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Baumschutz Meisen gegen Miniermotten

Nicht nur der Asiatische Laubholzbockkäfer schadet Magdeburgs Bäumen. Die Miniermotte hat sich in Tausenden Kastanien eingenistet.

Von Michaela Schröder 01.03.2016, 00:01

Magdeburg l Die Motte lässt die Blätter lange vor dem Herbst welken. Gegen die nur drei Millimeter großen Tierchen sollen jetzt Meisen vorgehen. Bislang ging man davon aus, dass die Kastanienminiermotte keine natürlichen Feinde in unserer einheimischen Vogelwelt hat. Doch Kohl- und Blaumeisen haben anscheinend die Raupen der Motte für sich als leckere „Häppchen“ entdeckt.

Der Awo-Landesverband Sachsen-Anhalt plant jetzt die gezielte Ansiedelung von Meisen in Kastanien mit dem Ziel, den Miniermotten entgegenzuwirken. Testphase für das Projekt ist der Herrenkrug. 27 Nistkästen zur Schädlingsbekämpfung werden an den befallenen Kastanienbäumen in der Breitscheidstraße aufgehängt. Die Stadt hat ihre Erlaubnis erteilt und begrüßt das Engagement. Wegen des Schädlings werden vom Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe (SFM) seit einiger Zeit keine weiß blühenden Rosskastanien mehr nachgepflanzt. „In der Hoffnung auf eine langfristige Eindämmung des Schädlingsbefalls wird heute auf die gegen Miniermotten resistenten, rot blühenden Rosskastanien gesetzt“, heißt es auf Nachfrage aus der Stadtverwaltung. Den Einsatz eines chemischen Insektenbekämpfungsmittels zur Bekämpfung der Miniermotte erwägt die Stadt derzeit nicht, da das Mittel in Deutschland noch nicht zugelassen sei.

Besonders betroffen von der Miniermotte ist die weiß blühende Rosskastanie. Der Schaden an den Blättern entsteht durch die Fraßtätigkeit der Larven. Dabei trennen sie die Blattoberhaut vom darunter liegenden Blattgewebe und damit von der Wasserversorgung ab, wodurch die Bereiche oberhalb der Minen austrocknen und verbräunen. Bei starkem Befall vertrocknen die Blätter allmählich und rollen sich von den Rändern her ein. Die Auswirkungen des Befalls auf die Rosskastanien sind in Grünanlagen der Stadt bereits seit Jahren allgegenwärtig. In der Folge setzt der Laubfall bereits im Sommer ein. Bleibt das Laub auf dem Boden liegen, klettern die Raupen im Frühjahr wieder die Bäume hoch. „Die Laubentfernung ist derzeit die einzige praktikable Bekämpfungsmaßnahme, insbesondere im Stadtgebiet“, erklärt Elias Steger. Das Blättersterben der Sauerstoffspender lange vor dem Herbst ist nicht nur optisch ein Störfall. Durch den Befall der Miniermotte wird die Aufgabe der Rosskastanie als klimaregulierender Stadtbaum stark eingeschränkt.

Elias Stegers Idee: Blaumeisen als „Bio-Luftwaffe“ einzusetzen. „Als Hobbyornithologe bin ich vor einiger Zeit über die Beobachtung gestolpert, dass Blaumeisen scheinbar sehr gern die Miniermotten als Nahrung nutzen und somit mit zu den wenigen natürlichen Fressfeinden der Ungeziefer gehören. Ich habe dann recherchiert und gesehen, dass andere Städte mit solch einem Projekt bereits vorgelegt haben“, erzählt der 29-Jährige. Positive Erfahrungen gebe es bereits in Städten wie Freiburg oder München. „Genauere Untersuchungen zur nachhaltigen Wirkung stehen noch aus“, so der Awo-Mitarbeiter. Dennoch hat die Idee von Elias Steger Gefallen bei Awo-Geschäftsführer Wolfgang Schuth gefunden. Im Rahmen von Ergotherapien in Awo-nahen Einrichtungen sind 30 Nistkästen angefertigt worden, u. a. in der Rehabilitationseinrichtung für psychisch kranke Menschen, RPK Sachsen-Anhalt .

„Die Pflege der ‚Meisenhotels‘ erfolgt nach der jeweiligen Brutsaison, um die Behausung durch Milben oder Lausfliegen zu verhindern“, ergänzt Elias Steger.

Die Meisenkästen sollen am 11. März gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern angebracht werden. Treffpunkt hierfür ist 15 Uhr im Awo Nachbarschaftstreff in der Mörikestraße 2.