Asylbewerber Tage des "Asyldorfs" sind gezählt
Die Landesaufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber in Magdeburg werden geschlossen.
Magdeburg l Hoch schlugen die Wellen der Empörung noch vor gut einem Jahr, als das Land verkündet hatte, ein "Asyldorf" im Herrenkrug zu bauen. Damals war der Flüchtlingszustrom auf seinem Höhepunkt, ein Ende nicht abzusehen. 1500 Plätze für Hilfesuchende, die auf die Bearbeitung ihres Asylantrags warten, sollten in der Bungalowsiedlung entstehen. Bei einem emotional aufgeladenen Bürgerforum in der Petrikirche machten Anwohner ihren Sorgen Luft und ließen Fremdenfeinde ihrem Hass freien Lauf.
Heute redet kaum jemand mehr davon. An der Breitscheidstraße wohnen seit dem Frühjahr zwar einige Asylbewerber, doch die 300 Plätze dort sind genauso wie die 400 in den "Neustädter Höfen" längst nicht ausgelastet. In der Vorwoche hatte das Landeskabinett nun beschlossen, aufgrund der anhaltend niedrigen Zuwanderungszahlen die Erstaufnahmeplätze im Land von 4000 auf 2450 zu reduzieren.
Auch die beiden Magdeburger Standorte sind davon betroffen. Auf Volksstimme-Anfrage erklärt Michael Kraska aus der Pressestelle des Innenministeriums, wie der Zeitplan aussieht. Demnach wird das Bungalowdorf aufgegeben, sobald die im Bau befindliche neue Landeserstaufnahmeeinrichtung in Stendal fertig ist, teilt er mit. Dies wird voraussichtlich erst 2018 der Fall sein.
Was danach mit den Häuschen passiert, steht derzeit noch nicht fest, wie das verantwortliche Finanzministerium mitteilt. Sprecherin Rotraud Schulze erklärt: "Über die weitere Nutzung der Gebäude an der Breitscheidstraße wird rechtzeitig befunden. Derzeit gibt es noch keinen Entscheidungsbedarf."
Die Hochschule Magdeburg-Stendal als direkter Nachbar könnte ein möglicher Interessent sein. Doch wie Sprecher Norbert Doktor erklärt: "Bislang ist niemand an uns herangetreten, um darüber zu diskutieren. Aus unserer Sicht gibt es derzeit allerdings auch keine Nachnutzungsideen."
Der Mietvertrag im Gewerbepark "Neustädter Höfe" in Neue Neustadt endet am 31. Dezember 2017, so dass dort spätestens ab Jahresbeginn 2018 keine Personen mehr untergebracht sind. Ob über ein vorzeitiges Vertragsende verhandelt wird, konnte das zuständige Finanzministerium bis Mittwoch nicht mitteilen.
