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Fremdenfeindlichkeit Schock nach Attacke auf Flüchtlinge

Nach einem interkulturellen Nachmittag sind jugendliche Asylbewerber in Magdeburg-Nord attackiert und ausländerfeindlich beleidigt worden.

09.12.2015, 00:01

Magdeburg l Noch am Tag danach ist die Unsicherheit bei den Schülern und Lehrern groß. Am Montag hatte die IGS Regine Hildebrandt ein internationales Koch- und Backfest gefeiert. Nach den Feierlichkeiten wurde eine Gruppe von jungen Asylbewerbern auf dem Nachhauseweg von vier Männern überfallen, geschlagen und ausländerfeindlich beschimpft. Dabei wurden zwei Jungen verletzt.

„Der Vorfall ereignete sich 15.40 Uhr in Höhe des Neustädter Platzes“, sagte Polizeisprecher Maik von Hoff. Ersten Ermittlungen zufolge wurde die Gruppe von vier Männern erst verbal beleidigt. „Dann wurden ein 18-Jähriger aus Syrien und ein 16-Jähriger aus dem Irak geschlagen.“ Es laufen Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung.

Der Imam der islamischen Gemeinde, Moawia Al-Hamid, geht noch einen Schritt weiter. Er kennt die Jugendlichen persönlich. „Die Schüler wurden gezielt angegriffen“, ist er sich sicher. Die Gruppe – unter ihnen auch Mädchen – hätte an der Bushaltestelle gewartet. Plötzlich sei ein Mann gezielt auf sie zugekommen und habe einen der Jungen geschlagen. Dann seien drei weitere Männer mit Schlagstöcken gekommen und hätten auf die Jungen eingeschlagen. Die Jugendlichen seien in einen Kiosk geflüchtet. „Die Eltern der Schüler haben Angst“, sagt Al-Hamid. Die Kinder seien aus Kriegsgebieten geflüchtet und nun passiere ihnen hier dasselbe wie in ihrer Heimat.

Das Internationale Koch- und Backfest hatte erstmals an der Schule stattgefunden. Jugendliche bereiteten Spezia­litäten aus ihren Ländern zu, die am Dienstag bei einem Basar verkauft wurden. In der IGS lernen mehr als 100 Kinder mit einem Migrationshintergrund. Insgesamt besuchen die Schule ungefähr 1000 Schüler. Die zubereiteten Spezialitäten wurden am Dienstag bei einem Schulbasar verkauft. Die Erlöse sollen Exit Deutschland gespendet werden, einer Initiative, die Rechtsextremen hilft, aus der Neonazi-Szene auszusteigen.

„Es war ein sehr schönes Fest", sagt Schulleiterin Annette Breitenfeld. Die Kinder seien alle sehr glücklich gewesen. „Einige haben während des Backens mit ihren Großeltern telefoniert, um noch den letzten Schliff für ihr Rezept zu bekommen", sagt Breitenfeld. Beim Basar am Dienstag wurde alles verkauft – nur ein paar wenige Backwaren für das Lehrerzimmer seien noch übrig geblieben.

Auch die Landtagsabgeordnete Edwina Koch-Kupfer (CDU) war auf dem Fest zu Gast. „Das war ein toller Nachmittag. Den Jugendlichen hat das Spaß gemacht", sagt sie.  Sie zeigte sich am Tag nach der Attacke auf die Asylbewerber ebenso schockiert von der Tat.