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Elektromobilität5er BMW statt Elektroauto

Magdeburg kommt als Modellstadt für Elektromobilität nur schwer in Fahrt.

Von Jana Heute 13.04.2017, 01:01

Magdeburg l Magdeburg – Stadt der erneuerbaren Energien. Auch Modellstadt für Elektromobilität will man werden, so das selbst gesteckte Ziel. Doch wie weit ist das Rathaus damit bisher gekommen?  Der oberste Chef im Rathaus fährt noch keins: Statt E-Auto mit energiesparendem Elektroantrieb setzt Oberbürgermeister Lutz Trümper nach wie vor auf konventionelle Technik auf vier Rädern. Sein Dienstfahrzeug ist ein BMW der 5er-Reihe.

Auf Nachfrage, warum der Rathauschef bislang nicht als gutes Vorbild „e-mobil“ vorausfährt, heißt es: Da sich seine Dienstfahrten auf das gesamte Bundesgebiet und auf das Ausland erstreckten, die Reichweiten der E-Fahrzeuge nicht ausreichend und die Ladeinfrastruktur noch nicht flächendeckend seien, sei der Einsatz eines E-Fahrzeugs als Dienstauto für Lutz Trümper noch nicht möglich. Derzeit kämen lediglich Fahrzeuge mit Hybridantrieb in Betracht, die bei der turnusmäßigen Ausschreibung schon mit einbezogen würden, allerdings „deutlich kostenintensiver“ seien. Wann ein Schwenk aufs E-Auto für den OB realisierbar sei, könne man im Moment noch nicht sagen, heißt es weiter.

So weit, so ernüchternd. Aber vielleicht sieht es ja im Fuhrpark der Landeshauptstadt insgesamt schon etwas besser aus? Angesichts des abstrakt gesteckten Ziels, in Zukunft einmal als „Modellstadt der Elek- tromobilität“ zu glänzen, müsste sich ja langsam etwas bewegen in Sachen E-Antrieb.

Die Volksstimme-Nachfrage ergibt: Über 151 Fahrzeuge verfügt der Fuhrpark der Stadtverwaltung momentan, darunter Pkw, Transporter, Lkw und Sondertechnik. Fahrräder sind nicht dabei. Und bislang auch nur ein E-Fahrzeug: Seit März 2015 gehört ein VW-up! zum Fuhrpark. Keine berauschende Bilanz, weshalb die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen es genauer wissen wollte und einen Bericht zum aktuellen Stand der Elektromobilität in Magdeburg einforderte. Dieser Bericht an den Stadtrat liegt nun vor und liefert erste Antworten:

Wie viele Alt-Fahrzeuge sollen in den nächsten Jahren bei der Stadt durch E-Fahrzeuge ersetzt werden? Im Jahr 2017 werden sieben alte Fahrzeuge gegen E-Fahrzeuge ausgetauscht. Der Umstieg auf E-Fahrzeuge in den nächsten Jahren richtet sich nach den Leasingvertragslaufzeiten der Altfahrzeuge und der technischen Machbarkeit zur Installation von Ladeinfrastruktur an den jeweiligen Kfz-Standorten. Vorgesehen ist dann der sukzessive Austausch in den Fahrzeugklassen Kleinstwagen bis Kleintransporter, welche sich vorwiegend im Stadtgebiet bewegen. Dafür ist der Zeitraum vom Jahr 2017 bis zum Jahr 2025 geplant.

Wie sieht es mit E-Fahrrädern aus? In Sachen E-Fahrrad und E-Lastenfahrrad hat die Verwaltung mehrere Projekte durchgeführt, um ihre Mitarbeiter zu motivieren, diese für Dienstfahrten zu nutzen. So wurden E-Fahrräder zur kostenlosen Benutzung bereitgestellt. Ziel sollte es sein, bei positiver Resonanz, E-Fahrräder in Magdeburg dauerhaft zum Einsatz zu bringen. Obwohl die Benutzung der Fahrräder für die Ämter und Fachbereiche kostenlos blieb, war die Beteiligung so gering, dass entschieden wurde, das Projekt einzustellen.

Werden neue öffentliche Ladestationen gebaut? In der ersten Hälfte 2017 wird hinter dem Dienstgebäude Julius-Bremer-Straße an der teilAuto-Station eine 22-kW-Ladestation mit zwei Lademöglichkeiten in Betrieb genommen. Der Parkplatz neben dem teilAuto-Stellplatz steht der Öffentlichkeit zum Betanken ihres E-Fahrzeugs zur Verfügung. Der Strom hierfür ist kostenlos. Auch wird hier von teilAuto ein E-Fahrzeug als Carsharing-Fahrzeug platziert.

Was unternimmt die Verwaltung zur Förderung der E-Mobilität in den nächsten zwölf Monaten? Es ist geplant, am Baudezernat An der Steinkuhle Ladestationen zu installieren. Außerdem soll das Verleihsystem für die Nutzung von E-Lastenrädern in einem ausgewählten Bereich von Magdeburg aufgebaut werden. Die Elbestadt hatte sich erfolgreich an einem Wettbewerb dafür beteiligt und rechnet in Kürze mit dem Fördermittelbescheid.

Wären da noch die Betriebe mit städtischer Beteiligung. Der Städtische Abfallwirtschaftsbetrieb, kurz SAB, hat zum Beispiel auch erst ein Elektroauto im Bestand. Bei Entsorgungsfahrzeugen sei die Technik noch nicht ausgereift, heißt es. Frühestens für 2018 sei der Kauf eines entsprechenden Fahrzeugs angedacht. Das hängt aber auch wieder davon ab, ob die Technik ausgereift sei, so Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra dazu.

Bei den Städtischen Werken sieht die Bilanz schon etwas besser aus. Die SWM haben derzeit vier Elektrofahrzeuge sowie einen Elektroroller im Rennen. Zum Ausleihen stehen für die Kunden zudem sieben Elektrofahrräder zur Verfügung.

Die MVB sind schon lange e-mobil, und zwar mit ihren Straßenbahnen. Moderne E-Autos oder andere E-Fahrzeuge gehören allerdings noch nicht zum Programm.

Die Beispiele zeigen: Zur Modellstadt der Elektromobilität dürfte es in Magdeburg noch ein längerer Weg sein.