Nachgefragt Grundloser Radweg

In der Seehäuser Straße in Magdeburg wurde der Gehweg erneuert. Weil der Radweg dabei wegfiel, gefällt das nicht jedem.

Von Stefan Harter 22.02.2017, 00:01

Magdeburg l Volksstimme-Leser Friedmar Schieke fuhr bislang immer gerne auf dem Radweg an der Seehäuser Straße in Richtung Sudenburg. Doch seitdem der Weg saniert wurde, fehlt der Radfahrstreifen und er muss auf die Straße ausweichen. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie er findet. „Vor kurzem starb doch erst eine Radfahrerin auf der Großen Diesdorfer Straße, eben weil dort kein Radweg ist. Und hier nehmen sie uns Bürgern den Radweg weg“, erklärt er. „Warum wurde das gemacht?“, will er wissen.

Die Volksstimme leitete seine Frage an die Stadtverwaltung weiter. Sprecherin Kerstin Kinszorra hat dazu jetzt Stellung genommen. Im Zusammenhang mit der grundhaften Sanierung des westlichen Gehwegs prüfte die Stadt, ob die Verkehrsverhältnisse so sind, dass ein Radweg gerechtfertigt ist. Denn laut Straßenverkehrsordnung müssten Radfahrer grundsätzlich die Fahrbahn nutzen. „Insbesondere auf verkehrsarmen Straßen und Straßen mit geringen Geschwindigkeiten wie in Tempo-30-Zonen kann der Radverkehr im Allgemeinen komfortabel und hinreichend sicher auf der Fahrbahn fahren“, zitiert sie die „Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen“. Die Seehäuser Straße liege in einer Tempo-30-Zone und der Autoverkehr sei als gering einzuschätzen, so Kinszorra.

Zudem sei der Pflasterbelag in der Seehäuser Straße gut mit dem Fahrrad befahrbar, weil er für Pflasterbeläge relativ kleine Fugen und eine gleichmäßige Oberfläche aufweise. Auch in der Radverkehrskonzeption der Stadt ist die Straße als „Radverkehrsverbindung über verkehrsarme/verkehrsberuhigte Straßen“ zu finden. „Demzufolge liegen keine Gründe vor, die eine Beibehaltung des Radweges rechtfertigen“, stellt sie fest. Der Radweg entsprach mit knapp 1,5 Meter Breite auch nicht den Vorschriften. Zudem fehlte ein Sicherheitsstreifen zwischen am Bord geparkten Autos und Radweg.

„Es ist verständlich, wenn eine seit ‚gefühlten Ewigkeiten‘ vorhandene und lieb gewonnene Situation verändert wird. Die oben beschriebene Prüfung führte jedoch zu dem Ergebnis, dass der Radweg in der Seehäuser Straße nicht beibehalten werden konnte“, erklärt Kerstin Kinszorra.