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Aktionstag Mit dem Rad für die Stadt Magdeburg

Erster Anlass für den Fahrrad-Aktionstag am 17. Juni in Magdeburg ist das erneut schlechte Abschneiden der Stadt beim Fahrradklimatest.

Von Martin Rieß 05.06.2017, 10:00

Magdeburg l Der Magdeburger Fahrradaktionstag findet in diesem Jahr zum siebten Mal statt. Termin ist der 17. Juni. Neben der Sternfahrt und der Fahrraddemo gibt es ein Familienfest. Eröffnet wird dieses vom Ordnungsbeigeordneten Holger Platz. Er sagt: „Der Fahrradaktionstag ist in Magdeburg inzwischen eine Größe, und es ist gut, dass es ihn gibt.“

Dass dabei noch viel zu tun ist, meint nicht zuletzt Hochschulrektorin und Schirmherrin Anne Lequy. Sie sagt: „Das Radfahren hilft den Menschen, einander zu begegnen. Es bringt Leben auf die Straßen.“ Doch Magdeburg sei bei den Bedingungen für die Radfahrer Städten wie Kopenhagen und Straßburg noch weit hinterher. Daher sei es wichtig, dass auch in diesem Jahr viele Menschen an der Veranstaltung teilnehmen.

Treibende Kraft hinter der Veranstaltung ist der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), maßgeblich ist hier Vorstandsmitglied Jürgen Canehl. Er sagt: „In puncto Sicherheit und Führung der Radfahrer im Straßenverkehr insbesondere bei Baustellen, bezüglich der Radverkehrsanlagen und wegen der extrem hohen Diebstahlsquote besteht ein erheblicher Verbesserungsbedarf.“

Deshalb hat sein Verband auch eine Petition gestartet unter dem Titel „Fahrradstadt Magdeburg jetzt!“ Diese umfasst fünf Forderungen: eine bessere Fahrradinfrastruktur, acht Euro pro Einwohner und Jahr in den Radverkehr zu investieren, einen Radverkehrsanteil von 40 Prozent zu erreichen, die Etablierung eines Radverkehrsbeauftragten wie in vielen anderen Städten und das Ziel, keine Verkehrstote mehr zu haben. In den vergangenen acht Jahren hatte es in der Landeshauptstadt allein acht Radfahrer gegeben, die bei Unfällen tödlich verletzt wurden.

Beim Thema Radverkehrsinfrastruktur gibt sich Jürgen Canehl angriffslustig: „In Magdeburg gab es als alleinstehende Investition in den Radverkehr in diesem Jahr nur ein kleines Stück des Schroteradwegs. Das ist viel zu wenig.“ Und auch bei den vom Bund unterstützten Radschnellwegen hinke Magdeburg hinterher: Während Halle und Leipzig schon in den Planungen für eine Verbindung zwischen den beiden Städten stecken, gelinge Magdeburg nicht einmal der Bau eines gerade von der CDU in den vergangenen Jahren eingeforderten Schnellwegs zwischen Magdeburg und dem Gewerbegebiet im benachbarten Sülzetal. Zudem sei die Kanonenbahnbrücke als ideale Verbindung zwischen dem Weg nach Biederitz und der Innenstadt nach wie vor Abrisskandidat.

Auch beim Aufstellen von Fahrradanlehnbügeln, die mehr Sicherheit gegen Diebstähle bringen sollen, sei keine klare Linie zu erkennen.

Die Vorwürfe möchte Ordnungsbeigeordneter Holger Platz so nicht auf sich sitzen lassen. Er vertritt die Stadt, die u. a. mit dem Ordnungsamt, dem Umweltamt und dem Tiefbauamt den Fahrradaktionstag auch mit Ständen und Absperrungen unterstützt. Er sagt: „Unser gemeinsames Ziel, den Radverkehr zu stärken, ist sicher klar. Über den Weg sind wir uns sicher manchmal nicht ganz einig.“ Und der Stadt Untätigkeit vorzuwerfen, sei nicht in Ordnung. „Beispielsweise laufen derzeit sehr wohl Überlegungen, wo wir einen Radschnellweg sinnvoll errichten können. An den müssen dann ja auch ganz andere Anforderungen gelten, als an andere Wege.“

Zudem investiere die Stadt sehr viel mehr in den Radverkehr als nur in ein Stück Schroteradweg. Bei allen Straßenbaumaßnahmen würden auch die Belange der Radfahrer berücksichtigt. „Sicher ist richtig, dass wir die dabei eingesetzten Gelder einmal erfassen müssen, damit wir wissen, wie nahe wir der Marke von acht Euro pro Einwohner und Jahr für den Radverkehr wirklich sind.“ Die Forderung nach 40 Prozent Radverkehr unterstützt er durchaus – da seien aber eben auch die Menschen gefragt, aufs Rad umzusteigen. Insbesondere bei Strecken von drei bis sieben Kilometern sehen Experten ein großes Potenzial des Fahrrads als Alternative zum Auto.

Für die Stadt ist eine Stärkung des Radverkehrs notwendig, um den eigenen Zielen zur deutlichen Verringerung des Ausstoßes des Treibhausgases Kohlendioxid näher zu kommen. Gerade beim Verkehr habe sich in den vergangenen Jahren zu wenig bewegt, sagt Holger Platz, der auch in der E-Mobilität vom E-Bike über das Elektroauto bis zur Straßenbahn Alternativen sieht.

Toralf Büchner von Fahrrad Magdeburg sieht derweil die Stadt auf dem richtigen Weg: „Der Radverkehr entwickelt sich und mit ihm Schritt für Schritt auch die Infrastruktur.“

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des ADFC Magdeburg.