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FlüchtlingeProtest gegen neue Anlaufstelle

Im Stadtteil Herrenkrug formiert sich Protest gegen die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft für bis zu 1500 Menschen.

Von Michaela Schröder 25.09.2015, 01:01

Magdeburg l Erste bauvorbereitende Maßnahmen sind in vollem Gange. Gegen die Planung der Landesregierung formiert sich unterdessen Protest unter den Bewohnern im Herrenkrug. In einer Bürgerinitiative haben sich Familien der Bettina-von-Arnim-Straße organisiert, die direkt gegenüber der zukünftigen Flüchtlingsunterkunft wohnen. „Hier so etwas binnen kürzester Zeit zu bauen, ist Wahnsinn“, sagt ein Sprecher der Bürgerinitiative.

„Wir wollen Unterkünfte, die dieser Stadtteil auch stemmen kann“, so der Magdeburger weiter. Denn bei der Errichtung einer Aufnahmestelle, in der die Flüchtlinge nur wenige Wochen blieben, könne keine Integration stattfinden. „Wir denken, dass mit der Entscheidung des Landes vielen Bürgern der Wohngegend Lebensqualität genommen wird“, positioniert sich die Interessengemeinschaft.

Die Initiatoren der Bürgerbewegung wollen anonym bleiben, um Arbeitgeber und Familie zu schützen. „Viele Bürger hier wollen gern helfen. Aber die geplante Anlage ist einfach zu groß für einen Stadtteil mit nur 1013 Einwohnern“, heißt es.

Inzwischen wurden Infozettel im Herrenkrug, in Biederitz und Cracau verteilt. In einem Internetforum der Interessengemeinschaft kann jeder zudem seine Meinung kundtun. Viele diffuse Ängste der Anwohner werden diskutiert – u. a. dass die Grundstücke und Häuser aufgrund der Aufnahmestelle massiv an Wert verlieren, permanente Demonstrationen von Flüchtlingsgegnern und Befürwortern im Stadtteil stattfinden. „Wir haben bestimmt nichts dagegen, den Flüchtlingen zu helfen, aber in dieser großen Anzahl und in diesem renommierten Wohn- und Erholungsgebiet wäre das ein großer Imageschaden für die Stadt“, schreibt ein Anwohner.

In einer Zusammenfassung der Interessengemeinschaft heißt es auch: „Den Flüchtlingen werden täglich die extremen sozialen Unterschiede zwischen dem Neubaugebiet mit Einfamilienhäusern im ‚Luxusleben‘ auf der einen und ihrer eigenen absoluten Notsituation auf der anderen Straßenseite zugemutet.“

Die Bürger kritisieren auch die Informationspolitik der Landesregierung. Im Vorfeld wurden keine Gespräche mit den Bürgern gesucht. Erst aus der Presse erfuhren die Anwohner über die Pläne in ihrer direkten Nachbarschaft.

Mittlerweile hat das Innenministerium eine Bürgerversammlung für den 2. Oktober im Stadtteil anberaumt. Nach Räumlichkeiten werde derzeit gesucht, heißt es aus dem Innenministerium.