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Erbstück Schützen bekommen zweite Ordenskette

Der Gröninger Schützenverein besitzt jetzt eine zweite „Private Ordenskette“. Sie stammt aus den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Von René Döring 28.01.2016, 00:01

Gröningen l Wie war die Freude beim Gröninger Schützenverein groß, als ihm im Herbst vergangenen Jahres der Dalldorfer Helmut Reinsdorf die „Private Ordenskette“ seines Schwiegervaters Fritz Schütte überlassen hatte. War sie doch zu diesem Zeitpunkt die erste Kette ihrer Art in der umfangreichen Sammlung historischer Schützenutensilien des Vereins und hat deshalb auch einen ganz besonderen Ausstellungsplatz bekommen.

Und das ungeachtet der Tatsache, dass diese Kette nicht unmittelbar aus den eigenen historischen Reihen, sondern aus dem benachbarten Dalldorf stammt. Was aber für den Gröninger Schützenvereins-Chronisten Klaus-Peter Bartschte kein Problem war und ist, „denn in der Zeit, in der recht kurzen Zeit, in der der Dalldorfer Schützenverein existierte, hat es sehr freundschaftliche Verbindungen zwischen beiden Vereinen gegeben. Und zum anderen waren und sind seit dem Ende des Dalldorfer Schützenvereins die Dalldorfer Sportschützen in unserem Verein aktiv. So dass diese Kette sehr gut in unsere Sammlung passt.“

Dennoch war die Freude bei Klaus-Peter Bartschte noch einmal um einiges größer, als er dieser Tage zum ersten Mal eine waschechte Gröninger „Private Ordenskette“ in den Händen hielt. Die der Gröninger Schützenverein zudem behalten und damit seine Ausstellung vervollständigen darf.

Es war Friedrich Bollmann, der sich diese Kette Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts privat hatte anfertigen lassen, um daran seine Schützen-Orden sowie Schützen-Medaillen zu befestigen und an der Uniformjacke zu tragen. Und es war nun dessen Enkel Dietrich Bollmann, der dieses gute Stück auch im Namen seines Bruders Friedrich Ernst Bollmann dem Schützenverein übergeben hat.

„Anfang Dezember ist unser Vater im Alter von 95 Jahren verstorben und wir haben in seinem Nachlass diese Kette unseres Großvaters entdeckt. Wir haben uns sofort entschieden, sie dem Gröninger Schützenverein zu überlassen“, wie Dietrich Bollmann sagt, der sehr angetan davon ist, wie sich der Verein und wie sich speziell Chronist Klaus-Peter Bartschte mit der Gröninger Schützen-Geschichte beschäftigt und sie für die Nachwelt aufbereitet und erhält. Und deshalb haben Dietrich und Friedrich Ernst Bollmann den Gröninger Schützen aus dem Nachlass ihres Vaters auch nicht nur die Ordenskette, sondern zudem noch neun historische Fotos zur Verfügung gestellt, die das frühere Schützenleben dokumentieren.

Eines dieser Fotos stammt aus dem Jahr 1926, in dem der damals 42-jährige Kaufmann Friedrich Bollmann Schützenkönig des Bürgerschützenvereins geworden ist. Zu sehen ist er auf diesem Foto gemeinsam mit seiner damals 31-jährigen Ehefrau Martha Bollmann und mit dem seinerzeit sechsjährigen Sohn Ernst Friedrich, der im Vorjahr als Vater von Dietrich und Friedrich Ernst 95-jährig gestorben ist.

Und zu sehen ist auf dem besagten Foto auch die alte Gröninger Schützenkette aus dem Jahr 1798, die Friedrich Bollmann hier als amtierender Schützenkönig trägt und die sich auch im Besitz des heutigen Gröninger Schützenvereins befindet. An dieser Kette hängt bis heute unter anderem der Friedrich-Bollmann-Königsorden des Jahres 1926. Den sich Bollmann wohl noch im selben Jahr privat duplizieren und an der etwa zeitgleich in Auftrag gegebenen „Privaten Ordenskette“ befestigen lassen hat. „Das zeigt eine entsprechende Eingravierung auf der Vorderseite“, so Klaus-Peter Bartschte, der in den vergangenen Tagen nicht nur die Bollmannsche „Private Ordenskette“ genau unter die Lupe genommen, sondern auch in seinen historischen Unterlagen und im Kontakt mit anderen Schützenvereinen Hintergründe recherchiert hat.

Mit handfesten Ergebnissen. So steht für Bartschte fest, dass sich an der „Privaten Ordenskette“ von Friedrich Bollmann neben dem Königsorden-Duplikat aus dem Jahr 1926 noch der Orden „I. Ritter“ aus dem Jahr 1928 befindet, als Bollmann den 2. Platz beim Königsschießen des Bürgerschützenvereins belegt hat. „Noch zwei weitere wunderschöne silberne Medaillen sind an der Kette befestigt. Die eine stammt vom ersten Harzgauschießen in Halberstadt, das vom 22. bis 24. Mai 1927 stattgefunden hatte. Die andere Medaille hat er bei einem Wettschießen zum 225-jährigen Bestehen der Schützengesellschaft Hadmersleben im Jahre 1928 errungen.“

So dass sich Klaus-Peter Bartschte unter dem Strich nicht nur über die Kette selbst, sondern auch über die Erkenntnisse freut, die sich aus den mit dem Geschenk verbundenen Recherchen ergeben haben. „Wir bedanken uns hier an dieser Stelle nochmals
bei den Bollmann–Brüdern. Wir werden das tolle Geschenk in Ehren halten und einen geeigneten, besonders schönen Platz im Schützenhaus und auch in der Gröninger Schützenchronik finden“, sagt Bartschte, der die Kette aber zunächst am Sonnabend während der Jahresversammlung seinen Vereinsmitgliedern präsentieren wird.