich die Mitglieder Gehör verschaffen. Und zwar in einer Weise, wie es bisher über die Facebookgruppe „Magdeburger Verspätungsbetriebe“ nicht so recht funktioniert hat. Der Verein durchläuft derzeit das Verfahren der Vereinsgründung.

Am Montag haben neben ihm Daniela Kreissl, Marco Hennings und Detlef Fred Lasse als weitere Mitglieder des Vorstands ihre Beweggründe und ihre Ziele vorgestellt. Daniela Kreissl ist vor Jahren aus Basel nach Magdeburg gekommen und arbeitet im Gewerbegebiet Nord. Sie ist sich darüber im Klaren, dass Busse und Bahnen aufgrund von Falschparkern, Staus oder Unfällen zuweilen nicht nach dem Fahrplan fahren können.

„In Basel war es, noch bevor ich nach Magdeburg kam, üblich, dass in einem solchen Fall die Fahrgäste per zentraler Durchsage in allen Fahrzeugen über die Behinderung informiert wurden. Warum soll das denn hier nicht möglich sein?“ Detlef Fred Lasse nennt ein weiteres Beispiel für einen schlechten Informationsfluss: „Lange Zeit gab es hier die Fahrplanauskunft per SMS. Das habe ich als sehr komfortabel empfunden. Und das wäre für viele Fahrgäste, die nicht mit einem Smartphone unterwegs sind, auch heute die beste Möglichkeit sich über den aktuellen Fahrplan zu informieren.“ Doch klammheimlich sei dieser Informationsweg gekappt worden, und die Nachfragen blieben unbeantwortet. Auch Marco Hennings nennt eine mangelhafte Kommunikation als ein wichtiges Problem des öffentlichen Personennahverkehrs in Magdeburg: „Der Auftritt in den sozialen Medien wird extern gepflegt. Oft fehlt da einfach die fachliche, vor allem aber die lokale Kompetenz“, so die Einschätzung des Vorstandsmitglieds.

Tom Bruchholz ärgert immer wieder, dass er als Fahrgast nicht ernst genommen wird: „Wenn wir beispielsweise an einem Tag mehr als 100 Ausfälle von Straßenbahnen zählen und uns dann die Verkehrsbetriebe entgegenhalten, dass die Zuverlässigkeitsquote im Monat zuvor 97,6 Prozent betragen hat, dann fühlt man sich einfach veralbert.“ Wenn es gravierende Verspätungen und Ausfälle gibt und im Stadtrat die Auskunft, dass es nicht am fehlenden Geld liegt, dann möchten die nun als Verein organisierten Fahrgäste künftig erfahren, woran es denn dann liegt und wann das Problem gelöst wird.

Situationen wie die während langanhaltender Ausfälle seien nicht nur ein Ärgernis für die Fahrgäste, die mit ihren Geldern wesentlich zum Funktionieren des öffentlichen Personennahverkehrs beitragen. Vielmehr leide auch das Image der Stadt. Tom Bruchholz sagt: „Wenn ich Gästen der Stadt davon abraten muss, sich auf das Angebot einer Direktverbindung mit der Linie 8 vom Hauptbahnhof zu verlassen, dann bleibt eine solche Information ja nicht in der Stadt.“ Überdies sei der Informationsfluss aus den Verkehrsbetrieben nur unzureichend auf fremdsprachige Besucher eingestellt.

Um abseits des Internets mit den Magdeburgern ins Gespräch zu kommen, organisieren die Vereinsmitglieder Fahrgaststammtische. Den ersten soll es am 25. November ab 18 Uhr in der Sudenburger Feuerwache geben. Neben den in der Facebookgruppe Aktiven sollen gerade Senioren und Schüler, aber auch Unternehmen angesprochen werden. Noch gibt es keinen Termin, aber für Dezember wollen die Vereinsmitglieder Rothensee besuchen. Daniela Kreissl: „Wir können sicher keine Wunder vollbringen. Aber wir wollen den in jedem Stadtteil anderen Problemen nachgehen.“

Zur Debatte hat übrigens nicht allein die Gründung eines eigenen Vereins gestanden. Ebenso war im Gespräch, eine Ortsgruppe eines bereits bestehenden bundesweiten Fahrgastverbands zu gründen. Zwei Gründe sprachen aber dagegen. Daniela Kreissl sagt: „Wir dürfen uns nicht verzetteln und müssen uns wirklich erst einmal auf die Magdeburger Themen konzentrieren.“ Den anderen Grund nennt Marco Hennings: „Wir wollen mit einem niedrigen Mitgliedsbeitrag dafür sorgen, dass sich wirklich jeder eine Mitgliedschaft leisten kann.“

Nichtsdestotrotz bestehen gute Kontakte zu Pro Bahn. Das geht sogar soweit, dass der Magdeburger Fahrgastverband diese bundesweit tätige Organisation im neu gegründeten Fahrgastbeirat der Magdeburger Verkehrsbetriebe vertreten soll.

Informationen: www.fahrgastverband-magdeburg.de und www.facebook.com/fahrgastverbandmd im Internet; Telefon: 0391/50864117; Stammtisch 25. November, 18 Uhr, Sudenburger Feuerwache.