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Playmobil-Schau Das Spielzeug, das süchtig macht

Am Sonnabend eröffnet in Magdeburg eine große Playmobil-Ausstellung.

Von Peter Ließmann 12.05.2017, 01:01

Magdeburg l Playmobil ist ein Kosmos. In der Welt der kleinen Kunststoff-Figuren aus Nürnberg mit den markanten Frisuren und den „Klemm-Händen“ ist alles möglich. Das alte Rom, der Urwald zur Dinosaurier-zeit, Ritterburgen und Weltraumstationen, Prinzessinnen und Cowboys, Steinzeit und Mittelalter, auch fast jedes geschichtliche Ereignis lässt sich mit Playmobil nachbauen. „Es bleibt aber immer auch ein Spielzeug für Kinder“, sagt Oliver Schaffer. Er ist einer der größten Playmobil-Sammler in Europa, aber einer, der damit auch tatsächlich noch spielt. „Viele Sammler kaufen sich alles von Playmobil und bewahren es immer in der ungeöffneten Originalverpackung auf. Das ist nicht meine Welt“, sagt er im Volksstimme-Gespräch.

Was seine Playmobil-Welt ist, oder besser seine -Welten sind, zeigt er zurzeit im Jahrtausendturm in einer - nicht nur für Kinder - beeindruckenden Ausstellung. Auf 200 Quadratmetern hat er in großen Vitrinen 6000 Jahre Weltgeschichte nachgebaut. Sogar Magdeburg im Mittelalter und Martin Luther vor der Johanniskirche kommen darin vor. „Das mache ich immer. Jeder Ort, in dem ich ausstelle, bekommt eine Extra-Vitrine“, sagt Oliver Schaffer.

Er ist, na klar, als Kind zu Playmobil gekommen. „Als ich drei Jahre alt war, haben mir meine Eltern einen Playmobil-Zirkus geschenkt.“ Das war für ihn die Eintrittskarte in den Playmobil-Kosmos. „Ich habe dann angefangen, meinen eigenen ,Zirkus Oliver‘ zu bauen und immer weiter zu entwickeln. Sogar Vorstellungen habe ich gegeben.“ Als Oliver Schaffer 15 Jahre alt ist und mitten in der Pubertät steckte, war Schluss mit dem „Kinderkram“ und der „Zirkus Oliver“ wurde in - immerhin in 15 - Umzugskartons verpackt und auf den heimischen Dachboden verbannt. Der junge Oliver trat heraus aus der Kindheit in Kiel und hinein ins pralle Leben. Er wurde in Hamburg erfolgreicher Musical-Sänger und -Schauspieler.

Der Playmobil-Virus, von dem er als Kind, wie er sagt, angesteckt wurde, war damit allerdings nicht aus seinem Körper verschwunden, sondern „überwinterte“ nur, bis sich eines Tages im Jahr 2006 Playmobil bei ihm meldete. „Das hat mich total überrascht.“ Der Grund war, dass der kleine Oliver einmal an Playmobil geschrieben hatte, um seinen „Zirkus Oliver“ vorzustellen. Damals hatte er keine Antwort bekommen, Playmobil hatte ihn aber nicht vergessen. Zum Firmenjubiläum luden sie Oliver Schaffer ein, seinen Zirkus zu präsentieren. Die 15 Kartons wurden vom Boden geholt, der Zirkus aufgebaut - und schon bekam der Playmobil-Virus wieder Futter.

Seit damals hat Oliver Schaffer rund 20.000 der 7,5 Zentimeter großen Figuren zusammengetragen, dazu noch rund 100.000 Einzelteile, um seine Playmobil-Welten zu bauen. Mittlerweile richtet er damit vier bis fünf Ausstellungen pro Jahr aus, über 25 waren es bis jetzt mit zusammen rund 3 Millionen Besuchern. Und sogar im berühmten Pariser Louvre hat er für Playmobil ausgestellt. „Es bleibt aber ein Hobby, und mit den Ausstellungen finanziere ich meine Sammlung“, sagt der Sammler, der im beruflichen Leben für die Aida-Line Künstler für deren Kreuzfahrtschiffe castet.

Die Ausstellung im Jahrtausendturm ist ab 13. Mai bis zum 17. September 2017 zu sehen. Neben den großen Geschichts-Vitrinen zeigt Oliver Schaffer auch noch einen Abriss aus 43 Jahren Playmobil-Geschichte - auch für Erwachsene ein Spaß mit hohem Wiedererkennungswert. Und weil es sich um Spielzeug handelt, gibt es natürlich auch mehrere Spieltische. Für die „Großen“ ein kleines Schmankerl: In jeder Vitrine hat Oliver Schaffer etwas versteckt, was nicht zum Thema passt.