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Stadtumbau Alt und Neu liegen Haustür an Haustür

1981 startete in Magdeburg der Aufbau des Wohngebietes Neu-Olvenstedt. Der Stadtteil befindet sich nun im starken Wandel.

Von Marco Papritz 03.05.2016, 01:01

Magdeburg l Im früheren VEB Vorfertigung in Rothensee, einem Betrieb des Wohnungsbaukombinats (WBK) Magdeburg, sind die Einzelteile des Wohngebietes gefertigt worden, wenn man so will. Mehrgeschossige Wohnhäuser im industriellen Wohnungsbaustil entstanden vor 35 Jahren im Westen der Stadt und gaben Zehntausenden Bewohnern ein modernes Zuhause mit integriertem Bad, Fernwärme und Balkon. Seit Jahren läuft der sogenannte Stadtumbau in Neu-Olvenstedt, der mit Abrissen, Rückbauten und dem Aufbau von Eigenheimsiedlungen sichtbar ist. „An der Siedlung ‚Düppler Mühle‘ zeigt sich, dass der freigewordene Platz sinnvoll genutzt werden kann“, sagt Hans-Joachim Neumann. Einst hätten hier Mehrgeschosser gestanden, die dann abgerissen worden seien.

Der 91-Jährige war einst als technischer Leiter im Rothenseer Betrieb tätig und verdeutlicht bei einem Rundgang, wie nah Alt und Neu im Stadtteil beieinanderliegen. Zum Beispiel im Bereich Olvenstedter Scheid/Heinrich-Lange-Weg. Dort hat die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) „Otto von Guericke“ bereits Wohnblöcke saniert und mit neuen Balkonen versehen. „Der Vorteil der neuen Balkone liegt in deren Größe: Damals waren sie gerade einmal 1,20 Meter tief“, verweist Neumann schmunzelnd. Jene unsanierten Blöcke werden derzeit von der WBG in Angriff genommen.

In einem der Hinterhöfe des Olvenstedter Scheids stehen sich sanierte und unsanierte Häuser direkt gegenüber. Damals beim Aufbau des Stadtteils sei es wichtig gewesen, Kunstelemente wie beispielsweise farblich gestaltete Keramik oder Balkonbrüstungen mit verschiedenen Oberflächenstrukturen in die Betonfassaden zu integrieren. Es sollte eine optische Auflockerung der mit Spritzkies versehenen grauen Außenschicht der Häuser erzielt werden. Dafür wurden extra Kunsthandwerker vom VEB beauftragt, die Gestaltung, die heute als Kunst am Bau bekannt ist, zu übernehmen. „Bei der Fertigung der Häuserplatten stand deren Langlebigkeit im Vordergrund. Dieses Ziel ist auch erreicht worden“, so Hans-Joachim Neumann.

Ihn freue es, dass bei der Sanierung der Wohnblöcke wie beim Olvenstedter Scheid 6 Eingangsbereiche kunstvoll gestaltet worden sind. „Prima ist auch, was beispielsweise die Wohnungsbaugenossenschaft ‚Post und Energie‘ bei der Sanierung aus ihren Wohnhäusern gemacht hat. Sie wurden u. a. herabgesetzt und optisch aufgefrischt“, deutet Neumann auf das Wechselspiel von Grau-, Rot- und Gelbtönen an den Fassaden der Hausnummern 46-50.

Typisch für das Wohngebiet von Neu-Olvenstedt sind die Geh- und Radwege abseits der Verkehrsstraßen, die wie Adern wirken und die Quartiere miteinander verbinden. „Über die Jahre sind viele Bäume gewachsen und ist Grün entstanden“, so Neumann weiter. Diese gleichen den Verlust von Wohnhäusern durch deren Abriss aus. „Denn niemand sieht es gern, dass das, was er mitgestaltet hat, wieder abgebaut wird“, sagt er.

Übrigens: In den 1980er Jahren wurden Wohnblöcke mit Fahrstühlen ausgestattet, die mindestens sechs Geschosse zählten. „Erst in den letzten Zügen des Aufbaus sind in Olvenstedt diese Mehrgeschosser entstanden, weil wir rationeller arbeiten sollten, wie es hieß“, so Neumann.