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Uraufführung "Mongos" Mitten ins Herz

Schauspieler Sergej Gößner feierte mit seinem Zweipersonenstück „Mongos“ in Magdeburg Premiere.

Von Kathrin Singer 13.02.2017, 23:01

Magdeburg l Der Unfall eines Freundes inspirierte Schauspieler Sergej Gößner zu seinem Zweipersonenstück „Mongos“. Regisseurin Grit Lukas und ihre Spieler Philipp Quest und Alexander von Säbel lieferten zurv Premiere am vergangenen Freitag einen stimmigen Abend, bei dem Lachen und Weinen nah beieinander waren und das Publikum mitten ins Herz getroffen wurde.

„Wir sind die coolste Wohngemeinschaft in der ganzen Klinik“ – Francis und Ikarus könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine immer mit markigen Sprüchen am Start, der andere ein verträumter Poet.

Ikarus, der durch einen Unfall querschnittsgelähmt ist, und Francis mit seiner aggressiv verlaufenden multiplen Sklerose treffen in einer Reha-Klinik aufeinander, wo aus der anfänglichen Notgemeinschaft eine enge Jungenfreundschaft wird.

Die beiden Schauspieler nutzen dafür im Foyer einen leeren, mit schwarzem Samt abgehängten Raum und erzählen rückblickend die Geschichte ihrer besonderen Freundschaft. Philipp Quest gibt einen raubeinigen, machohaften Ikarus, der mit seinen coolen Sprüchen seinen sensiblen Kern zu verbergen sucht.

Diese Gratwanderung gelingt dem jungen Schauspieler auf sehr anrührende Weise. Alexander von Säbel dagegen zeigt den Gedichte schreibenden, zurückhaltenden Francis, der, so scheint es, immer stärker wird, je mehr ihn seine Krankheit schwächt.

Sergej Gößner, der bei der Uraufführung zu Gast war, trifft auf beeindruckende Weise den Ton heranwachsender Jugendlicher in all ihrer Dünnhäutigkeit und Verunsicherung, die auf pubertären Größenwahn trifft.

Die beiden Rollstühle und Gehhilfen sind dabei schnell vergessen, wenn die Jungs zusammen im Kino herumalbern, die Krücken mal eben zu E-Gitarren werden oder zarte Liebesbande mit all ihren Peinlichkeiten geknüpft werden.

Umso schockierender der Einbruch der Realität, wenn Francis einen nächsten Krankheitsschub erleidet und am Ende seiner Krankheit erliegt. Erst hier erkennt Ikarus, der dem Freund übel nimmt, dass er entlassen wurde, den wahren Wert der Freundschaft.

Regisseurin Grit Lukas schafft es, stille und schmerzende Momente auszuhalten, in denen die Worte fehlen. Gleichzeitig erzählt sie eine wunderbar ermutigende, bisweilen saukomische Geschichte über das Leben, über das Glück und den Augenblick zu genießen.

Dabei hilft ihr das perfekt gebaute Stück Gößners, in dem die Figuren rasant wechseln. Alexander von Säbel spielt dabei sämtliche Nebenrollen, vom Chefarzt über den verständnisvoll nervenden Psychologen bis hin zu Ikarus’ Freundin Jasmin, für deren Verwandlung es Szenenapplaus gibt.

„Mongos“ ist nicht nur ein Stück für Jugendliche, sondern vor allem auch für Erwachsene, die mit ihren Kindern ins Gespräch kommen wollen, darüber, was im Leben wirklich zählt.

Nächste Vorstellungen: Mi., 22.2., Fr., 8.3., jeweils 19.30 Uhr, Di., 28.3., Di., 4.4., jeweils 11 Uhr. Die Vorstellung ist auch online buchbar.