NotabrissAde, altes Haus!

Ein Teil der Freifläche der benachbarten Kita war schon gesperrt - jetzt findet ein Notabriss des Magdeburger Rayonhauses statt.

Von Martin Rieß 08.12.2016, 00:01

Magdeburg l Wegen akuter Einsturzgefahr hat die untere Bauaufsichtsbehörde der Stadt den Abriss des Rayonhauses in der Leipziger Straße 53 beauftragt. Dies sei notwendig, weil die Grundstückseigentümer ihrer Pflicht zum Abriss nicht fristgerecht nachgekommen seien.

Die Schäden am Rayonhaus in der Leipziger Straße 53 sind laut Verwaltung inzwischen so umfangreich, dass eine Instandsetzung praktisch nicht mehr möglich ist. Daher hatten die Grundstückseigentümer bereits vor längerer Zeit die Teilabsperrung der Spiel- und Freizeitfläche der unmittelbar angrenzenden Evangelischen Kindertagesstätte „St. Michael“ und eines Bereichs vor dem Gebäude zur Leipziger Straße hin mit Bauzäunen veranlasst. Zuletzt hatte sich das Schadensbild jedoch weiter erheblich verschlechtert. Gebäudeteile waren in Richtung des öffentlichen Verkehrsraums gefallen.

Bereits im Juli hatte die obere Denkmalschutzbehörde die Genehmigung für den Abbruch des Kulturdenkmals erteilt. Das Gebäude war schon zu diesem Zeitpunkt aufgrund der starken Schädigung der Bauteile und der eingestürzten Geschossdecken nicht mehr ausreichend standsicher. Der Zustand des Hauses sei so schlecht gewesen, dass ein Gutachter nicht einmal mehr alle Stellen des Gebäudes in Augenschein nehmen konnte, war während einer Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats zu erfahren. Entsprechend deutlich fiel die Antwort aus dem Bauordnungsamt auf den Vorschlag von BfM-Stadtrat Klaus Kutschmann aus, doch noch nach einem Weg zur Rettung des wertvollen Baudenkmals zu suchen: Sicherheit geht vor Denkmalschutz.

Der Fachwerkbau wurde 1879 von den Zimmermeistern Windschild und Diestel für August Derr gebaut. Die schlichte Straßenfassade und die rückseitige Hofansicht mit originaler Fachwerkfassade seien aus architektonischer und städtebaulicher Sicht bedeutsam als Teil des an der Leipziger Straße in einzigartiger Häufung vertretenen Bestandes der sogenannter Rayonhäuser, heißt es im Denkmalverzeichnis der Stadt. Rayonhäuser sind Gebäude, die im Vorfeld der Festung so konzipiert waren, dass sie im Falle eines Angriffs hätten schnell abgetragen werden können.

Die Grundstückseigentümer jedenfalls hätten, so die Stadtverwaltung, zwar auf die schriftliche Abbruchanordnung der unteren Bauaufsichtsbehörde reagiert. Doch sie konnten innerhalb der gesetzten Frist weder eine dem Stand der Technik genügende Abbruchtechnologie noch den geforderten Rahmenzeitplan für die Abbrucharbeiten im Bauordnungsamt vorlegen. Deshalb hat jetzt also die untere Bauaufsichtsbehörde den Abbruch des einsturzgefährdeten Rayonhauses beauftragt, um Gefahren für die öffentliche Sicherheit auszuschließen.

Mit den eigentlichen Abriss­arbeiten wird noch in dieser Woche begonnen. Während der Abbrucharbeiten muss die Leipziger Straße stadteinwärts möglicherweise teilweise gesperrt werden.

Darüber will die Verwaltung rechtzeitig informieren.