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Pflanzungen Diese Bäume mag der Käfer nicht

Gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer in Magdeburg sind doch einige Bäumarten und Sträucher resistent.

Von Martin Rieß 29.12.2016, 00:01

Magdeburg l Immer wieder hat die Magdeburger Volksstimme in den vergangenen Monaten darüber berichtet, dass im Norden Magdeburgs Bäume gefällt wurden. Grund: Hier sind Exemplare des Asiatischen Laubholzbockkäfers gefunden worden, eines aggressiven Neozoen, der erst seit kurzem in Magdeburg nachgewiesen wurde und bei dessen weiterer Ausbreitung das Absterben ganzer Wälder und Parks droht. Um Fundstellen wird gefällt, da bislang keine biologischen oder chemischen Bekämpfungs-möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Der Umfang, in dem bei Funden von ausgewachsenen Käfern oder Larven aber bislang gefällt wurde, stößt auch bei Fachleuten auf Kritik. Falko Beyme dürfte zu den Menschen mit den besten Kenntnissen zu Bäumen in Magdeburg gehören: Er ist Inhaber der 1840 gegründeten Baumschule Gustav Beyme und sagt auf Nachfrage der Volksstimme: „In Fachkreisen wird nur mit Kopfschütteln reagiert, weil hier scheinbar wieder eine EU-Verordnung zu 300 Prozent in deutsches Recht übertragen wird. Wegen des Laubholzbockkäfers werden ganze Parks und Straßenzüge entblößt, während für die heimischen Bockkäfer wie Eichenbock oder Moschusbock aufwendig Rückzugsgebiete geschaffen werden und diese Tiere unter strengen Schutz gestellt sind.“

Nichtsdestotrotz ist die Fällung von Bäumen kein Schlusspunkt. Um die Landschaft zu erhalten, gegen Erosion, für den Klimaschutz, als Lebensraum für Tiere und nicht zuletzt für die Aufenthaltsqualität von Bewohnern der betroffenen Stadtteile müssen neue Bäume her. Gut vor diesem Hintergrund ist, dass gegen den Käfer ein Kraut gewachsen ist. Vielmehr handelt es sich um eine Reihe von Gehölzen, die den Baumschädlingen den Appetit verderben.

Die Pechauer Fachleute haben sich aufgrund der Anfragen zur Neubepflanzung intensiv mit dem Thema befasst. Die dabei erstellte Liste sei bei der Beratung eine echte Hilfe, da einige Pflanzen von vornherein derzeit nicht infrage kommen.

Grundlage ist die Allgemeinverfügung der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG). Dort ist aufgelistet, welche Wirtsbäume in den Quarantänegebieten vorerst nicht mehr gepflanzt werden dürfen. Falko Beyme sagt: „Nach telefonischer Rücksprache mit der LLG darf danach alles gepflanzt werden, was nicht in dieser Liste als verboten aufgezeigt ist.“

Ausdrücklich nicht empfohlen werden „irrwitzige Experimente wie Indianerbananen“. Es geht stattdessen um Gehölze – darunter auch heimische –, die frosthart sind.

Und: Es geht in erster Linie tatsächlich um Bäume. Denn vom Pflanzverbot betroffen sind mit Ausnahme von Hainbuchen und Weidenarten keine Sträucher. Felsenbirne, Apfelbeere, Goldjohannisbeere und Co. dürfen also sowieso jederzeit gepflanzt werden.

„Bei den Laubbäumen ist allerdings noch eine schriftliche Genehmigung von der LLG einzuholen. Nach bisherigen Kundenerfahrungen sind diese zügig erteilt worden“, berichtet Falko Beyme. Zu Neupflanzungen sollte die Zeit zwischen dem 1. November bis 31. März genutzt werden, da dies nicht nur die beste Pflanzzeit, sondern auch außerhalb der Flugzeit der Käfer ist.

Echte Favoriten gibt es bislang nicht, berichtet Falko Beyme: „Die Auswahl ist immer noch relativ groß. Da entscheidet dann doch der Verwendungszweck und persönliche Geschmack.“

Unter anderem hatte die Stadt vor wenigen Wochen begonnen, in einigen Bereichen nachzupflanzen – die Volksstimme berichtete.

Nichtsdestotrotz sieht Falko Beyme großen Informationsbedarf in den Gebieten, wo Bäume gefällt wurden: „Viele Betroffene wissen von diesen Möglichkeiten noch nichts, sind deshalb verunsichert und schieben eine neue Bepflanzung noch auf. Auch die Tatsache, dass die LLG die Bäume fällen lässt, die Betroffenen aber auf den Kosten für die Baumstubben-Entfernung und Neupflanzung sitzen lässt, ist nicht sehr förderlich.“

Betroffen vom Verbot, bestimmte Baumarten zu pflanzen und Schnittabfälle aus dem Gebiet herauszutransportieren, sind Quarantänezonen rund um Fundorte. Diese reichen im Süden bis in die Neue Neustadt.

Auch im Wiesenpark wurden bereits Bäume gefällt. Bei den für den Asiatischen Laubholzbockkäfer attraktiven Wirtspflanzen, welche auch im Umfeld für die Dauer der mehrjährigen Quarantäne nicht neu gepflanzt werden dürfen, handelt es sich um Ahorn, Rosskastanie, Erle, Birke, Hainbuche, Lebkuchenbaum, Hasel, Buche, Esche, Blasenesche, Platane, Pappel, Weide, Linde und Ulme.